Wirtschaft

Zu viel Strom: Einspeisestopp für PV-Anlagen

Die Kapazitäten des vorhandenen Stromnetzes werden „bis zum letzten Kilowatt – teilweise schon darüber hinaus“ – ausgenutzt, deshalb komme es nun zu ersten größeren Einschränkungen für die Einspeisung aus privaten Photovoltaikanlagen in sieben Umspannwerken in Oberösterreich.

Bestehende Anlagen könnten weiter wie bisher betrieben werden, berichtete die Netz Oberösterreich GmbH in einer Presseaussendung am Dienstag. Man habe bereits Maßnahmen ergriffen, um die Engpässe im Stromnetz zu beseitigen. Diese seien in der Regel „Operationen am offenen Herzen der Stromversorgung“ und entsprechend langwierig bzw. aufwendig, so der Betreiber. Die Netz Oberösterreich werde in den kommenden Jahren mehr als zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Energienetze investieren.

Erste Umbauarbeiten sollen bis Ende 2024 fertig sein

Erste Umbauarbeiten sollen bis Ende 2024 fertiggestellt sein, die meisten wohl erst 2025. Betroffen von dem Einspeisestopp sind die Umspannwerke Rossbach, Ranshofen, Grieskirchen, Kirchdorf, Klaus, Steyr-Nord und Rohrbach. Hier könnten auf bestimmten Abzweigen keine individuellen Grenzen mehr gesetzt werden, „sondern Einspeisewünsche müssen vorübergehend generell verschoben werden“.

Eine von zehn PV-Anlagen könne derzeit nicht in vollem Leistungsumfang genutzt werden, sondern müsse vom Netzbetreiber ausgesprochene Begrenzungen beachten. Das sei notwendig, um die sichere Versorgung aller Kunden nicht zu gefährden, betonte die Netz OÖ.

„PV-Einspeiseampel“ gibt Auskunft über Begrenzung

Noch im Dezember soll die „PV-Einspeiseampel“ im Onlinekundenportal Eservice.netzooe.at Auskunft geben, ob die eigene Anlage – alle nach dem EAG bevorzugten PV-Anlagen unter der Leistungsgrenze von 21 kWp – von einer Begrenzung betroffen sein könnte.

Oberösterreich will entsprechend der PV-Strategie des Landes bis 2032 rund 3,5 Gigawatt installierte PV-Leistung nutzbar machen. Das sind 3,5 Millionen kWp. Ein Drittel des Zieles sei im Versorgungsgebiet der Netz Oberösterreich, des Strom- und Gasnetzbetreibers der Energie AG, bereits erreicht, Ende 2024 werden es fast zwei Drittel sein – ohne Berücksichtigung von Anlagen aus den Versorgungsgebieten anderer Netzbetreiber.

Bereits Ende 2024 werden die betriebenen PV-Anlagen bei Vollbetrieb im Sommer mehr Sonnenstrom in das Stromnetz einspeisen, als in Oberösterreich verbraucht werden kann. Dazu komme noch die Erzeugung aus Biomasse, Wind- und Wasserkraft.

„Ressourcen für Netzausbau bereitstellen“

Vor knapp drei Jahren habe die schwarz-blaue Landesregierung die Oö. PV-Strategie 2030 präsentiert, so Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) am Dienstag. Mit der Vervierzehnfachung der Fördersummen sei ein regelrechter Ausbau-Boom ausgelöst worden. Energielandesrat und Aufsichtsratsvorsitzender des größten Oö. Netzbetreibers, Markus Achleitner (ÖVP) habe aber sein eigenes Ziel verschlafen, so Kaineder. Weder ein umfassender Plan zur Unterstützung des Netzausbaus auf allen Spannungsebenen in ganz Oberösterreich noch eine Initiative des Aufsichtsratsvorsitzenden des landeseigenen Netzbetreibers sei irgendwo erkennbar gewesen. Der heuer überarbeitete Stromnetz-Masterplan OÖ ist zu wenig. Achleitner müsse die Energie AG endlich beauftragen, für die Netz OÖ alle nötigen Ressourcen für einen maximal beschleunigten Ausbau des Stromnetzes in Oberösterreich bereit zu stellen.

„Jahrelange Versäumnisse durch die Politik“

Die Tatsache, dass das Stromnetz in Oberösterreich nicht dem Stand der Zeit entspreche, sei leider keine Neuigkeit, so die stellvertretende NEOS-Sprecherin Karin Doppelbauer. Es sei irrsinnig, dass das Land PV-Anlagen einerseits als Lösung für die Energiewende anpreise und massiv förderte, andererseits aber beim Ausbau des Stromnetzes und Ertüchtigung der Trafostationen viel zu lange nichts passiert sei. Beide Punkte würden eine eklatante Fehlplanung der Netzbetreiber und jahrelange Versäumnisse durch die Politik zeigen, so Doppelbauer.