Person tippt in Taschenrechner
Getty Images/iStockphoto/Yok_Piyapong
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wirtschaft

Pleitendilemma in Unternehmen und Haushalten

Die finanzielle Lage im Land ist angespannt, sowohl bei Privathaushalten als auch bei Unternehmen. Das hat der Kreditschutzverband berechnet. Immer mehr Unternehmen haben heuer Insolvenz angemeldet und mehr Privathaushalte sind Pleite gegangen.

Der Kreditschutzverband hat Bilanz über die bisherigen Insolvenzen des heurigen Jahres in Oberösterreich gezogen. Demnach wurde über 373 oberösterreichische Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet, was ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist.

20 Prozent mehr Pleiten

Insgesamt waren laut KSV 587 oberösterreichische Unternehmen in den ersten neun Monaten des Jahres von Insolvenzen betroffen. Österreichweit waren es 5.401 Unternehmen. Die 373 tatsächlich eröffneten Insolvenzverfahren in Oberösterreich entsprechen einer Steigerung von 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr oder zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2019 – also vor der Pandemie.

Zentrasport größte Firmeninsolvenz heuer

Insgesamt waren 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Pleiten betroffen. Die größte Firmeninsolvenz war heuer jene, des Sportartikelgroßhändlers „Zentrasport“ mit Passiva in der Höhe von 66,1 Millionen Euro. Ganz allgemein sind die Schäden für die Gläubiger heuer um mehr als 170 Prozent angestiegen.

Die meisten Insolvenzen im Handel

Betrachtet man die einzelnen Branchen sind laut dem KSV die meisten Insolvenzen im Handel mit 114 verzeichnet worden, gefolgt von der Bauwirtschaft mit 97 und der Gastronomie mit 92. Als Gründe für die Firmenpleiten werden die gestiegenen Energiekosten, Nachholeffekte aus der Pandemiezeit und vor allem in der Baubranche die hohen Zinsen und dadurch ausgefallene Aufträge genannt.

Auch Privathaushalte in finanzieller Schieflage

Mit Geldproblemen waren heuer in Oberösterreich auch deutlich mehr Haushalte konfrontiert. Fast 1300 Privatpleiten verzeichnete der Kreditschutzverband. Das ist ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schuld daran seien laut KSV höhere Kosten für Lebensmittel, Energie und Wohnungsmieten.

Weniger Konsum schadet langfristig Unternehmen

Die Verbindlichkeiten sind heuer gestiegen. Pro Schuldner betrage das durchschnittliche Schuldenausmaß rund 92.000 Euro, heißt es vom KSV von 1870. Für kommendes Jahr rechnet der KSV mit keiner wirklichen Entspannung. Erwartet wird vielmehr eine Steigerung von knapp 1.300 Pleiten heuer auf 1.500 im kommenden Jahr. Es sei aber ein Teufelskreis, denn wenn Menschen weiterhin sparen und dadurch den Konsum senken, treffe das mittel- und langfristig wieder die Unternehmen. Sie geraten so in eine finanzielle Schieflage. Eine Situation, die – so der KSV von 1870 – häufig auch mit Arbeitsplatzeinsparungen verknüpft sei.