Rotes Signal über einer Bahnstrecke
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Streikdrohung im Bahnverkehr

Sollte es in den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen keine Einigung mehr geben, stehen am Montag die Ampeln im Bahnverkehr auf Rot. Die Personalvertreter haben bei der Gewerkschaft eine Streikfreigabe beantragt.

Auf die Frage, warum die Gewerkschaft bei den heurigen Lohnverhandlungen schnell mit einem österreichweiten Streik droht, antwortet der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida Helmut Woisetschläger im Interview mit dem ORF Oberösterreich: „Wegen der hohen Inflation haben wir heuer früh genug begonnen, mit der Wirtschaftskammer in Verhandlungen zu treten. Daher hat es auch entsprechend viele Runden gegeben.“ Die Gewerkschafter hätten aber als Reaktion auf ihre Forderungen nur gehört: „Das können wir uns nicht leisten.“

Klares Bekenntnis zu „ordentlicher Gehaltserhöhung“

Irgendwann einmal müsse man sich aber wehren, so Woisetschläger, und man habe daher in ganz Österreich Betriebsversammlungen gemacht. Von den 7.500 Teilnehmenden sei ein klares Bekenntnis zu einer „ordentlichen Gehaltserhöhung“ gekommen, berichtet der Landesvorsitzende. Rund 5.000 bis 6.000 Beschäftigte sind im Bahnverkehr in Oberösterreich betroffen.

24 Prozent für Arbeitgeber zu viel

Die Gewerkschaft vida habe bereits während der Verhandlungen mit Streik gedroht, obwohl man bis zu 12 Prozent mehr Gehalt angeboten habe, sagte Chefverhandler Thomas Scheiber vom WKO-Fachverband der Schienenbahnen. „Vor dem Hintergrund dieses Angebotes Streikszenarien in den Raum zu stellen, ist maßlos und unverantwortlich“, kritisierte er.

„Die Gewerkschaft hat den Boden der Realität komplett verlassen. Ein Plus von bis zu 24 Prozent auf die Gehälter und damit insgesamt mehr als 400 Mio. Euro ist für die Unternehmen unfinanzierbar, und damit werden Arbeitsplätze gefährdet“, erklärte der Fachverbandsobmann.

Westbahn erhöht vorerst freiwillig Löhne und Gehälter

Die Westbahn erhöht die Gehälter am 1. Dezember um 7,5 Prozent, jedoch um mindestens 200 Euro brutto, kündigte der Bahnbetreiber in einer Aussendung am Dienstag an. Die kollektivvertraglich geregelten Zulagen sollen um 8 Prozent erhöht werden. Zusätzlich dazu werde im Dezember einmalig eine Teuerungsprämie von 500 Euro brutto ausgezahlt.

Diese freiwillig vorgezogenen Maßnahmen sollen jedoch nach Abschluss des neuen Kollektivvertrags auf die tatsächlichen Erhöhungen angerechnet werden. Damit folge die Westbahn der Empfehlung des Fachverbandes der Schienenbahn. Dieser empfahl den von ihm vertretenen Unternehmen, die Löhne und Gehälter anzuheben, obwohl es keine Annäherung mit den Arbeitnehmervertretern gäbe.