Politik

Ausbildung von Asylwerbern während Grundversorgung

Asylwerber sollen in Oberösterreich in Zukunft schon während der Grundversorgung ausgebildet werden. Also noch bevor feststeht, ob sie einen positiven oder negativen Asylbescheid bekommen.

Damit sollen sie nach positivem Bescheid „rasch an einen Arbeitsplatz wechseln“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Freitag. Derzeit befinden sich in Oberösterreich 1.900 Syrer in der Grundversorgung, „laut geltender Spruchpraxis“ erhalten 80 Prozent einen Aufenthalt gewährt und haben damit Zugang zum Arbeitsmarkt, sagte Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) in der Pressekonferenz. Damit haben Flüchtlinge aus Syrien aktuell die höchste Bleibewahrscheinlichkeit, begründete er die Auswahl.

Screening zur Abklärung sprachlicher Vorkenntnisse

Beim Übertritt von der Grundversorgung des Bundes in jene des Landes werde nun ein Screening zur Abklärung sprachlicher Vorkenntnisse, Alphabetisierungsgrad sowie berufliche Vor-Qualifizierung durchgeführt. Zudem gebe es ein „neues Quartiersmanagement“, erläuterte der Landesrat. So werden jene Syrer nicht auf freie Plätze zugewiesen, sondern in Gruppen in eigenen Unterkünften untergebracht und ausgebildet. Das Pilotprojekt ist für insgesamt 75 Syrer gedacht.

Wöchentlich 23 bis 35 Schulungsstunden

Das Projekt von FAB für 48 Teilnehmer mit wöchentlich 23 bis 35 Schulungsstunden ist diese Woche in Linz angelaufen. Geschäftsführerin Silvia Kunz unterstrich die Wichtigkeit, jene „sechs bis acht Monate in der Grundversorgung“ zu nutzen, um auch die „Arbeitsmotivation“ aufrechtzuerhalten. Sie meinte weiters, dass es vor allem um den „Anlernbereich“ gehe. Mitgebrachte Vorkenntnisse gelte es in „österreichische Beruflichkeiten“ zu übersetzen. So nannte sie als Beispiel einen Syrer, der angab, vor der Flucht in seiner Heimat als Fliesenleger gearbeitet haben. Es werde nun abgeklärt, welche Tätigkeiten er hier ausführen könne.

„Trotz Rezession besteht ein Arbeits- und Fachkräftelücke“

Das WIFI wird in Ried zwei Gruppen zu je zwölf Syrern sieben Monate 30 Stunden pro Woche qualifizieren, so Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer. In der einen stehe die Alphabetisierung im Zentrum, in der anderen seien Personen mit Deutschkenntnissen auf A1-Niveau, „die arbeitsfit gemacht“ werden und die man bei Bewerbungen unterstütze. Denn so stellte sie klar. „Trotz Rezession besteht ein Arbeits- und Fachkräftelücke.“

„Auf gesamtes Potenzial wird verzichtet“

Kritik kam am Freitag von den Grünen. Nur jene mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit zu qualifizieren, hieße auf das gesamte Potenzial zu verzichten, so die Grüne Integrationssprecherin Ines Vukajlovic. Dass die Qualifizierung in sogenannten homogenen Arbeitsquartieren erfolgen soll, sei eine seltsame Herangehensweise und unappetitliche Wortkreation, so Vukajlovic.

Die NEOS begrüßten zwar den „Vorstoß der ÖVP“, die „sehr enge Beschränkung und die Details des Vorhabens – vor allem hinsichtlich der Quartierszuteilung – gilt es aber zu diskutieren“, meinte Sozialsprecherin Julia Bammer.