Arzt im Rumpf mit Stetoskop
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Ukraine-Krieg

Kostenlose Behandlung für Flüchtlinge

Schutzsuchende aus der Ukraine sollen in OÖ bis auf Weiteres unbürokratisch und rasch ärztliche Hilfe bekommen können, wenn sie diese brauchen. Mehr als 300 Fachärzte und Allgemeinmediziner haben sich zu kostenlosen Behandlungen bereit erklärt. Der Grund: Die Kriegsflüchtlinge müssen erst in das österreichische Kassensystem integriert werden.

324 Ordinationen in Oberösterreich behandeln Kriegsvertriebene aus der Ukraine kostenlos, bis diese in das österreichische Kassensystem integriert werden können. In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) habe die Ärztekammer binnen weniger Stunden über 300 Mediziner gefunden, die sich dazu bereit erklärten, berichtete die oö. Ärztekammer am Mittwoch. Viele der in Oberösterreich Ankommenden benötigen medizinische Betreuung.

Große Hilfsbereitschaft

Unter den 324 teilnehmenden Ordinationen in ganz Oberösterreich sind Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sowie Vertreterinnen und Vertreter dringend benötigter Fachgebiete. Der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der oö. Ärztekammer Thomas Fiedler sowie oö. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser sprachen von einer beeindruckenden Zahl an teilnehmenden Ordinationen und lobten die Hilfsbereitschaft und das soziale Engagement der Ärzteschaft. Flüchtlinge oder Quartiergeber können sich im Bedarfsfall in einer der teilnehmenden Ordinationen wegen eines Behandlungstermins melden.

Unklarheit über Handhabung der Krankenversicherung

Diese Hilfsbereitschaft der Mediziner scheint derzeit auch nötig, denn offenbar gibt es aktuell noch keine konkreten Regelungen, wie Ärzte und Ärztinnen ihre Behandlung abrechnen können. Die EU Massenzustrom-Richline gibt den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine grundsätzlich eine Art Sonderstatus. Sie bekommen demnach für mindestens ein Jahr Schutz in der EU, und zwar ohne Asylverfahren. Sie sind damit auch krankenversichert, zumindest theoretisch. Denn in der Praxis scheint das alles nicht so einfach. Auf ORF OÖ Nachfrage beim Land OÖ, der Österreichischen Gesundheitskasse und den Sozialeinrichtungen konnte bisher keiner sagen, wie der Arztbesuch für geflohene Menschen aus der Ukraine bei konkret gehandhabt wird.

Verordnung vom Bund fehlt noch

Die genaue Regelung dazu vom Bund fehle noch, heißt es von sämtlichen Stellen, die selbst auf diese klaren Vorgaben warten. Auch vom Bund – konkret vom Innenministerium – hat der ORF OÖ bislang nur erfahren, dass Ukraine-Flüchtlinge krankenversichert sind. Wie genau die EU Richtline bei uns umgesetzt wird, regele eine entsprechende Verordnung, die in Arbeit sei.

Notfallsorgung ist kostenlos

Fest steht jedenfalls: Für absolute Notfälle gibt es immer medizinische Hilfe, und zwar kostenlos. Hier greift die sogenannte Notfallversorgung. Besteht aber kein akuter Notfall können Arzt und Ärztin, die medizinische Leistung verrechnen – und sofern diese nicht bezahlt werden kann, auch verweigern. Es gibt aber auch viele ambulante und stationäre Einrichtungen, die eine kostenlose Versorgung für nicht Krankenversicherte anbieten und eben jene 324 Ordinationen in Oberösterreich die Kriegsvertriebene aus der Ukraine kostenlos behandeln, bis diese in das österreichische Kassensystem integriert werden können.

Auch Spenden für Ukraine werden gesammelt

Die oberösterreichische Ärztekammer sammelt in Kooperation mit der Volkshilfe auch Sachspenden für die Menschen, die in der Ukraine ums Überleben kämpfen. Benötigt werden vor allem Hygieneartikel, Verbandsmaterial und Medikamente, zum Beispiel verpackte fiebersenkende Schmerzmittel und Antibiotika. Den betroffenen Menschen müsse schnell und unbürokratisch geholfen werden, so Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. Die Spenden können in den Shops der Volkshilfe Oberösterreich abgegeben werden.