Verbotsschild gegen Gewalt gegen Frauen
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Chronik

Gewalt: Weihnachten gefährlichste Zeit des Jahres

Besinnliche Stunden mit der Familie – das ist das Idealbild der Weihnachtsfeiertage. Die Realität sieht aber oft anders aus, wissen Gewaltschutzeinrichtungen und Polizei: denn Streit und Gewalt kommen in dieser Zeit besonders oft vor.

Die Opfer von Gewalt sind vorwiegend Frauen und Kinder. Die Zahl der Hilfesuchenden steigt alljährlich nach Weihnachten und Silvester an, schildert Eva Schuh vom Gewaltschutzzentrum. „93 Prozent der Gewaltbetroffenen sind Frauen. Männer trifft es weitaus weniger oft und wenn, dann werden sie Opfer von männlicher Gewalt, sei es durch Brüder, männliche Bekannte etc.“ Die Expertin rät als vorbeugende Maßnahme: „Nicht immer alles gemeinsam machen und nicht alles perfekt haben wollen“, so Schuh.

Hoher Erwartungsdruck

Dass gerade rund um Weihnachten die Fälle von Gewalt in der Familie spürbar ansteigen, diese Erfahrung macht man auch im Frauenhaus Linz, so Geschäftsführerin Margarethe Rackl. „Aber Frauen wissen mittlerweile, dass und wo sie Hilfe bekommen. Teuerung und die generellen schweren Zeiten inkl. der vielen Unsicherheit führen zu verstärktem Konfliktpotential. Hinzu kommt, dass Weihnachten hohe Erwartungen mit sich bringt. Und diese Erwartungen werden oftmals nicht erfüllt, was dann zum Konflikt führt.“

Verbotsschild gegen Gewalt gegen Frauen
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2022 ist ein Jahr mit hohem Gewaltniveau

Doch heuer war das Niveau der Gewalt in den eigenen vier Wänden auch schon in den vergangenen Monaten hoch. Die Polizei hat rund 2.500 Betretungs- und Annäherungsverbote verhängt – fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

Sophia Ölinger ist speziell geschulte Präventionsbeamtin: „Häusliche Gewalt kommt prinzipiell in allen sozialen Schichten und Altersgruppen vor. Das kann schon bei einem verbalen Streit beginnen, der in Gewalt endet. Fingerspitzengefühl ist bei solchen Einsätzen essenziell. Man muss sich zunächst einmal ein Bild vor Ort machen, schauen, ob weitere gefährliche Angriffe zu befürchten sind.“ Die Polizei wird entweder von den Opfern selbst oder aber auch oft von aufmerksamen Nachbarn alarmiert.