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ORF / Gernot Rohrhofer
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Verkehr

ÖBB digitalisieren Zugstrecken um 400 Mio. Euro

Die ÖBB wollen ihre Zugstrecken digitalisieren und so die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Bahn in Österreich bis 2040 verdoppeln. Für diesen Ausbau wurde am Dienstag in Linz ein Rahmenvertrag mit Siemens Mobility im Wert von 400 Mio. Euro präsentiert.

Das hochrangige Schienennetz soll mit dem Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) Level 2 ausgebaut, ETCS-Streckenzentralen redundant eingerichtet und beides instandgehalten und serviciert werden.

Kontrolle von Abständen und Geschindigkeit in Echtzeit

ETCS kontrolliert Abstände, die Fahrtrichtung und die Geschwindigkeit der Züge in Echtzeit, hieß es in der Unterlage zu der Pressekonferenz am Dienstag in Linz. Es bildet damit die Grundlage für das autonome Fahren bei optimaler Geschwindigkeit. Somit sei es möglich auf dem Streckenabschnitt mehr Züge – Personen-wie Güterverkehr – zuverlässiger, pünktlicher und sicherer fahren zu lassen. Bis 2038 sind insgesamt 21 ETCS-Streckenzentralen geplant, mit denen das hochrangige Schienennetz Österreich ausfallsicher abgedeckt wird. Bereits Anfang August sei ETCS Level 2 auf den Abschnitten Linz – Wels – Vöcklabruck und Wels – Haiding als erste Inbetriebnahme auf Basis des neuen Rahmenvertrags gestartet.

DS3-Stellwerkstechnologie aus der Cloud

Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG, betonte, dass eine leistungsfähige Bahninfrastruktur maßgeblich für das Erreichen der Klimaziele in Österreich sei. „Um die zu erwartenden Verkehrssteigerungen und die Verlagerung von der Straße zu bewältigen, setzen wir umfassend auf digitale Initiativen – ETCS Level 2 ist für die Bahn der Zukunft ein enorm wichtiger Baustein.“ „Mit ETCS und DS3-Stellwerkstechnologie aus der Cloud verwandeln wir herkömmliche Eisenbahngleise in modernste, datengestützte Bahnnetze“, kündigte Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Austria, an.

Fahren „mit elektronischer Sicht“

Bei ETCS Level 2 werden Daten von der ETCS-Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) per GSM-R-Zugfunk an den Zug übertragen, dessen Position bestimmt und unveränderliche Streckendaten weitergeleitet. Das entsprechende Stellwerk überträgt die Informationen an das RBC, dieses wiederum generiert die Fahrgenehmigung und sendet sie an den Zug. Das Fahren „mit elektronischer Sicht“ durch mehrere Streckenblöcke ermöglicht kurze Taktungen bei maximaler Geschwindigkeit. DS3 steht für „Distributed Smart Safe System“ und ist die neue Softwareplattform von Siemens Mobility für sicherheitsbezogene Logik. Durch DS3 können die ETCS-Zentralen künftig weiter optimiert und auch flexibler gestaltet werden.

Reisen sollen bequemer und kürzer werden

Bereits bis 2026 investiert die ÖBB-Infrastruktur AG 200 Mio. Euro in das Zugsicherungssystem, insgesamt sind im Rahmenplan der Bundesregierung unter dem Titel ETCS und Zugbeeinflussung rund 900 Mio. Euro vorgesehen. Als europaweiter Standard wird ETCS zudem auch Fahrten über Landesgrenzen einfacher machen. Reisen zu internationalen Destinationen werden dadurch bequemer und kürzer.