Großaufnahme Symbole Glücksspielautomat
ORF.at/Roland Winkler
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Chronik

„Nachholbedarf“ beim Spielerschutz

Der Verein Spielerhilfe sieht massiven Nachholbedarf beim Spielerschutz in Oberösterreich. Die geltenden Regeln dazu würden von den Betreibern oft nicht eingehalten. Gefordert wird unter anderem ein zentraler Sperrverbund mit Online-Sperrmöglichkeit via Handy-Signatur.

Zudem sollte der Spielerschutz an externe Experten, die nicht so leicht in einen Interessenskonflikt kommen können, ausgelagert werden, hieß es in einer Pressekonferenz am Donnerstag in Linz.

„Größtes Suchtrisiko bei Automaten“

Mit dem Glücksspiel wurden in Österreich 2019 rund 1,93 Milliarden Euro an Bruttospielerträgen und 624 Millionen Euro an Steuern generiert, allein in Oberösterreich gebe es derzeit mehr als 1.400 legale Automaten in Lokalen oder an Tankstellen, so Christoph Holubar von der Spielerhilfe. Automaten hätten das höchste Suchtrisiko, weil der Ablauf sehr schnell sei. Mehr als ein Viertel der Automatenspieler hätten ein pathologisches Spielsuchtproblem. Insgesamt seien in Österreich rund 19.000 Personen spielsüchtig.

Selbstsperrmöglichkeiten gibt es – zumindest theoretisch

Die Spielerschutzbestimmungen würden von den Betreibern oft nicht eingehalten, schilderte Holubar anhand etliche Beispiele. Denn normalerweise darf man nur mit Registrierung und ab 18 Jahren spielen. Wenn ein Konkursverfahren anhängig ist, muss man gesperrt werden, ebenso gibt es Selbstsperrmöglichkeiten – zumindest theoretisch. In der Praxis komme es immer wieder zu Problemen, so Holubar. Er präsentierte Beispiele von Betroffenen, die trotz seit Jahren laufender Insolvenz spielen können, bei der Selbstsperre hapere es oft daran, dass Formulare fehlen, oder es gebe technische Hürden, wie dass das Formular zu Hause eingescannt werden muss.

Datenabfragen (DSGVO Art. 15 Abfragen), die in Spielerklagen als Grundlage zur Ermittlung der tatsächlichen Verluste herangezogen werden und von den Unternehmen binnen 30 Tagen zu erteilen seien, würden oft nicht beantwortet, wirft Holubar der Branche vor. Stattdessen seien von den Betreibern nach diesen Anfragen in einigen Fällen sogar Anzeigen wegen angeblicher Urkundenfälschung erstattet worden. „Es ist natürlich nie etwas herausgekommen.“

„Offenlegen der Einkommensverhältnisse notwendig“

Die Spielerhilfe fordert daher Verbesserungen beim Spielerschutz. Unter anderem tritt sie für die Abschaffung von Willkommens-Boni und laufenden Gratis-Wetten ein. Zudem sei ein frühzeitiges Offenlegen der Einkommensverhältnisse der Spieler notwendig, wer Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld beziehe sollte nicht spielen dürfen. Auch wird die Reduktion der Werbung, die Deckelung von Einsätzen auf einen Euro und von Gewinnen auf 500 Euro sowie ein Erhöhen der Spieldauer bei Automaten auf mindestens drei Sekunden verlangt.