Lange Nacht der Kirchen in Wels
Matthias Lauber
Matthias Lauber
Religion

Ursachensuche nach Kirchenaustritt-Rekord

In Oberösterreich haben noch nie so viele Menschen der Kirche den Rücken gekehrt wie 2022, nämlich mehr als 16.500. Auf die Veröffentlichung der ernüchternden Zahlen folgt nun die Ursachenforschung. Dabei spricht man in der Diözese von einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen und einer zu langsamen Entwicklung bei Kirchen-Reformen.

Knapp 900.000 Katholikinnen und Katholiken gibt es in Oberösterreich bei etwa 1,5 Millionen Einwohnern noch. Vor einem Jahr waren es noch um rund 16.500 mehr. So viele Austritte innerhalb eines Jahres gab es nicht einmal rund um 2010, als schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Mitarbeiter der Katholischen Kirche Schlagzeilen machten.

„Mischung aus mehreren Problemstellungen“

Dass gerade derzeit viele Menschen der Kirche den Rücken kehren, sei auf eine Mischung aus mehreren gesellschaftlichen und kirchlichen Problemstellungen zurückzuführen, so Bischof Manfred Scheuer in einer Aussendung. Mehr dazu in Kirchenaustritte: Hohe Austrittszahlen schmerzen (religion.ORF.at)

Und die Pastoralamtsdirektorin der Diözese, Gabriele Eder-Cakl, sieht bei vielen den Bezug zur Kirche schwinden: „Es ist die Kirchenbindung, die Beziehung zur Kirche, die abnimmt. Das ist ein gesellschaftliches Faktum.“

„Hilfsangebote der Kirche durchaus geschätzt“

Dieses Phänomen würde derzeit alle großen Organisationen in der Gesellschaft betreffen, so Eder-Cakl. Die Menschen würden zum Beispiel die Hilfsangebote der Kirche, wie etwa Telefonseelsorge oder auch den Erhalt des kultur-historischen Erbes durch die Kirche durchaus schätzen. Die tatsächliche Mitgliedschaft in der Katholischen Kirche sei für viele damit aber nicht mehr direkt verbunden.

Hoffen auf „globale Lösung“

Weil der Mitgliederschwund ein beinahe weltweites Phänomen sei, hofft Eder-Cakl auch auf eine globale Lösung: „Wo alle Diözesen weltweit einbezogen sind und überlegen, wie sie in die Zukunft gehen. Ich hoffe, dass hier einmal ein Start in Richtung einer neuen Kirche ist.“

Dazu würde neben dem Umgang der Kirche mit Menschen der LGBTQI-Gruppe oder wiederverheirateten Geschiedenen vor allem auch das Thema Frauen in der Kirche gehören.