Chronik

Wohnungsmieten zunehmend unleistbar

Die Teuerung führt dazu, dass sich zahlreiche Menschen im Land die Miete ihrer Wohnung nicht mehr leisten können. Eine ORF Oberösterreich-Recherche zeigt, dass hunderte Menschen bei der Miete finanzielle Hilfe brauchen, zunehmend betreffe es die Mittelschicht.

Mehr als eine Million Euro wurden bisher über den Wohnschirm des Sozialministeriums in Oberösterreich ausbezahlt, weil Menschen mit ihrer Miete so im Rückstand waren, dass sie sonst die Wohnung verloren hätten. Seit März vergangenes Jahr gibt es diese Form der Unterstützung und seither wurde sie in Oberösterreich von mehr als 400 Haushalten beantragt, in den meisten Fällen auch genehmigt.

Häufige tausende Euro offen

Laut heimischen Sozialvereinen, die den Wohnschirm abwickeln, waren einige der Betroffenen schon mehrere Monate mit ihren Mietzahlungen im Rückstand. Im Einzelfall wurden daher auch mehrere tausend Euro ausbezahlt, im Schnitt aber springt der Bund bei uns im Bundesland für Mietschulden in der Höhe von 2.700 Euro ein. Das Geld geht nicht direkt an den Betroffenen.

Der Bund begleicht die offene Rechnung direkt beim Vermieter. Die Sozialvereine beschreiben die Unterstützung als sehr treffsicher. Knapp 900 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, darunter Kinder, konnten dadurch seit März davor bewahrt werden, ihre Wohnung zu verlieren.

Neuer Kreis Betroffener

War früher von einer drohenden Räumungsklage vor allem die untere Einkommensschicht betroffen, seien Mietschulden jetzt in der Breite angekommen, beobachtet der Verein Wohnplattform in Linz, der Betroffene in sechs Bezirken betreut. Geschäftsführer Oliver Jungwirth sagt, das sei ein völlig neues Phänomen. Von der alleinerziehenden Mutter über den Mann mit Jobverlust bis hin zu mehrköpfigen Familien reiche die Bandbreite. Seit Jänner würde die Zahl an Anrufen deutlich zunehmen.

Häufig Trennung der Auslöser

Beim Verein Mosaik in Vöcklabruck, der dort auch eine Notschlafstelle betreibt, wird ähnliches beobachtet. Vielfach sei von Betroffenen zu hören: „Ich dachte nie, dass mir das einmal passiert“ und „ich wollte es lange nicht wahrhaben“, sagt Claudia Hittenberger, stellvertretende Leiterin von Mosaik. Häufig sei eine Trennung der Auslöser, wenn eine Wohnung, die zu zweit noch leistbar war, plötzlich alleine finanziert werden muss. Aber auch plötzlicher Jobverlust könne bei der derzeitigen Teuerung und den gestiegenen Mieten schnell zu einer Notlage und Mietschulden führen.

Hittenberger sagt, wer sich früh genug meldet, findet durch den Wohnschirm rasch Hilfe. Teilweise könnten aktuell auch noch Räumungen abgewendet werden, die schon in wenigen Tagen anstehen. So lange zuzuwarten sei aber keinesfalls anzuraten. Wenn die erste Mahnung im Briefkasten landet oder absehbar sei, dass es mit der Monatsmiete eng werden könnte, solle man sich ein Beratungsgespräch vereinbaren.