Hagelschaden an Maispflanze
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Wirtschaft

Extremwetter bringt durchwachsene Erntebilanz

Eine recht durchwachsene Erntebilanz für 2023 hat die Landwirtschaftskammer vorgelegt. Rund 100 Millionen Euro Schaden sind in den landwirtschaftlichen Kulturen in Oberösterreich heuer durch Wetterextreme entstanden. Stark betroffen war unter anderem der Mais.

Starke Marktverwerfungen und ein Auf und Ab beim Wetter haben zu einer „perfekten Misere“ bei der oberösterreichischen Körnermaisernte geführt, meinte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr von der Landwirtschaftskammer OÖ bei der Herbsterntebilanz am Montag in Linz. Im Vergleich zu den guten Erntejahren 2020 bis 2022 sank der Ertrag um bis zu 20 Prozent, und der Preis für Trockenmais fiel um fast die Hälfte gegenüber dem vergangenen Jahr von 335 auf 180 Euro netto pro Tonne.

Späte Aussaat führte zu geringem Ertrag

Im Gegensatz zum Österreichtrend, laut dem für heuer eine gute Maisernte zu erwarten sei, führte eine späte Aussaat wegen eines nassen Aprils zu geringerem Ertrag, in Summe betrug die Ernte heuer in Oberösterreich 511.500 Tonnen, der Ertrag pro Hektar betrug 10 Tonnen, vergangenes Jahr lag er bei 12 Tonnen, so Feitzlmayr weiter. Die Erlössituation sei für die Bauern „dramatisch schlecht“, ergänzte Präsident Franz Waldenberger.

Krieg in der Ukraine spitzt Lage weiter zu

Denn zu den massiven Preisverlusten kämen hohe Produktionskosten hinzu. Der Krieg in der Ukraine habe zu der Zuspitzung geführt. So käme ein Großteil der vom EU-Prognosedienst MARS erwarteten Maisernte von 33 Mio. Tonnen zollfrei auf den EU-Markt, da die Lieferungen auf dem Exportweg über Land zu den großen Häfen häufig innerhalb Europas hängen blieben, so der LK-Präsident. Die Stützungen der EU für die Ukraine gingen zulasten der heimischen Bauern. Daher sollten Lieferungen verplombt zu den Seehäfen transportiert werden bzw. die Bauern in der EU und Österreich Direktzahlungen als Folge des Preisverfalls erhalten.

Billigweizen aus Russland mit rekordverdächtiger Ernte

Auch die Situation beim Weizen sei gehörig unter Druck. Billigweizen aus Russland, wo heuer mit 90 Mio. Tonnen wieder eine rekordverdächtige Ernte erzielt wurde, konkurrieren beim Export mit der EU. Lösungen, um die Produktion in Europa und Österreich zu halten, sieht die LK OÖ als unumgänglich.

Sojasaat verzeichnet sehr gutes Jahr

Erfreulich hingegen verlief die Sojaernte. Mit einer Anbaufläche von 20.000 Hektar habe Oberösterreich knapp die Hälfte der Fläche von Deutschland. Damit sei man schon ein gewichtiger Produzent, hieß es in der Pressekonferenz. Mit durchschnittlich 3,7 Tonnen Ertrag pro Hektar liege das Niveau noch besser als 2022. Die wärmeren Temperaturen und teils starke Niederschläge im Sommer ließen das Bundesland bei „dieser subtropischen Kultur“ immer mehr zu einem idealen Produktionsstandort werden.

Drohende Ernteausfälle wegen Klimawandel

Allerdings sei man sich bewusst, dass dies bereits eine Folge des Klimawandels sei. Wenn sich dieser weiter fortsetze, drohten bei heimischen Kulturen durchaus auch Ernteausfälle, gab Waldenberger zu bedenken. Laut Hagelversicherung haben Unwetter in diesem Jahr in der Landwirtschaft in Oberösterreich Schäden von knapp 100 Mio. Euro angerichtet.

Zuckerrübe mehr und mehr im Kommen

Immer mehr an Bedeutung gewinnt in Oberösterreich die Zuckerrübe. Auf mehr als 8.000 Hektar Fläche wurde sie 2023 angebaut. Feitzlmayr rechnet mit einem Ertrag von rund 90 Tonnen je Hektar und einem Zuckergehalt von 17,5 Prozent. Österreichweit werde von einem Ertrag von 74 Tonnen pro Hektar ausgegangen. Auch der Verkaufspreis liege mit 800 Euro pro Tonne deutlich über den Vorjahren.

Gute Ernte bei Äpfel und Birnen

Erfreulich gut sei die Ernte bei Tafeläpfeln und -birnen. Kühle Nächte und warme Tage hätten heuer „sensationelle Bedingungen für die Äpfel gebracht“. Das Säure-Zucker-Verhältnis sei optimal. Streuobst-Ernte gebe es dagegen so gut wie „keine“ – wegen Pflanzenkrankheiten. Und bei der Erdäpfelernte trat heuer ein bisher ungeklärtes „Phänomen“ auf. Von außen sehen sie einwandfrei aus, aber sie faulen von innen heraus, erklärte der Pflanzendirektor.