Brucknerhaus in Linz von außen
ORF.at/Dominique Hammer
ORF.at/Dominique Hammer
Politik

Linzer Kontrollamt übt Kritik an der LIVA

Heftige Kritik übt der Kontrollausschuss der Stadt Linz an an der LIVA, der stadteigenen Veranstaltungsgesellschaft. Während bei einem Teil der Kulturbetriebe die Kosten im Rahmen bleiben, laufen sie an einem Standort völlig aus dem Ruder.

Ein Prüfbericht des Linzer Kontrollamts übt Kritik am Brucknerhaus. So gebe es u.a. für die Vergabe von Freikarten kein Regulativ, einen Wildwuchs an Abo-Angeboten bei stark rückläufigen Abonnentenzahlen und gestiegene Repräsentationsaufwände. Moniert wird zudem, dass die Nebentätigkeiten des künstlerischen Leiters keinen Einschränkungen unterliegen würden und der kaufmännische Geschäftsführer mit nur 15 Wochenstunden angestellt sei.

LIVA-Kosten laufen aus dem Ruder

Der Kontrollausschuss der Stadt Linz übt schwere Kritik an der Veranstaltungsgesellschaft LIVA. An einem Standort laufen die Kosten völlig aus dem Ruder.

35 Handlungsempfehlungen

Der Vorsitzende des Kontrollausschusses, in dem der Bericht am Montag diskutiert wurde, NEOS-Fraktionsführer Georg Redlhammer sieht Handlungsbedarf. Es werde zu viel Personal eingestellt, die Strategie sei nicht an geändertes Publikumsverhalten angepasst worden, es gebe keine Mittelfristplanung des Budgets. Auch für die TipsArena fehle ein strategisches Konzept. Er erwarte, dass die im Bericht aufgelisteten insgesamt 35 Handlungsempfehlungen, die „fast ausschließlich das Brucknerhaus und die LIVA-Geschäftsführung“ betreffen würden, „in Jahresfrist“ abgearbeitet werden, so Redlhammer.

Der Prüfbericht des Kontrollamt umfasst den Zeitraum 2017 bis 2022 und die Veranstaltungshäuser der LIVA (Linzer Veranstaltungsgesellschaft) – Brucknerhaus, Posthof, Kinder Kulturzentrum Kuddelmuddel, TipsArena, Linzer Stadion (bis 2019) – sowie die Sportparks Lissfeld, Auwiesen und Pichling. Das Betriebsergebnis der LIVA habe sich im Beobachtungszeitraum um 15 Prozent auf minus 14,7 Millionen Euro verschlechtert, was neben dem CoV bedingten Publikumsschwund vor allem den Kosten für den Orchestervertrag (2022: 712.000 Euro) und einer „unzureichende Gegensteuerung zu der Erlös- und Aufwandentwicklung“ geschuldet sei, so Redlhammer.

Langfristige Strategie gefordert

Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) pocht nun auf die Vollzeitanstellung des kaufmännischen Geschäftsführers. Man müsse die Kritikpunkte ernst nehmen. „Die Zahl der Abos ist rückläufig, das ist leider eine der Zeit geschuldete Entwicklung. Deshalb muss man sich etwas einfallen lassen, wie man die Zuschauer ins Brucknerhaus lockt“, forderte sie „publikumswirksame Formate“ ein. Für Ursula Roschger, Kontrollsprecherin der Linzer Grünen ist der Bericht „selbstverständlich ernst zu nehmen. Gleichzeitig muss sich auch die Stadt eine langfristige Strategie zur Erhaltung des institutionalisierten Kultur- und Freizeitprogramms der LIVA überlegen“, verlangt sie.

In der SPÖ kann man die Kritik hingegen nicht nachvollziehen: Fraktionsvorsitzender Stefan Giegler hat den Eindruck, „dass dem Kontrollamt bei diesem Bericht ein kulturpolitischer Zugang fehlt“. Kultur- und Sportstätten seien „vom Wesen her Zuschussbetriebe“, anders wäre keine moderate Preisgestaltung bei den Tickets möglich. Auch blende das Kontrollamt völlig aus, „dass der Ausstieg aus dem Musiktheater-Vertrag zwar für die Stadt Linz zu einer Ersparnis von rund sieben Millionen Euro geführt hat, auf der anderen Seite das Brucknerhaus dadurch aber Einbußen von rund 500.000 Euro stemmen muss“. Natürlich sei es sinnvoll, die Angebotspalette zu hinterfragen und den Rückgang der Abos zu analysieren, „Kostenneutralität wird jedoch kein Ziel sozialdemokratischer Kulturpolitik werden“, betonte Giegler.

„Haben Kulturauftrag zu erfüllen“

Seitens der LIVA argumentiert man ähnlich: Ein „ausgeglichenes Erlös-Aufwandsverhältnis“ könnte man nur mit einer starken Erhöhung der Ticketpreise erreichen. Man habe als gemeinnützige Organisation einen Kulturauftrag zu erfüllen. Da seien die Aufwendungen „in der Regel höher als eine sozial verträgliche Kartenpreis-Gestaltung einspielen kann. Jede Opern-, Theater- oder Konzertkarte wird daher subventioniert, ebenso jeder Museums-, ja sogar jeder Bäderbesuch“, so der künstlerische Vorstandsdirektor Dietmar Kerschbaum und der kaufmännische Rainer Stadler. Sie führen ebenfalls ins Treffen, dass die Millionenersparnis durch die 2020 schlagend gewordene Kündigung des Theatervertrags mit dem Land nicht berücksichtigt worden sei, ebenso wenig der Wegfall des Stadions, das nun vom LASK betrieben wird. Die rückläufigen Abozahlen seien zum Teil durch einen erhöhten Freiverkauf kompensiert worden.

FPÖ: „Bisher übliche Vorgänge hinterfragen“

Für die Linzer Freiheitlichen sei auch im Kulturbereich eine ausgewogene Kosten-Nutzen-Relation entscheidend. „Gerade im Umgang mit Steuergeld muss jeder Euro zweimal umgedreht werden. (…) Eines ist aber auch klar: Kultur und Sport kosten Geld, da ist die LIVA keine Ausnahme. Insgesamt ist es notwendig, die LIVA durch ein attraktives, mehrheitstaugliches und finanzierbares Angebot auf wirtschaftlich stabile Beine zu bringen. Dazu wird es auch erforderlich sein, bisher übliche Vorgänge zu hinterfragen“, so der Linzer FPÖ-Gemeinderat und stellvertretender Kontrollausschussvorsitzender Manuel Danner.