Künstliche Intelligenz Politik
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Wissenschaft

Sorge vor Künstlicher Intelligenz im Wahlkampf

70 Wahlen finden heuer weltweit statt, in Österreich die Nationalratswahl und die EU-Wahl, für die auch Oberösterreichs Parteien auf Stimmenfang gehen werden. Dabei wächst die Sorge, dass Künstliche Intelligenz den Wahlkampf auf den Kopf stellen könnte.

Es ist kurz vor Weihnachten, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Musikvideo des Kulthits Last Christmas von Wham auftaucht. Zu sehen auch als Actionheld in einem Hollywood-Filmtrailer. Es sind sogenannte Deepfakes, also überaus realistische Fälschungen. In diesem Fall mit einem Augenzwinkern.

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Wenn Künstliche Intelligenz politische Inhalte manipuliert

Sie zeigen aber, was mittlerweile möglich ist, so Andreas Stöckl, Leiter Department Digitale Medien der FH Hagenberg: „Ich kann heute eine Aufnahme eines Politikers hernehmen und dann einen anderen Text drüberlegen. Die Lippenbewegungen werden entsprechend verändert, dass es so aussieht und sich so anhört mit der Stimme des Politikers, als hätte er diese Aussage getätigt.“ So etwas sei technisch möglich, und man müsse sich darauf einstellen, dass so etwas im Wahlkampf auftaucht, so Stöckl.

Heikel wird es, wenn künstliche Intelligenz für manipulierte politische Inhalte verwendet wird, so Stöckl: „Ein Beispiel wäre: Erzeuge ein Bild von Donald Trump, wie er dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer die Hand schüttelt.“ Noch kennen die derzeit entwickelten Anwendungen die Gesichter der heimischen Politiker nicht.

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Das könnte sich schon in den nächsten Monaten ändern, so Stöckl: „Wenn man sich ansieht, was wissenschaftlich publiziert, aber noch nicht in den Endprodukten angekommen ist, kann man für die nächste Zeit noch eine deutliche Verbesserung der Technologie erwarten. Die Technologie wird mächtiger werden. Es wird leichter zugänglich und vielleicht durch eine simple Webseite aufrufbar, das heißt ich brauche keinen Spezialisten mehr. Damit habe ich eine breitere Zugänglichkeit und ist für viel mehr Leute einsetzbar.“ Jetzt bereits reichen wenige Sekunden Stimmmaterial, um jemanden täuschend echt alles und in jeder Sprache sagen zu lassen.

Fälschungen bereiten Politik Sorge

Fälschungen, wie sie bereits im frühen US-Wahlkampf kursieren, machen auch der heimischen Politik Sorgen. Befürchtet wird ein möglicher Einsatz künstlicher Intelligenz zur Wählerbeeinflussung auch in Österreich, so Max Hiegelsberger, erster Landtagspräsident in Oberösterreich: „Natürlich macht uns das auch Sorgen. Alles, was einmal entwickelt und erfunden wurde, wird eingesetzt. Ob es im positiven oder negativen Zusammenhang stattfindet, ist dann schwer zu handhaben. Um Wähler zu erreichen, gehe ich davon aus, dass es in gewissen Bereichen sicher genutzt wird.“

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„Künstliche Intelligenz wird uns verändern“

Bei aller Sorge um die bevorstehenden Wahlkämpfe werde laut Experte auf eines vergessen: Künstliche Intelligenz in die politische Agenda aufzunehmen. Denn gesellschaftlich stehe ein Umbruch bevor, so Stöckl: „Die Technologie wird uns als Gesellschaft, im Arbeitsmarkt, besonders bei allen kognitiven Jobs, massiv verändern, weil einfach vieles automatisiert werden kann. Es werden Jobs wegfallen, aber auch Jobs hinzukommen, und es werden welche anders. Und das frühzeitig als politische Partei aus verschiedenen Blickwinkeln zu adressieren ist eine Riesenchance, um hier Sicherheit zu vermitteln. Aber das wird bei weitem nicht genützt.“ Die rasanten Entwicklungen der vergangenen Monate haben gezeigt: Unterschätzen sollte man weder die Möglichkeiten noch die Macht künstlicher Intelligenz.

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Dieser Beitrag begleitet die Sendung „OÖ heute“, ORF 2, 3. Jänner 2024.