Pflegekraft wäscht Arm von altem Menschen
leno2010 – stock.adobe.com
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POLITIK

Neue Pflegestrategie für Oberösterreich

Ein 50 Punkte umfassendes Programm haben Land Oberösterreich, Städte- und Gemeindebund am Montag präsentiert. Die Strategie soll Pflegekräfte entlasten und gleichzeitig die Qualität sichergestellt werden.

Mehr Personal pro Pflegebett, ein flexibleres Personalschema, dazu ein Gehaltsbonus und eine spürbare Entlastung der Fachkräfte in der Pflege. Das sind nur einige der insgesamt 50 Punkte, die am Montag von Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) gemeinsam mit dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) als Städtebundpräsident und Christian Mader (ÖVP) als Gemeindebundpräsident präsentiert wurden.

Es ist eine gemeinsame Fachkräftestrategie, die im vergangenen Jahr ausgearbeitet wurde. Denn der Bedarf an Pflegekräften wird noch deutlich wachsen. Bis 2030 werden um knapp 20 Prozent mehr Pflegebedürftige erwartet, bis 2040 um 45 Prozent mehr. Wichtigste Punkte im Maßnahmenkatalog seien die Erhöhung des Mindestpersonalschlüssels um 3,5 Prozent, mehr Personal durch die höhere Pflegegeldeinstufung von Demenz, ein spürbarer Gehaltsbonus in den kommenden zwei Jahren sowie die Einbindung von Berufsgruppen mit pflegerischem Grundwissen.

Stützpersonal für Fachkräfte

Für die Pflegekräfte soll ein, wie es heißt „spürbarer Gehaltsbonus“ kommen. Auch die Gehälter der handwerklichen Berufe werden angehoben. Die Dienstplangestaltung soll flexibler werden und es wird versucht, neues Personal in Berufsgruppen zu gewinnen, die pflegerisches Grundwissen mitbringen. Neu ist, dass es Unterstützungspersonal geben soll, das die Fachkräfte bei der Arbeit entlasten kann. Diese Kategorie der Stützkräfte soll zudem einen niederschwelligen Berufseinstieg ermöglichen. Durch eine Ausbildungspflicht ist geplant, das Stützpersonal zum Pflegepersonal weiterzuentwickeln.

Bei der Ausbildung sind zentrale Punkte das Pflegestipendium von 600 Euro monatlich, die Weiterentwicklung des Modells „Ausbildung mit Anstellung“ und die Lehre für Assistenzberufe in der Pflege. Um zu verhindern, dass weiterhin mehr als ein Viertel ihre Ausbildung abbrechen, soll sie moderner und flexibler werden. Eine Lehre für Assistenzberufe soll direkt nach der Pflichtschule begonnen werden können.

Erste Maßnahmen in Umsetzung

Gesprochen wird bei dem 50-Punkte-Papier für „würdevolles Altern“ von machbaren Maßnahmen. Man habe die Dringlichkeit der Situation erkannt und daher diese Allianz ins Leben gerufen. Definiert wurden fünf Handlungsfelder: Entlastung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Gewinnung neuer Fachkräfte, Weiterentwicklung der Ausbildung und Personalentwicklung sowie Stärkung von Führungskräften und Ausweitung der Digitalisierung. Die Umsetzung ausgewählter Maßnahmen sei auch bereits in die Wege geleitet, um keine Zeit zu verlieren.

Gewerkschaften fordern mehr

Für SPÖ-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder ist die am Montag vorgestellte Pflegestrategie ein erster Zwischenschritt. Hattmannsdorfer werde aber auch weiterhin „nicht umhin kommen, massiv in bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu investieren – und dafür jene Zusatzmittel in die Hand zu nehmen, die seinen Vorgänger:innen stets verweigert wurden“. „Der eingeschlagene Weg führt in die richtige Richtung, geht aber nicht weit genug!“, forderten auch die Gewerkschaften Vida, GPA, GÖD und Younion Oberösterreich weiterhin „Lösungen zu den essenziellen Problemstellungen“, wie einen verbesserten Personalschlüssel, wiewohl das Paket einige dringend notwendige Maßnahmen decke.

Vielversprechend nennen die Grünen die Pflegestrategie von Land, Städten und Gemeinden. Der Schulterschluss mache zuversichtlich. Die ersten Schritte zu einem verbesserten Mindestpflegeschlüssel seien überfällig gewesen. Jetzt müsse darauf geachtet werden, dass dabei auch die Qualität der Pflege gewahrt werde, so die Grüne Pflegesprecherin Ulrike Schwarz. Oö. NEOS-Pflegesprecherin Julia Bammer hätte sich mehr konkrete Details zur berufsbegleitenden Ausbildung erhofft. Die Umsetzung und Effektivität der Maßnahmen sei laufend zu evaluieren. „Wir werden als Opposition auch unseren Beitrag leisten.“