Stadtansicht von Linz
ORF.at/Dominique Hammer
ORF.at/Dominique Hammer
Kultur

Nordico zeigt Linzer Geschichte neu

Das Linzer Stadtmuseum Nordico hat seine Dauerausstellung neu gestaltet. Das Zwergerl schnäuzen in der bunt erleuchteten Grottenbahn gehört ebenso zur Stadt an der Donau wie der Jahrmarkt, der Mythos von der „Schönen Linzerin“ oder die Industrie. Aber Linz war auch die „Patenstadt“ Adolf Hitlers.

„Linz Blick – Die Stadt im Fokus“ zeigt etwa die Aphrodite, die vor einigen Jahren als Geschenk Adolf Hitlers enttarnt und ins Depot verfrachtet wurde, in kontextualisierter Form.

Im ersten Raum „Gelebtes Linz“ erhält man einen kursorischen Überblick über die Stadt: Wie viel Einwohner gibt es, wie viele Autos, wie viele nach Frauen benannte Straßen – es sind nur zehn Prozent und diese meist an der Peripherie – und wie viele Mistkübel, ein Setzkasten, bestückt mit einigen der 120.000 Exponate des Nordico, ein eher unbequem anmutender Kindergartensessel aus den 1970ern, alte Straßenschilder, alte und neue Stadtansichten. In Videos erzählen Leute über ihren Blick auf die Stadt – vom Dom-Steinmetz bis zum Imker. Auf einer Bim-Sitzbank kann man per Video eine Reise in den (Linzer) Süden, der vielen Innenstädtern etwas fremd ist, machen. Die Donau lässt sich auf ähnliche Art erkunden.

Linz aus verschiedenen Perspektiven

Ein Teil widmet sich der Arbeitswelt – veranschaulicht durch Fotos aus den ehemaligen Tabakwerken oder eine 70er-Jahre-Lampe aus der ehemaligen Post-Kantine, bei deren Anblick man gleich an dunkelbraunes Interieur, blauen Dunst und Maggiflaschen denken muss – und ein anderer den Bergen, die die Stadt umgeben. Hoch sind sie nicht, aber prägend. Für die Ausstellung wurden Leute, die diese Hügel für Freizeitaktivitäten nutzen, mit Actionkameras ausgestattet. Man sieht die Linzer Berge also aus der Perspektive von Bikern, Läufern oder Yogis.

Neben Informativem, Nostalgischem und Buntem – von kitschigen Souvenirs wie Schneekugeln aus der Zeit der Kulturhauptstadt 2009 bis zu hübschen Flohmarktraritäten – wird in der ab Freitag zu sehenden neuen Dauerausstellung auch den braunen Flecken in der Stadtgeschichte Raum gegeben. Dabei sticht die Aphrodite hervor: Seit 1942 stand die Liebesgöttin in einem Säulenpavillon im Bauernbergpark. 2008 stießen Studenten der Kunstuniversität auf die belastete Vergangenheit der Bronzefigur des mecklenburgischen Bildhauers und NSDAP-Mitgliedes Wilhelm Wandschneider und verhüllten sie in einer Kunstaktion. Nach Jahren im Depot ist die Aphrodite nun Teil der neuen Dauerausstellung – allerdings mit ausführlicher Erklärung ihrer Geschichte.

Outdoor-Rundgang erweitert Austellung

11.000 Postkarten auf Stapeln bauen die „Hitlerbauten“ in der Stadt nach, und im letzten Raum finden sich Relikte wir eine Babywiege mit Hakenkreuz oder Geschirr mit Reichsadler, das in einem Kinderheim nach dem Krieg noch verwendet und später von einem Zivildiener entdeckt und dem Museum übergeben wurde. Besucher und vor allem Schulklassen erwartet zudem vertiefendes Material zu dem Thema der NS-Geschichte in Ordnern, die man selbst durcharbeiten kann.

Als Ergänzung wurde im Rahmen der Neuaufstellung der Dauerausstellung mit Linz Augmented die Möglichkeit geschaffen, mit einer App Kunstwerke, Statuen und Murals mit dem Smartphone zum Leben zu erwecken. Entsprechende Stationen gibt es nicht nur im Stadtmuseum, sondern auch außerhalb an diversen Orten in der Stadt. Die Indoor-Museums-Tour kann also outdoor um einen Stadtrundgang erweitert werden.