Politik

OÖer in der Ukraine – beunruhigt, aber keine Panik

120 Österreicherinnen und Österreicher halten sich laut Außenministerium derzeit noch in der Ukraine auf. Diese hätten sich beim Außenministerium registriert, so eine Sprecherin. Es wird erwartet, dass sich weitere Österreicher bei der Botschaft in Kiew melden. Manche wollen vorerst bleiben, etwa ein Oberösterreicher.

Thomas Brunner aus St. Florian bei Linz hat vor etlichen Jahren in der Zentralukraine mit einer Schweinezucht begonnen. Er will bleiben, auch um der Familie seiner ukrainischen Frau einen Zufluchtsort zu bieten. „Wir haben mit meiner Frau jetzt hier organisiert, dass wir unsere Verwandten aus der unmittelbaren Gefahrensituation zu uns bringen, weil wir am Land sind und sicher etwas geschützter sind“, so Brunner. Er sei natürlich beunruhigt, wolle aber keine Panik aufkommen lassen. Brunner berichtet von Schlangen vor den Bankomaten. Die beiden kleinen Kinder des Schweinezüchters sind bereits bei den Großeltern in Österreich.

Linzer bangt um in Ukraine lebende Großmutter

Laut Außenministerium stehe noch der Landweg als Fluchtmöglichkeit zur Verfügung. Unterdessen bangen auch viele Ukrainer, die hier in Oberösterreich leben, um ihre Verwandten. Etwa Mika Laivilkouski, ein junger Mann, der in Linz lebt und sich um seine Großmutter im Südosten des Landes sorgt. „Meine Oma hat einen Bauernhof in der Ukraine. Sie hat jetzt alles liegen lassen, denn das Leben ist wichtiger, sie wollen flüchten“, so Laivilkouski. Er helfe aus Österreich so gut er könne, etwa finanziell.

Caritas hilft Menschen vor Ort

Der Direktor der Caritas in Oberösterreich Franz Kehrer sagt, man sei ständig mit Kollegen in der Ukraine in Kontakt, auch in Bezug auf die mögliche Flüchtlingssituation. „In Wahrheit ist in der Ukraine, zumindest im Osten, seit 2014 Krieg. Wir als Caritas sind in diesen Landesteilen mit der Caritas Ukraine seit 2014 aktiv und haben mit der Hilfe aus Österreich 800.000 Menschen erreicht“, so Kehrer.

Oberösterreich bereitet sich auf Flüchtlinge vor

Oberösterreich bereitet sich auf mögliche Flüchtlingsbewegungen aus der Ukraine vor. „Wir stehen zu unserer humanitären Verantwortung“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Donnerstag in einer Aussendung. Das Land bereite sich in enger Abstimmung mit dem Bund auch auf Auswirkungen der aktuellen Lage auf die Energiesituation vor. Stelzer spricht von einem schockierenden und völlig inakzeptablen Angriff Russlands auf die Ukraine.

EU-Abgeordnete Winzig: „Hinterhältiger Angriff“

Die ÖVP-Delegationsleiterin im Europäischen Parlament, die Oberösterreicherin Angelika Winzig, sagt, dieser hinterhältige Angriff Putins auf ein unabhängiges europäisches Land und die dramatischen Auswirkungen, die dieser Vorstoß mit sich bringt, sind absolut inakzeptabel und verwerflich. Man werde mit scharfen Sanktionen antworten.

Nervosität an Börsen „extrem hoch“

Auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte hat die Invasion Russlands massive Auswirkungen. Die Börsen sind auf Talfahrt. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank, sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Wenn solche Kriege vom Zaun gebrochen werden, ist die Nervosität an den Aktienbörsen immer extrem hoch.“ Man könne noch nicht genau abschätzen, wie sich das auf einzelne Unternehmen wirklich auswirken werde. Bei Nervosität würden die Investoren die Aktien abgeben, was zu massiven Kursverlusten international führen werde, so Schaller.

Inwieweit oberösterreichische Betriebe betroffen sind, werde sich erst zeigen. Manche Firmen sind auch mit Niederlassungen oder Lieferketten betroffen, auch da noch in unklarem Ausmaß. Die voestalpine etwa bezieht Eisenerz und Pellets aus der Ukraine, die Lagerbestände seien vorerst aber ausreichend.

NACHBAR IN NOT – Hilfe für die Ukraine

Angesichts der Lage in der Ukraine starten ORF und NACHBAR IN NOT eine Hilfsaktion für von Krieg bedrohte Menschen und rufen zur Spendenaktion „Hilfe für die Ukraine“ auf. Millionen Menschen müssen jetzt vor den kriegerischen Handlungen fliehen und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – mehr dazu in Hilfe für die Ukraine.