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APA/HELMUT FOHRINGER
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Umwelt

Mehr Heizen mit Abwärme aus der Industrie

Linz sollte beim Heizen mehr auf die Abwärme aus der Industrie setzen, so Global 2000. Die NGO hat sich die Wärmeversorgung in den österreichischen Landeshauptstädten angesehen. In Linz wird kritisiert, dass viel Erdgas zum Einsatz kommt.

Erdgas spielt beim Heizen der Linzer Gebäude noch eine große Rolle. Das sieht man aber erst auf den zweiten Blick, denn mit 59 Prozent wird ein Großteil der Linzer Wärmeversorgung über Fernwärme abgedeckt. Doch rund die Hälfte der Fernwärme kommt aus Heizkraftwerken, die mit Erdgas betrieben werden, so die Kritik der Umweltschutzorganisation Global 2000 mit Sitz in Wien. Gerade bei der Fernwärmeerzeugung nutze die Industriestadt die Abwärme zu wenig. Der Anteil liegt bei elf Prozent, so Global 2000. Die Umweltschutzorganisation hat die ihr jüngsten zur Verfügung stehenden Daten ausgewertet.

Grafik Linz Wärmeerzeugung, Global 2000
Global 2000

Linz hinkt Graz bei Abwärme hinterher

In Graz ist in wenigen Jahren ein Anstieg der Abwärmenutzung auf zwanzig Prozent erfolgt. In Linz ist die Nutzung der Abwärme hingegen seit Jahren sehr stabil geblieben, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. „Mit dem von Bürgermeister Klaus Luger ausgegebenen Leitbild der ‚klimafreundlichen Industriestadt‘, kann Linz eine positive Richtung einschlagen. Dass nun mit der Linz AG ein Klimaneutralitätskonzept erarbeitet werden soll, bietet die Chance, jetzt eine wirksame Strategie für den Ausstieg aus klimaschädlichem Erdgas zu erarbeiten. Die Nutzung von industrieller Abwärme sollte dabei viel stärker als bisher berücksichtigt werden. Linz hat das Potenzial, zum Vorreiter zu werden, dafür ist allerdings noch viel zu tun“, so Wahlmüller weiter.

Klimastadträtin: Klimagerechte Stadt klarer Fokus

Die Linzer Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grünen) konkretisiert in einer Aussendung am Mittwoch, dass der Gemeinderat im November mit den Leitlinien der Linzer Stadtregierung 2021 – 2027 für eine klimafreundliche Industriestadt beschlossen hat, dass die Transformation hin zu einer klimagerechten Stadt klarer Fokus und Handlungsauftrag in den nächsten Jahren für die gesamte Stadtregierung ist. Im Fokus müsse dabei insbesondere auch der weitere Fernwärmeausbau und der Ausstieg aus den fossilen Energien stehen, so Schobesberger.

Russland: „Nicht von einer Abhängigkeit zur nächsten“

Die sich zuspitzende Ukraine-Krise, die auch mit Sanktionen der EU gegen Russland einhergehen, stellt gerade die Abhängigkeit von Erdgas und seinen Lieferanten in ein Scheinwerferlicht. „Aus unserer Sicht sollte nicht die Ukraine-Krise, sondern schon die Klimakrise der Handlungsauftrag sein, um aus Gas auszusteigen“, so Wahlmüller. Statt von einer Abhängigkeit in die nächste zu laufen, solle man sich Überlegung, wie eine Wärmeversorgung der Zukunft aussehen könne. Anstatt fossiler Energiequellen sollten vermehrt klimafreundliche Technologien wie Wärmepumpen, Solarenergie, Geothermie und Nutzung von Abwärme aus Industrieanlagen eingesetzt werden.

Auch Bund in der Pflicht

Die NGO sah auch den Bund in der Pflicht, die Energiewende im Wärmebereich entsprechend zu unterstützen. Klare Vorgaben der Länder für den Ausstieg aus Öl und Gasheizungen im Baurecht, langfristig abgesicherte, attraktive Förderprogramme und bundesgesetzliche Rahmenbedingungen in einem Erneuerbaren-Wärmegesetz, das den Ausstieg aus Öl- und Gas klar regelt, seien demnach „essenzielle Bausteine für eine erfolgreiche Klimapolitik“. „Es ist jetzt notwendig, dass alle an einem Strang ziehen, damit wir diese Herausforderung meistern können. Wir können uns damit unabhängig von Gaslieferungen aus Russland machen, nachhaltige Arbeitsplätze schaffen und die Klimabilanz entlasten“ so Wahlmüller.

ÖVP Linz: Strategie zum Ausstieg aus fossilen Energien

Kritik an Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) kam am Mittwoch von der ÖVP Linz. Bereits im Mai 2021 habe man einen Gemeinderatsantrag gestellt, in dem Luger mit der Erarbeitung einer Strategie mit Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität beauftragt werden sollte. Dieser Antrag sei aber von SPÖ und FPÖ nicht unterstützt worden, so Elisabeth Manhal, Obfrau der Linzer ÖVP. Jetzt sei es offensichtlich, dass Bürgermeister Luger endlich handeln und ein nachhaltiges Konzept erarbeiten müsse.