In einer Aussendung vom Sonntag monierte Hattmannsdorfer, dass Maßnahmen des zweiten Bundespflegepakets zwar für den Herbst angekündigt, bislang aber noch nicht ins Werk gesetzt worden seien. Im Frühjahr hatte die Bundesregierung verlauten lassen, dass mehr Mittel für die Integration zugewanderter Pflegekräfte in den österreichischen Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden sollen. Auch werde man die Nostrifizierung, also die Anerkennung ausländischer Ausbildungen, effizienter gestalten. Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte Ende Mai angekündigt, einen Teil dieses 120 Millionen Euro schweren zweiten Pflegepakets für die Anwerbung von Pflegekräften aus der ganzen Welt aufwenden zu wollen.
Ausländische Fachkräfte unverzichtbar
Ebenjene internationale Akquise von Fachkräften geht Hattmannsdorfer aber nicht schnell genug. Auch stehe man sich innenpolitisch bei der Personalsuche gegenseitig auf den Füßen: Laut „Kurier“ rekrutieren die Bundesländer derzeit auf eigene Faust – besonders in Südostasien. Angesichts des Personalmangels nicht verwunderlich: Erst im Sommer wies Christian Lagger, Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler, darauf hin, dass Österreich bis 2030 rund 90.000 neue Pflegekräfte brauche und ausländische Fachkräfte daher unverzichtbar seien.

Hattmannsdorfer fordert bundesweite Koordination
Um das Konkurrenz-Dilemma zwischen den Bundesländern aufzulösen, brauche es laut Hattmannsdorfer bundesweite Koordination anstatt regionaler Konkurrenz: Eine neu zu schaffende „Bundesagentur zur Anwerbung von Pflegekräften“ solle künftig qualifizierte Einwanderer begleiten und deren Angehörige bei der Integration unterstützen, wie es in der Aussendung heißt. Weiter solle sie Abkommen mit Ursprungsländern schließen, um die Einreise zu erleichtern – einen ersten Schritt wagten hierbei die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Österreich in Form eines „Memorandum of Understanding“ mit der philippinischen Regierung.
Österreichisches Image aufhübschen
Besonders wichtig sei laut Hattmannsdorfer, das österreichische Image auf dem internationalen Arbeitsmarkt aufzuhübschen: „Den ständigen Ankündigungen“ der Bundesregierung müssten „auch Taten folgen, ansonsten sind die Bundesländer weiterhin gezwungen, selbstständig Maßnahmen zu setzen“, kritisierte der Soziallandesrat im Statement des Landes vom Sonntag. Dass die Bundesregierung den Ländern in Sachen Pflege „Reformunwilligkeit“ vorwerfe, „kaschiert lediglich die eigene Untätigkeit“, resümierte der Soziallandesrat.
Unterstützung erhält Hattmannsdorfer laut „Kurier“ von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Gesundheitsminister Rauch hält europaweite Zusammenarbeit für sinnvoller als eine nationale Agentur und unilaterale Pläne – das schüre nur die Konkurrenz zwischen den EU-Staaten. Im Gespräch mit dem „Kurier“ gab sich Hattmannsdorfer beharrlich – er erwarte „Unterstützung vom Bund“.