Landesgericht Linz
Pressefoto Scharinger © Scharinger
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Chronik

Kinder tot: Vater und Nachbar verurteilt

Nach einem Familiendrama in Lasberg (Bezirk Freistadt) vorigen Sommer, bei dem zwei Kinder bei einem Kohlenmonoxid-Unfall ums Leben gekommen sind und die Mutter schwer verletzt worden ist, sind der Vater und ein Nachbar am Mittwoch rechtskräftig zu jeweils drei Monaten bedingt verurteilt worden.

„Es ist eine Tragödie, die passiert ist“, aber das Strafgesetzbuch ahnde eben nicht nur Vorsatz-, sondern auch Fahrlässigkeitsdelikte, so die Richterin. Die Staatsanwältin sprach ebenfalls von einem „schrecklichen Unglück“, „aber Faktum ist: Die Angeklagten haben einen furchtbaren Fehler gemacht“. Die beiden Angeklagten waren sichtlich mitgenommen. Schließlich wurden sie rechtskräftig zu jeweils drei Monaten bedingt verurteilt.

Kellerräume wurden nicht gelüftet

Das Unglück ereignete sich im Juli 2021 . Wegen eines Stromausfalls nach einem Unwetter lief im Keller des Hauses der Familie ein Notstromaggregat. Der Vater soll es in Betrieb genommen haben und in die Arbeit gegangen sein.

Am Vormittag soll dann ein Nachbar auf Bitten hin das Notstromaggregat frisch betankt und erneut eingeschaltet haben. Dass die Kellerräumlichkeiten belüftet werden müssen, sei vermutlich von sämtlichen Personen vergessen worden, hieß es nach dem Unglück bei der Polizei. Denn durch den Betrieb des Notstromaggregats entsteht Kohlenmonoxid.

Mutter und Söhne wurden bewusstlos, Söhne starben

Als die zwei und fünf Jahre alten Söhne mit ihrer Mutter in den Keller gingen, atmeten sie das gefährliche, jedoch farb- und geruchlose Gas ein und brachen zusammen. Die Kinder konnten nicht gerettet werden, die Mutter überlebte. Der 38-jährige Vater und der Nachbar sind wegen grob fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Im Falle einer Verurteilung liegt die Höchststrafe bei drei Jahren.

Man sieht es nicht, man riecht es nicht

Kohlenmonoxid ist ein heimtückisches Gas, weil es völlig farb- und geruchlos ist und dennoch in größeren Konzentrationen rasch tödlich sein kann. Die Bandbreite der möglichen Quellen reicht von Gasthermen bis Shishas, aber auch Notstromaggregate, die im Zuge der Blackout-Vorsorge verstärkt empfohlen werden, können Kohlenmonoxid produzieren. Experten empfehlen, diese Geräte nicht in Innenräumen zu betreiben bzw. auf eine fixe Abgasführung zu achten und Warngeräte zu verwenden.

Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) erleiden in Österreich jedes Jahr rund 250 Leute eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Das Gas bindet sich 200- bis 300-mal stärker an das Hämoglobin der roten Blutkörperchen als der in der Luft enthaltene Sauerstoff. Es verdrängt den Sauerstoff und blockiert dessen Aufnahme im Blut. Der menschliche Körper reagiert mit Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, man wird rasch bewusstlos. Bei höherer Belastung kann das Gas schon binnen Minuten tödlich sein. Aber auch geringe Dosen über einen längeren Zeitraum können langfristig Gedächtnis- und Bewegungsstörungen zur Folge haben.