In naher Zukunft könnten Zuwanderer nicht mehr darauf angewiesen sein, Deutsch zu lernen, um eine Arbeit zu finden. Dies ist die Ansicht des Soziologen Kenan Güngör, der im Auftrag des Landes Oberösterreich die bestehenden Sprachkurse untersucht hat. Er glaubt, dass künstliche Intelligenz (KI) viele der bisherigen Hürden beseitigen wird.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
Noch würden wir in den Kinderschuhen der künstlichen Intelligenz stecken – aber schon in naher Zukunft sieht der Soziologe kleine Kopfhörer, die in 20 Sprachen automatisch simultan übersetzen können. Und da stelle sich auch die Frage, "wie intensiv wir eigentlich dann Deutsch oder andere Sprachen noch lernen müssen“, sagt Güngör.

„Vergessen wir nicht, eine Sprache zu lernen hat ja mehrere Seiten. Sie haben ja den Vorteil, dass Sie in eine Sprache und somit in eine Sprachwelt und eine Kulturwelt eintauchen", so Güngör. Die KI könne zwar die funktionalen Probleme lösen – die kulturelle Dimension allerdings nicht ersetzen.
Soziologe zu neuartigen Sprachkursen
464 Plätze in neuartigen Sprachkursen sollen in Oberösterreich ab September für Menschen zur Verfügung stehen, die Sozialhilfe beziehen und nicht Deutsch als Muttersprache haben, ebenso für Asylwerber, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Österreich bleiben dürfen.
Der Sozialwissenschafter, der im Auftrag des Landes die bestehenden Sprachkurse untersucht hat, sagt, viele Zuwanderer seien derzeit überfordert. „Wir haben einen größer werdenden Anteil von Menschen, die kaum in der Schule waren aufgrund der Flucht. Und diese Menschen sind eigentlich in den normalen Deutschkursen überfordert, insbesondere mit der Schriftsprache, wenn sie zum Beispiel noch nie einen Stift in der Hand gehalten haben."

Wenn allerdings erwarten werde, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Deutschkurses automatisch mitschreiben können, funktioniere das nicht. Hier empfiehlt der Soziologe eine Art Vorschule, in der die Menschen alltagsnah nicht das Schreiben, aber das Sprechen und Verstehen lernen. "Das hilft den Menschen am Anfang am meisten. Das motiviert auch dann weiter an der Sprache dran zu bleiben“, sagt Güngör.
Zusätzliche Kursplätze für Asylberechtigte
1.700 von 6.000 Menschen, die in Oberösterreich Sozialhilfe beziehen, sind Asylberechtigte. Ziel sei es, dass sie so schnell wie möglich eine Arbeit finden, heißt es von Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer von der ÖVP. Gleichzeitig verfügen immer weniger Geflüchtete über ein hohes Bildungsniveau. Daher werde es ab September zusätzlich 464 Plätze in neuartigen Deutschkursen geben, die speziell für Sozialhilfebezieher nichtdeutscher Muttersprache gedacht sind, so Hattmannsdorfer.