Kinderbetreuungsnovelle „unrealistisch“
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Chronik

Herbst ohne Tagesmütter „unrealistisch“

Für einiges an Aufregung sorgt derzeit die geplante Neuaufstellung der Kinderbetreuung in Oberösterreich ab 1. September. Statt Tagesmüttern sollen Kindergärten, Horte und Krabbelstufen künftig vermehrt ganztägig offen haben. Gemeinden und Kindergartenträger halten es für unrealistisch, dass sich das zeitlich und personell ausgeht.

Eine Nachmittagsbetreuung wie bisher – mit Tagesmüttern – wird es nach einer Gesetzesnovelle ab dem 1. September nur mehr in Ausnahmefällen geben. Die Kindergärten sollen bis 19 Uhr übernehmen was früher Tagesmütter geleistet haben: Das geht sich nicht aus sagt Edith Bürgler-Scheubmayr von der Caritas die an 370 Standorten in Oberösterreich 20.000 Kinder betreut: "Die Personaldecke ist leider so knapp, dass wir dort, wo es jetzt noch nicht eingeplant ist, oft nicht gewährleisten können, dass bis 19 Uhr geöffnet ist.

Lindner: „Novelle ist eine Husch-Pfusch-Aktion“

Der für die roten Gemeinden zuständige Landesrat Michael Lindner von der SPÖ nennt die Novelle eine Husch-Pfusch-Aktion. Er hält die Tagesmütter vorerst für eine ideale Lösung: „Für das kommenden Kindergartenjahr sollte noch eine Ausnahmeregelung geschaffen werden. Dann sollte man sich gemeinsam mit den Gemeinden, Tagesmüttern- und Tagesvätern eine ordentliche Lösung für das darauffolgende Kindergartenjahr überlegen.“

Haberlander: „Gemeinden unterstützen“

Von der zuständigen Familien-Referentin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), heißt es dazu, das Land habe zugesagt, zusätzlich 38.5 Millionen Euro in die Kinderbetreuung zu investieren. Dazu stehe man. Man werde versuchen, die Gemeinden bestmöglich zu unterstützen. Große Veränderungen verursachten aber natürlich auch große Umstellungen. Zudem, so betont sie, sei das Gesetz mit nahezu allen Stimmen im Landtag beschlossen worden.

Kritik von NEOS

NEOS OÖ-Kinderbildungssprecherin Julia Bammer bekräftigt die Kritik der Tageselternvereine und spricht von einem Blindflug der Landesregierung. Tageseltern seien für viele Familien die einzige Lösung so arbeiten zu können, wie sie es brauchen. Außerdem, so heißt es nach Anfragen von NEOS, solle das Land Oberösterreich den Bedarf an Betreuungsplätzen in den Gemeinden nicht kennen. NEOS fordern deshalb eine einheitliche Bedarfsdatenbank.