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Wirtschaft

Erste Entspannung bei Strom- und Gaspreis

Wer mit einem Wechsel des Strom- oder Gasanbieters liebäugelt, muss sich wohl noch etwas gedulden: Auch wenn allmählich wieder etwas Bewegung in den Markt kommt, ist es für einen Wechsel für viele wohl noch ein wenig zu früh.

Wer jetzt schon wechseln will, sollte deshalb besonders genau vergleichen und keine lange Bindung eingehen. Das Beispiel eines Linzers, für den sich der Gaspreis im Spätherbst verzehnfacht hat, zeigt, wie schwierig die Situation auf dem Energiemarkt derzeit ist.

Beispiel: Kosten nach Kündigung verzehnfacht

Überraschend war dem Pensionisten aus Linz nach mehreren Jahren die Kündigung des bisherigen Anbieters e.on ins Haus geflattert. Der zu diesem Zeitpunkt günstigste Alternativ-Lieferant war die Energie AG: von monatlich 43 auf 425 Euro stiegen damit die Kosten für Gas für den Betroffenen. Nach wenigen Wochen ist der 79-Jährige dann zu maxenergy gewechselt und bezahlt jetzt 325 brutto.

Ausschnitt aus einer Strompreisrechnung
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Ständige Online-Suche nach besserem Angebot

Und er würde wieder wechseln, sagt der Pensionist, denn der Preis sei ja immer noch relativ hoch. Regelmäßig sucht der 79-Jährige deshalb im Internet nach günstigeren Anbietern. Das knapp 100 Quadratmeter große Reihenhaus aus den Fünfziger-Jahren ist gut isoliert. Der Gasverbrauch für Heizung und Warmwasser liege bei jährlich 17.000 Kilowattstunden. Für ihn und seine Frau seien die Preise „noch irgendwie zu daschwitzen“, wie er sagt. Aber für jüngere Leute, die auch noch Kinder haben und Miete zahlen müssten, die ebenfalls gestiegen sei, könne die Frage der Energiekosten zu einer „Plage“ werden, so der Pensionist.

Redakteur Johannes Reitter im Gespräch mit Linzer Pensionisten
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Der 79-jährige Linzer im Interview mit ORF OÖ Redakteur Johannes Reitter.

Langzeitkunden profitieren häufig

Fachleute weisen darauf hin, dass in den aktuellen Angeboten oft noch die Preisspitzen vom vergangenen Jahr mit eingerechnet werden und die sinkenden Preise auf den Großmärkten erst mit Verzögerung auch bei den Haushalten ankommen. Gerade zu Beginn dieser Krise, als die Energiehandelspreise sehr stark gestiegen sind, seien diese steigenden Preise nicht sofort, sondern erst mit Verzögerung von mehreren Monaten auf die Haushaltspreise durchgeschlagen, sagt etwa Johannes Reichl vom Energie-Institut der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz: „Und noch heute – gerade bei größeren Versorgern – ist es so, dass Haushalte, die schon sehr lange Kunden des Unternehmens sind, auch immer noch von vergleichsweise günstigen Tarifen profitieren können.“

Energie AG und Linz AG verweisen auf langfristige Strategie

Vom größten heimischen Anbieter, der Energie AG, heißt es dazu in einer Stellungnahme: „Wir kaufen Gas, aber auch Strom für unsere Kundinnen und Kunden langfristig ein, weshalb sich ein sinkender Preis erst mit Verzögerung in den Endkundenpreisen niederschlägt.“ Bei der Linz AG verweist man auf die Tarife für Bestandskunden, die aktuell die günstigsten im Versorgungsgebiet seien.

e-control rät zu genauem Preisvergleich

Der Chef der unabhängigen Regulierungsbehörde für Strom und Gas e-control, Wolfgang Urbantschitsch, rät dazu, die Angebote genau zu vergleichen. Es gebe im Vergleich zu den vergangenen Wochen bereits günstigere Angebote, deshalb solle man die Preise sehr wohl im Auge behalten und vergleichen. Zu längeren Bindungsfristen rät er im Augenblick aber nicht: „Denn es kann durchaus sein, dass die Preise noch weiter sinken werden.“