Screenshot aus dem auf der Plattform X verbreiteten Video mit Bundeskanzler Karl Nehammer
Screenshot twitter.com
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Politik

Empörung über Nehammer-Video auch in OÖ

Ein Video eines Auftritts von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vor Parteifunktionären im Juli sorgt für Aufregung. Dabei geht es um Aussagen zu Themen wie Kinderarmut, Frauen in Teilzeit und Sozialpartnerschaft. Bei fehlenden warmen Mahlzeiten bei Kindern verweist der Kanzler auf Fastfood. Am Donnerstag gab es dazu auch Kritik aus Oberösterreich.

Nehammer sagt in dem Video, er habe mit „Linken“ die Diskussion geführt, wie es sein könne, dass die Menschen in Österreich immer weniger Geld hätten, sich aber die Teilzeitquote nicht erhöhe. „Nicht einmal bei den Frauen, die keine Betreuungspflichten haben? Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten“, sagte der Kanzler in dem Video.

Dann sprach Nehammer über Kinderarmut: „Genau so schreit man: Ein Kind in Österreich bekommt keine warme Mahlzeit.“ Was ihn „am meisten dabei stört“, sei, dass man in Leserbriefen nirgends höre oder lese: „Was ist eigentlich mit den Eltern? Was heißt, ein Kind kriegt in Österreich keine warme Mahlzeit?“. Nehammer fragte die Anwesenden, ob sie wüssten, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich sei – um die Antwort rasch selbst zu geben: „Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald’s.“ Nehammer weiter: 1,40 Euro koste ein Hamburger, mit Pommes dazu seien es 3,50 Euro. Lesen Sie mehr in Empörung nach Nehammer-Video (news.ORF.at)

Grüne: Auch in Koalition klaren Kontrapunkt setzen

Die Aussagen des ÖVP-Kanzlers würden einmal mehr zeigen, wie wichtig es sei, dass Grüne Positionen und Wertehaltungen auch in der Koalition einen klaren Kontrapunkt setzen, so der Klubobmann der Grünen Oberösterreich, Severin Mayr. Er spricht von Zynismus und Respektlosigkeit gegenüber Eltern mit knappen Haushaltsbudgets, die sich bemühen ihre Kinder gesund zu ernähren. „Sie verdienen vielmehr Fairness, Solidarität und Unterstützung der Politik“, so Mayr.

Lindner zeigt sich empört

Auch der Landespartei-Chef der SPÖ Michael Lindner, der auch Kinderschutz-Landesrat ist, zeigt sich empört. Laut Lindner zeige der Vorschlag Nehammers, dass armutsgefährdete Familien mit ihren Kindern zu McDonalds gehen sollten, weil sie sich dort mit einem Hamburger und Pommes ein warmes Essen leisten könnten, eine zynische Geringschätzung gegenüber den Menschen, die sich das normale Leben nicht mehr leisten können.

Eypeltauer: Familien fühlen sich von ÖVP gefrotzelt

Für NEOS Oberösterreich Landessprecher Felix Eypeltauer sei die Ahnungslosigkeit Nehammers und seine Aussagen über die Geldnöte vieler Familien im Land bestürzend. „Familien, die jeden Euro wohlüberlegt ausgeben müssen, damit ihre Kinder gut wachsen können, fühlen sich von dieser ÖVP gefrotzelt“, so Eypeltauer. Er fordert ein regionales Gratis-Mittagessen in allen Schulen und Kindergärten mit Ganztagesangebot.

Stelzer: Über Wortwahl kann man immer streiten

Rückendeckung bekommt Bundeskanzler Nehammer hingegen von seinem ÖVP-Parteikollegen Landeshauptmann Thomas Stelzer. Dieser räumt zwar ein, dass sich über Geschmäcker und Wortwahl immer streiten lasse – für ihn zähle aber vor allem, was Bundeskanzler Karl Nehammer zum Ausdruck bringen wollte, nämlich dass Leistung und Eigenverantwortung die Grundlagen für eine solidarische Gesellschaft seien. „Nur mit diesem gemeinsamen Verständnis, kann man als Gesellschaft jenen helfen, die gerade Unterstützung brauchen. Und da haben die Bundesregierung, aber auch die Oberösterreichische Landesregierung in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Unterstützungspakete vor allem auch für Familien und Kinder auf den Weg gebracht“, so Stelzer auf ORF OÖ Anfrage.

Video: Aufregung um Aussagen von Nehammer

Am Mittwoch wurde ein Video auf Social Media geteilt, das Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Funktionärsveranstaltung in Salzburg zeigt. Nehammer spricht in einer Weise über Themen wie Kinderarmut und Frauen in Teilzeit, die vielerorts für Empörung sorgt.