Pumpspeicherkraftwerk
Energie AG
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Pumpspeicherkraftwerk Ebensee kommt

Der Aufsichtsrat der Energie AG (EAG) hat die größte Investition in der Unternehmensgeschichte beschlossen: 451,3 Millionen Euro sollen in das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee fließen – ein Projekt, das jahrelang in der Schublade verschwand, durch den Photovoltaikboom der letzten Jahre aber neu bewertet wurde. Es soll künftig als riesiger Stromspeicher dienen.

Das Vorhaben in Ebensee hat eine lange Historie: 2005 sondierte die Energie AG insgesamt 20 mögliche Standorte. 2017 war die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den ausgewählten Standort Ebensee abgeschlossen. Da gingen aber die Strompreise in den Keller, das Projekt war nicht rentabel und wanderte in die Schublade.

Energie bei Bedarf

In den vergangenen zwei Jahren änderten sich die Preiskonstellationen. Dazu kam ein großer Ausbau bei den Photovoltaikanlagen. Deren Stromproduktion ist tages- und jahreszeitlich unterschiedlich, auch Windkraftanlagen liefern nicht gleichmäßig. Das muss nun zur Versorgungssicherheit mit einer „grünen Batterie“ ausgeglichen werden. Das Speicherkraftwerk pumpt mit billigem Überschussstrom Wasser aus dem Traunsee fast 500 Meter hoch in einen Speicher im Gebirge. Bei Bedarf wird es abgerufen und liefert Energie, die ansonsten fossil produziert oder zugekauft werden müsste.

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Kein Geld vom Bund

Der Speicher hat eine Leistung von 170 Megawatt und kann zehn Volllaststunden Strom erzeugen. Mit kalkulierten 451,3 Mio. Euro in vier Jahren Bauzeit ist das die bisher größte Einzelinvestition der Energie AG. Die Finanzierung werde vom Unternehmen selbst aufgestellt, vom Bund käme keine, es gebe aber auch Gespräche mit der Europäischen Investitionsbank (EIB).

Klimaneutral bis 2035

Die nunmehr vom Aufsichtsrat vorgegebene neue strategische Ausrichtung der EAG soll ihr Klimaneutralität bis 2035 bringen. Sie trägt die Bezeichnung „Loop“, weil sie mit Erneuerbaren-Ausbau großteils in Österreich, aber auch in Deutschland, Italien und Slowenien mit insgesamt zusätzlichen 1,2 Terawattstunden vom fossilen zum „Green Lifecycle“ und somit zur Dekarbonisierung führen soll.

Bau von Windrädern geplant

Aktuell werden rund 2,45 Terawattstunden an Strom aus erneuerbaren Quellen aufgebracht. Der größere Teil des zusätzlichen Produktionsvolumens soll aus dem Bereich Windkraft kommen, so sind zu den sechs vorhandenen weitere zwölf Windräder im Kobernaußerwald geplant. Insgesamt will man 25 Windräder in Oberösterreich bauen.

Stark ausgebaut werden soll auch die Photovoltaik. Dazu sind aber auch Stromspeicher wie Pumpspeicherkraftwerke und Großbatteriesysteme notwendig. Auch grüner Wasserstoff als Alternative zu Erdgas soll mit Beteiligungen bis 2028 intensiviert werden. Nicht zuletzt sollen die Kapazitäten in der Wasserkraft erweitert werden. Konkrete Projekte sind der Neubau des Wasserkraftwerks Weißenbach und der Ersatzneubau Traunfall.

Bis zu 50.000 E-Auto-Ladestationen

Um den Kunden den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu ermöglichen, will die EAG auch die Fernwärme stark ausbauen, Wärmepumpen forcieren und bis 2035 bis zu 50.000 Ladepunkte für das Fahrzeugladen daheim, am Arbeitsplatz, für Fuhrpark und öffentliches Laden aufstellen – derzeit sind es 2.000.

Zum Transport der notwendigen Energie sollen die Stromnetze stark ausgebaut werden, allein dafür sind zwei Mrd. Euro vorgesehen. Zusammengerechnet sind das etwa vier Mrd. bis 2035. Eine Mittelfristplanung für fünf Jahre geht von 2,5 Mrd. für Ebensee und Maßnahmen für den „Loop“ aus. Das sei für das Unternehmen ein Wachstumsprojekt, das auch rund 300 zusätzliche Beschäftigte erfordern und für die gesamte Belegschaft die Attraktivität des Arbeitsplatzes steigern werde.

„Haben das Geld für neues Energiesystem“

„Wir wollen, können und haben das Geld, um ein neues Energiesystem aufzubauen“, versichert der Vorstand unter CEO Leonhard Schitter in einem Hintergrundgespräch am Freitag in Linz. Voraussetzung sei aber ein Rahmen, „dass wir das auch dürfen“. Dazu seien die entsprechenden Regulative beispielsweise für Netzausbau, Wasserstoffeinsatz, Förderung von Batterien und Elektrolysen notwendig, fordert er.