AWK Temelin
Pixabay/ivabalk
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CHRONIK

Reaktorblock in Temelin abgeschaltet

Der zweite Block des Atomkraftwerks Temelin in Tschechien, unweit der oberösterreichischen Landesgrenze, ist wegen einer technischen Störung unplanmäßig abgeschaltet worden. Das teilte der Kraftwerksbetreiber CEZ am Mittwoch in einer Aussendung mit.

Grund sei der Verdacht auf eine Undichtigkeit im Bereich des Generators, heißt es von einem Sprecher des teilstaatlichen Betreibers CEZ. Das mutmaßliche Leck befindet sich demnach im nicht-nuklearen Bereich der Anlage. Die Reparatur, die mehrere Tage in Anspruch nehmen dürfte, sei bei laufendem Betrieb nicht möglich, hieß es in einer Stellungnahme weiter.

Verunsicherung in der Bevölkerung

Schon am Dienstag habe es am Abend drei explosionsartige Schläge gegeben. Mittwochfrüh hätten die Anwohner dann ohrenbetäubenden Lärm aus dem Atomkraftwerk vernommen. Tschechische Umweltorganisationen berichten von großer Unsicherheit in der Bevölkerung. Entwarnung per SMS kam vom Kraftwerksbetreiber dann erst am Mittwoch um 7.30 Uhr.

Für Umwelt- und Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) eine viel zu späte Reaktion, sie bedeute im Ernstfall eine große Gefahr. Er fordert von den tschechischen Verantwortungsträgern jetzt Aufklärung.

Heftige Kritik von Umweltschützern

Das Atomkraftwerk Temelin befindet sich weniger als 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt. Es verfügt über zwei Druckwasserreaktoren russischer Bauart. Im Jahr 2023 erzeugte das AKW insgesamt 16,1 Terawattstunden Strom.

Aufgrund zahlreicher Störfälle in der Vergangenheit steht das Atomkraftwerk Temelin bei Umweltschützern schon lange in der Kritik.

Tschechien will weiter auf Atomenergie setzen

Derweil beschloss die Regierung in Prag in ihrer Kabinettssitzung am Mittwoch, die bisherige Ausschreibung für den Bau eines neuen Reaktors am AKW-Standort Dukovany auszuweiten.

Die Bewerber sollen nun ein verbindliches Angebot für den Bau von bis zu vier neuen Blöcken unterbreiten, welche auf die beiden Standorte Dukovany und Temelin verteilt würden. Je Block ergebe sich aus der Sammelbestellung ein um rund 25 Prozent günstigerer Baupreis, betonte Ministerpräsident Petr Fiala.

In der engeren Auswahl sind die französische EDF-Gruppe und KHNP aus Südkorea – der US-Konzern Westinghouse schied nun aus.