38 Jahre – so etwas dürfe nicht mehr vorkommen, daher forderten sie schnellere Verfahren. Im Sinne eines beschleunigten Netzausbaus müsse das Ziel sein, alle UVP-Verfahren im Energiebereich auf maximal zwei Jahre zu beschränken, forderte Achleitner vom Bund. 110-kV-Leitungen wie jene zum Umspannwerk Brünning seien aus „physikalischen und elektrotechnischen Gründen“ nicht mittels Erdkabel möglich, erklärte Steinecker. 30-kV-Leitungen würden – wo möglich – ohnedies unterirdisch gebaut. „Wer A wie Energiewende sagt, muss auch B wie Ausbau sagen“, untermauerte er.
Neuer Masterplan
Waren im „alten“ Masterplan 2028 der drei Netzbetreiber Austrian Power Grid AG, Netz OÖ GmbH und Linz Strom Netz GmbH 34 Projekte auf Spannungsebenen von mehr als 110 kV und Umspannwerke mit einer Gesamtinvestition von 1 Mrd. Euro vorgesehen, kommen im neuen Masterplan 2032 – wird im Herbst präsentiert – mit Wels Strom und Ennskraftwerke AG zwei neue Partner dazu und das Volumen soll „deutlich mehr als eine Milliarde“ sein, so Achleitner.
Der neue Masterplan soll sowohl „die erforderliche Infrastruktur für die Energiewende hin zu Strom aus erneuerbaren Energien bereitstellen, als auch die Leistungsanforderungen von Wirtschaft und Haushalten sicherstellen“, so Achleitner. Er soll auch den massiven Ausbau dezentraler Erzeugung mittels erneuerbarer Energieträger ermöglichen sowie die Elektrifizierung der Mobilität, der Industrie und der Raumwärme zur Dekarbonisierung vorantreiben.
Eckpunkte dazu seien neue Umspannwerke in den Regionen, Leitungsverstärkungen auf allen Ebenen und neue Abstimmungen der Projekte. Um das Stromnetz leistungsfähig zu halten, wird die Netz OÖ jährlich mehr als 100 Mio. Euro investieren.
100.000 E-Ladestationen bis 2025
Das „Zentralraumprojekt OÖ“ soll den Standort Linz der voestalpine mit ausreichend Strom versorgen, um mittelfristig die Erzeugung von „grünem Stahl“ zu ermöglichen. Es ist aber auch die Voraussetzung für alle 110-kV-Kabelprojekte im Linzer Raum. Aktuell läuft das UVP-Verfahren.
Bei der E-Mobilität soll das Ziel von mindestens 90.000 privaten und 10.000 öffentlichen Ladestationen in Oberösterreich bis 2025 erreicht werden. Dafür gebe es Förderungen durch den Bund und das Land.
Steinecker geht von einem Baubeginn 2024 für das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee aus, wobei das ein Tagesspeicher sei. Die Gretchenfrage sei, wie man den Überschuss länger speicherbar mache, etwa vom Sommer für den Winter. Das müsse durch chemische Speicherung geschehen und sei ein gesamteuropäisches Thema, ergänzte Achleitner.
Mehr Wasser- und Sonnenenergie
Zentraler Baustein des Gesetzespaketes sei die Einführung von Energiegemeinschaften als neue Marktakteure. Die Energie AG plant die Umsetzung von Kraftwerksprojekten in den Bereichen Wasserkraft (Dürnau, Weißenbach/Bad Goisern und Traunfall/Roitham), Photovoltaik (Eigenanlagen, Anlagen auf Dächern, Erweiterung SolarCampus Eberstalzell, PV-Contracting für Businesskunden, Unterstützung für Private) und Windenergie.
Ein sechstes Windrad im Windpark Munderfing komme bis Herbst 2022, Ausbauziel: 500 Prozent im Vergleich zum Status Quo. Das Ausbauziel werde mittels „Repowern“ erreicht, d.h. dass etwa durch größere Turbinen mehr aus dem einzelnen Windrad herausgeholt werde, erklärten Achleitner und Steinecker.
Wesentlicher Bauteil für das Gelingen der Energiewende (im Speziellen für die Errichtung der vielen dezentralen Erzeugungseinheiten) sind die intelligenten Smart Meter, betonte Steinecker. Sie würden die Einspeisungen Privater ins Netz erst ermöglichen und wichtige Daten für die Planung der Energie AG liefern.