Fachkraft in der Industrie
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Chronik

Rot-Weiß-Rot-Karte gegen Fachkräftemangel

Die Arbeitslosigkeit steigt, die Wirtschaft trübt sich ein – dennoch brauche es mehr Anstrengungen, um qualifizierte Fachkräfte aus Ländern außerhalb der EU zu uns zu holen, heißt es heute von Wirtschaftskammer und namhaften Unternehmen.

Seitdem die Kriterien im Herbst gelockert worden sind, steigt in Oberösterreich die Zahl der Bewilligungen für die Rot-Weiß-Rot-Karte und die blaue EU-Karte. In jedem Monat in diesem Jahr sind mehr ausgestellt worden, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Besonders hoch war der Anstieg im Juni mit einem Plus von 241 Prozent. Insgesamt sind im ersten Halbjahr doppelt so viele Karten bewilligt worden.

Verbesserungspotential vorhanden

Zweimal wurde die Rot-Weiß-Rot-Karteim vergangenen Jahr bereits reformiert, doch nach wie vor gibt es aus Sicht von Wirtschaftskammer und Unternehmen Verbesserungspotential, etwa was die Bürokratie betrifft. „Wir würden uns wünschen, dass diese Prozesse viel digitalisierter funktionieren, viel schneller“, sagt Sok-Kheng Taing, Gründerin von Dynatrace. Viel einfacher wäre – aus Sicht der Wirtschaftskammer – eine sogenannte Westbalkanregelung. „Es gibt in Deutschland bereits diese Westbalkankarte sozusagen. Es gibt ein gewisses Kontingent an Menschen, in Summe sind es 25.000, die kommen und arbeiten. Wenn das Kontingent gefüllt ist, ist es aus. Aber ich brauche nicht dieses komplizierte Prozedere, dass wir bei der Rot-Weiß-Rot-Karte immer noch haben“, so Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

Es ist nur eine von mehreren Forderungen, die gemeinsam mit Unternehmen erarbeitet wurden. So sollen künftig auch Lehrlinge aus Drittländern, die über 18 Jahre alt sind, in Österreich eine Lehre machen können. „Das geht im Moment nicht. Junge Menschen können bei uns in die Schule gehen, sie können studieren, aber das erfolgreichste Modell des Landes, nämlich die duale Ausbildung, nicht machen. Das wollen wir verändern“, so Hummer.

Forderungen mit Zustimmung des Minsterrats umsetzen

Nachholbedarf herrsche auch bei der Englischen Sprache, um Fachkräfte aus dem Ausland auch wirklich in Oberösterreich halten zu können. Stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer OÖ Friedrich Dallamaßl sieht noch Luft nach oben: „Wenn man im öffentlichen Verkehr unterwegs ist und die Ansagen nicht auf Englisch sind oder beim Arzt. Es geht darum in vielen Lebensbereichen zweisprachig zu werden.“ Man hoffe, die Forderungen im Herbst mit Zustimmung des Minsterrats umsetzen zu können.