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Wasserstoff: Pionierprojekt in Oberösterreich

Ein für die Energiezukunft der gesamten EU entscheidendes Projekt wird in Oberösterreich getestet und ist am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Speicherung und der Einsatz von Wasserstoff in Großindustriellem Ausmaß wird dabei erstmals praktisch eigesetzt.

Immer mehr Strom wird aus Wind und Sonne erzeugt, allerdings oft zur falschen Zeit. Das heißt im Sommer wird am meisten produziert, gebraucht wird der Strom aber vor allem im Winter. Ein ideales Speichermedium dieser Energie ist der Wasserstoff. In Oberösterreich sollen in Zukunft die unterirdischen Erdgasspeicher des größten Energiespeicherunternehmens Österreichs, die RAG, mit Wasserstoff gefüllt werden, der im Sommer aus dem überschüssigen Strom erzeugt wird. Im Winter soll dann in den bisher mit Erdgas betriebenen Kraftwerken der Linz AG Wasserstroff zur Stromerzeugung verwendet werden.

Meilenstein für grüne Energieversorgung

Theoretisch und in kleinem Maßstab funktioniert das alles schon, jetzt wird dieses Wissen aber in einem Großprojekt getestet. Neben RAG, Linz AG und einer Reihe weiterer Partner ist auch das Land Oberösterreich, an dem von der EU mit 20 Millionen Euro unterstützten Projekt beteiligt. Ziel ist es, eine unterirdische Wasserstoffspeicherung marktreif zu machen und eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Als Exempel dient Linz, die Ergebnisse sollen aber auf ganz Europa anwendbar sein. Ziel ist es, das Projekt bis 2029 abzuschließen und das heimische Wasserstoff-System in eine europäische Infrastruktur zu integrieren.

Wasserstoff als langfristige Speicherlösung

Generell wird bei erneuerbaren Energiequellen wie PV, Wind und Wasser im Sommer mehr produziert als benötigt, im Winter herrscht hingegen „Dunkelflaute“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP). In Oberösterreich habe es im vorigen Sommer bereits vier Tage gegeben, „an denen so viel Strom erzeugt wurde, dass man Strafe zahlen musste, wenn man was einspeist“. Um den erzeugten Überschuss künftig sinnvoll zu nutzen, braucht es Speicher. Kurzfristige Speicherung ist in Pumpspeicherkraftwerken möglich, saisonale – also vom Sommer für den Winter – mit Wasserstoff.

Deutschland arbeite an einem Wasserstoff-Startnetz, das in Burghausen an Österreich andocke, erläuterte RAG-CEO Markus Mitteregger die Entwicklungen um Österreich herum. Ab 2030 solle über Italien Wasserstoff aus Nordafrika nach Europa fließen, vielleicht auch einmal aus einer „befriedeten Ukraine“. Man müsse also in wenigen Jahren den Wasserstofftransport durch Österreich bewerkstelligen können.

Transport in bestehenden Erdgasleitungen

Grundlage für EUH2STARS sind die Erfahrungen aus den ersten Wasserstoffspeicher-Projekten der RAG Austria in Oberösterreich. Die RAG betreibt in Gampern/Rubensdorf bereits einen Speicher für reinen Wasserstoff. In Haag und Sattledt könnten weitere folgen. Ehemalige Gasleitungen können für den Wasserstofftransport verwendet werden. Die Verwertung wird von der Linz AG, die mit ihrem Kraftwerk Ebelsberg Teil der Versuchsanordnung ist, übernommen.

Linz führt als CO2- Emittent

Linz sei der größte CO2-Emittent Österreichs, ist Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) gar nicht stolz auf diese Goldmedaille: „Auf 100 Quadratkilometern werden 13 Prozent der CO2-Emissionen der Republik produziert.“ Man wolle aber Industriestadt bleiben, daher beteilige man sich an dem zukunftsweisenden Projekt. „Wir haben die Zeichen der Zeit vielleicht nicht immer rechtzeitig erkannt. Aber jetzt haben wir es kapiert“, gab er sich selbstkritisch.

Neben RAG, AGGM und Linz AG sind an dem Projekt EUH2STARS (European Underground Hydrogen Storage Reference System) auch die Montanuniversität Leoben, The Netherlands Organization for Applied Scientific Research und das Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz für den Forschungsbereich sowie die Unternehmen Shell Global Solutions International B.V. (Niederlande), Energie Beheer Nederland BV, Hungarian Gas Storage und Trinity Capital S.L. (Spanien) und Axiom beteiligt.