Covid-19-Intensivstation in Gmunden
ORF/Koschuh
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Coronavirus

Spitäler hoffen auf Lockdown-Effekt

Die Ärzteschaft und das Pflegepersonal in den Spitälern hoffen, dass der Lockdown möglichst rasch eine Entlastung bringt. Auch weil die Belegschaft in den Krankenhäusern mit einem gewissen CoV-Ansteckungsrisiko konfrontiert ist.

In den drei Salzkammergutkliniken liegen (Stand Freitag) 120 Covid-19-Patientinnen und -patienten, drei sind zuletzt innerhalb von 24 Stunden gestorben. Auch das Pflegepersonal lebt derzeit durchaus riskant – mit einem gewissen Ansteckungsrisiko. Man versucht es zu minimieren – unter anderem durch Impfungen. Unter den Patienten aber sind zahlreiche Ungeimpfte.

ORF-Redakteur Bernt Koschuh konnte in Gmunden in einer Normal- und einer Intensivstation mit Gesundheitspersonal und Patienten sprechen. Rund 25 Patientinnen und Patienten liegen derzeit in der zur Covid-Station umfunktionierten Geriatrie. Der jüngste Patient ist 35 Jahre und nicht geimpft – und sagte im ORF-Interview: „Ich wollte bis in den Jänner warten auf den so genannten Tot-Impfstoff. Das war meine Strategie – und immer testen, wenn ich wo hingehe. Dann habe ich den Mitmenschen gegenüber ein gutes Gewissen gehabt."

Pro und contra Impfung unter Patienten

Auch ein 81-Jähriger liegt mit Covid-19 auf der Normalstation und überzeugt, dass er dank Impfung einen milderen Verlauf hat: „Ich bin sicher, dass es hilft. Ich habe zwei Impfungen." Ein 65-Jähriger dagegen, der mit einem Beatmungsschlauch auf der Intensivstation liegt ist überzeugt, dass ihm nur die Mediziner helfen können: „Wenn uns wer helfen kann, dann sind das die Ärzte, aber nicht die Pharmaindustrie. Aber die Ärzte müssen halt machen, was die Pharmaindustrie sagt. Ich kenn so viele Leute, die sind doppelt geimpft und denen geht es schlechter als mir."

Covid-19-Station in Gmunden
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Covid-19-Normalstation

Anästhesie-Primar Markus Franner, der bei dem Interview dabei war, sagte: „Das verstehe ich nicht und wir haben auch noch nicht darüber geredet – aber es ist für mich unverständlich. Wir wissen – und das ist wissenschaftlich gut bewiesen, dass bei Vollimmunisierung wir gut vor schweren Verläufen geschützt sind und eigentlich Intensivaufenthalte vermeiden können“.

Arbeiten bei fast 30 Grad Celsius

Schutzkleidung, mit zwei Paar Gummihandschuhen, Haube und Schutzmaske – und mehrfache Hände-Desinfektion – das ist der Arbeitsalltag für die Krankenpfleger und -pflegerinnen in der Intensivstation bei fast 30 Grad. Das mögliche Ansteckungsrisiko versucht man zu minimieren – unter anderem durch Impfungen. Alle seien hier geimpft, so Diplompfleger Andreas Knespel.

Und zum Risiko und zur anstrengenden Pflege in Schutzausrüstung komme auch noch die psychische Belastung, so Knespel: „Wir haben viele Verabschiedungen miterleben müssen. Zum Teil von 15-jährigen Kindern, die sich von ihren 50-jährigen Eltern verabschieden haben müssen. Das sind schon mitnehmende Geschichten, die jetzt in gehäufter Zahl auftreten.“

Arzt gegen Impfpflicht

Die Impfung sorge für mildere Verläufe, so die Ärzte. Laut der Spitalsdirektion liegen auf den Intensivstationen in Gmunden 80 Prozent Ungeimpfte. Auf der Normalstation sind es etwa gleich viele Geimpfte wie Ungeimpfte. Franner bezeichnet die mRNA-Schutzimpfung als eine „geniale Erfindung“. Und trotzdem ist er für Überzeugungsarbeit und gegen die geplante Impfpflicht, weil sie die gesellschaftlichen Spannungen wohl noch verstärken werde.