77. Jahrestag der Befreiung
TEAM FOTOKERSCHI
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Zeitgeschichte

Befreiungsfeier im einstigen KZ Mauthausen

Vor 77 Jahren befreiten US-Truppen das Konzentrationslager Mauthausen. Am Sonntag gedenken Angehörige von Opfern, kirchliche Würdenträger und das offizielle Österreich der Opfer. „Politischer Widerstand“ ist der heurige Titel der größten KZ-Befreiungsfeier weltweit.

Mindestens 90.000 Menschen überlebten die Vernichtungsmaschinerie im KZ Mauthausen und in seinen mehr als 40 Außenlagern nicht. Mauthausen steht wie kein zweiter Ort in Österreich für die Schrecken des NS-Terrorregimes.

Auch 77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen dürfe man diese dunklen Kapitel unserer Geschichte niemals vergessen, betonte Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich.

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77. Jahrestag der Befreiung
ORF/Huber
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77. Jahrestag der Befreiung
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Anna Hackl, eine Altbäuerin in Schwertberg, deren Familie während der Zeit des Nationalsozialismus geflohenen KZ-Insassen Unterschlupf gewährte
ORF/Minniberger
Anna Hackl, Altbäuerin in Schwertberg, deren Familie während der Zeit des Nationalsozialismus geflohenen KZ-Insassen Unterschlupf gewährte
77. Jahrestag der Befreiung
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Befreiungsfeier: Teilnehmer
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Befreiungsfeier
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Befreiungsfeier: Teilnehmer
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Skulptur Stacheldraht
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Ein Auftrag für Gegenwart und Zukunft

Der Jahrestag zur Befreiung sei ein Auftrag für die Gegenwart und Zukunft. „Viele Menschen fragen, ‚wie können wir das Andenken derer, die im Nationalsozialismus sterben mussten, weil sie ermordet wurden, am besten ehren?‘, und ich denke, wir können das am besten, indem wir aufstehen, uns einmischen, bei Diskriminierung und Rassismus nicht schweigen – oder uns hinsetzen, zum Handy greifen oder am PC dem Hass im Netz etwas entgegenstellen.“ So könne man diese Menschen ehren, „durch unser Engagement für eine Welt des Friedens“, so Mernyi.

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77. Jahrestag der Befreiung: v.l.:  Helmut Edlmayer (Mauthausen Komitee), OÖ Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), Ministerin Leonore Gewessler (Grüne), Minister Gerhard Karner (ÖVP), Ministerin Alma Zadic (Grüne), EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP)
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v. l.: Helmut Edlmayer (Mauthausen Komitee), OÖ-Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), Ministerin Leonore Gewessler (Grüne), Minister Gerhard Karner (ÖVP), Ministerin Alma Zadic (Grüne), EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP)
Botschafter von Armenien, Armen Papikyan
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Botschafter von Armenien, Armen Papikyan
77. Jahrestag der Befreiung: v.l.:  Michael Chalupka,  Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Manfred Scheuer, Bischof der Diözese Linz, Margit Fischer und der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer
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v. l.: Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Manfred Scheuer, Bischof der Diözese Linz, Margit Fischer und der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer
77. Jahrestag der Befreiung: Teilnehmer der Israelischen Delegation
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Teilnehmer der israelischen Delegation
77. Jahrestag der Befreiung:Teilnehmer der ukrainischen Delegation mit dem ukrainischen Botschafter Wassyl Chymynez (4.v.l.)
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Teilnehmer der ukrainischen Delegation mit dem ukrainischen Botschafter Wassyl Chymynez (4. v. l.)

Gedenken erstmals ohne Überlebende

Zu der Feier kommen traditionell Abordnungen aus aller Welt, denn die in Mauthausen Inhaftierten stammten aus mehr als 70 Nationen. Zum ersten Mal waren allerdings keine Überlebenden bei der Gedenkfeier. Die Botschafter von Russland und Belarus wurden nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine zudem von den Veranstaltern gebeten, nicht zu kommen. Hilfsorganisationen, Überlebende und deren Angehörige aus diesen Ländern waren aber eingeladen. Insgesamt nahmen an dem Gedenken 5.000 Teilnehmer teil, so Komitee und Polizei am Nachmittag.

Auf dem Appellplatz erinnerten großformatige Bilder von Mauthausen-Überlebenden mit Aufrufen zu Frieden und Solidarität in zahlreichen Sprachen an die insgesamt rund 200.000 KZ-Häftlinge, von denen rund die Hälfte ermordet wurde oder den grausamen Haftbedingungen zum Opfer fiel.

Zahlreiche Würdigungen

Im Vorfeld der Feier hatte der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer Widerstandskämpfer als „Leuchttürme gegen die Resignation in das Schicksal“ gewürdigt. Aktiver Widerstand finde „seine Begründung in dem auch von der katholischen Sittenlehre anerkannten Recht auf Notwehr, das geltend gemacht wird, um den Staat auf seine Gemeinwohlfunktion zu beschränken“.

Der evangelische Bischof Michael Chalupka erinnerte daran, dass im KZ Mauthausen die Religionsausübung mit dem Tod betraft wurde. In Mauthausen „trifft Schmerz auf Hoffnung. Hier verbindet sich der Kummer mit dem Lebenswillen“, so der orthodoxe Erzpriester Ioannis Nikolitsis.

Nehammer: „Langer und mühsamer Prozess“

„Mehr als vier Jahrzehnte hat es gedauert, bis das offizielle Österreich anerkannt hat, in der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur Opfer, sondern auch Täter gewesen zu sein. Was wir heute als selbstverständlich betrachten, war ein langer und mühsamer Prozess für unser Land“, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in einer Aussendung. Die ehemaligen Konzentrationslager und jetzigen Gedenkstätten Mauthausen und Gusen würden bei der Aufarbeitung eine wichtige Rolle spielen.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) würdigte all jene, „die den Mut gehabt haben, sich offen gegen das NS-Regime zu stellen. Gleichzeitig eint uns das Bekenntnis dazu, alles zu tun, dass ihr Heldentum nie wieder notwendig werden wird.“

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner betonte in einer Aussendung, „die nationalsozialistischen Gräueltaten dürfen niemals vergessen werden“, das heiße auch, „Menschlichkeit zu bewahren und jeder Form von Hass, Ausgrenzung und Gewalt entschieden entgegenzutreten“. Der Krieg in der Ukraine zeige, dass ein friedliches Zusammenleben auch in Europa nicht selbstverständlich sei, so der geschäftsführende oberösterreichische SPÖ-Landesparteivorsitzende Michael Lindner.