Ein Dolch mit goldenen Griffschalen wird mittels transportabler Laser-Ablationstechnik minimalinvasiv beprobt.
M. Mehofer, Universität Wien
M. Mehofer, Universität Wien
Wissenschaft

Hallstatt: Metallhandel schon vor 3.000 Jahren

In Hallstatt wurde bereits vor mehr als 3.000 Jahren in nahezu industriellem Ausmaß Salz abgebaut. Die dafür notwendigen Ressourcen wurden über ein ausgedehntes Handelsnetzwerk besorgt, das von Afrika bis zur Ostsee reichte. Neue Forschungen zeigen, dass zur selben Zeit auch schon Kupfer aus Salzburg und Südtirol nach Hallstatt gebracht wurde.

Wiener Forscher untersuchen in einem EU-geförderten Projekt den eisenzeitlichen Handel mit Metall und zeigten nun, dass Kupfer aus Salzburg und den Südalpen nach Hallstatt gebracht wurde, um dort zu Schmuck, Waffen oder Werkzeugen verarbeitet zu werden.

Grabbeigaben belegen Handelsbeziehungen

Das Gräberfeld im Hochtal oberhalb des Ortes Hallstatt ist einer der wichtigsten prähistorischen Bestattungsorte Europas. Bereits im 19. Jahrhundert wurden mehr als 1.000 Gräber freigelegt, mittlerweile kennt man rund 1.500 – aus der Zeit 800 bis 400 v. Chr., eine Epoche, die nach dem Fundort Hallstattzeit genannt wird. Gefunden wurden dabei zahlreiche Grabbeigaben, teilweise prachtvolle Gefäße, Waffen und Schmuck, die den durch Salzabbau und -handel entstandenen Wohlstand und weitreichende Handelsbeziehungen belegen.

Geochemischer Fingerabdruck weist auf Südalpenraum hin

Der Archäometallurge Mathias Mehofer vom Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) der Universität Wien hat gemeinsam mit Georg Tiefengraber und Karina Grömer vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) Grabbeigaben aus dieser Zeit auf die Herkunft des Kupfers untersucht.

Zuerst werden die Bronzen mittels tragbarem Röntgenfluoreszenzanalysegerät untersucht, um erste Informationen zur chemischen Zusammensetzung des Metalls zu gewinnen.
D. Oberndorfer, NHM Wien
Mit einem Röntgenfluoreszenzanalysegerät wird die chemische Zusammensetzung des Metalls untersucht.

Durch Analyse des geochemischen Fingerabdrucks des Metalls zeigte er, dass während der Spätbronzezeit, also Ende des 2. Jahrtausends v.u.Z., sogenanntes chalkopyritbasiertes Kupfer verwendet wurde. „Dieses stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem Hochkönig-Mitterberggebiet in Salzburg und dem Südalpenraum, konkret dem Trentino und Südtirol“, erklärte Mehofer gegenüber der APA.

Noch unbekannte Kupferquellen bei jüngeren Funden

Ab etwa 900 bis 800 v.u.Z. wurde dagegen vermehrt sogenanntes fahlerzbasiertes Kupfer genutzt, dessen Herkunft noch unklar ist. "Unsere Analysen belegen also, dass sich über die Jahrhunderte die Bezugsnetzwerke änderten, fasst der Wissenschafter in einer Aussendung der Uni Wien die bisherigen, noch nicht publizierten Ergebnisse zusammen. Möglicherweise seien die spätbronzezeitlichen Bergwerke, die Chalkopyritkupfer lieferten, allmählich erschöpft gewesen, weshalb neue Kupferquellen erschlossen werden mussten, um den Betrieb im Salzbergwerk aufrecht zu erhalten, erklären sich die Forscher den Lieferantenwechsel.

Fernhandelsnetzwerke veränderten sich

Das danach genutzte Fahlerzkupfer hat einen viel höheren Anteil an Arsen oder Antimon, was seine Eigenschaften veränderte. Zudem nimmt der Zinngehalt in den analysierten Objekten mit der Zeit ab. Dies deute auf eine Verknappung dieses wichtigen Legierungsbestandteiles zur Herstellung von Zinnbronze hin, der aus weit entfernten Lagerstätten wie etwa aus Cornwall, Spanien, dem Erzgebirge oder aus Zentralasien stammte. „Wir können daraus schließen, dass sich auch diese Fernhandelsnetzwerke änderten“, so Mehofer.

verschiedene in Hallstatt gefundene Metallgegenstände
M.Mehofer, Universität Wien
Zahlreiche Metallfunde, wie etwa Zierbeile (oben) oder ein Eisenschwert mit Bronzegriff, wurden analysiert.

Noch ausgewertet werden die Analysen von Goldfunden aus dem Gräberfeld. „Wir haben noch keine Daten, wollen aber auch hier untersuchen, aus welchen Bezugsnetzwerken das Gold stammt. Ist es zum Beispiel noch mit dem Gold aus dem (2005 entdeckten, Anm.) Depot des nahe gelegenen Arikogels oder schon mit anderen eisenzeitlichen Edelmetallgegenständen wie aus dem ‚Fürstengrab‘ von Strettweg in der Steiermark chemisch vergleichbar“, sagte Mehofer.