Braunkehlchen
Michael Dvorak
Michael Dvorak
Natur

Immer weniger Feld- und Wiesenvögel

Die Aussichten für Braunkehlchen, Wiesenpieper und Bekassinen sind in Oberösterreich derzeit denkbar schlecht. Die Wiesenbrüter finden immer weniger spätgemähte Wiesen, um ihre Jungen großzuziehen, deshalb sind sie inzwischen vom Aussterben bedroht. Probleme gibt es auch bei einem Greifvogelprojekt.

Eine Bestandserhebung von Feld- und Wiesenvögeln in Oberösterreich zeigt laut BirdLife, dass einige Arten vom Aussterben bedroht sind. So wurden im ganzen Land nur mehr 20 Brutpaare vom Wiesenpieper gezählt und von den Bekassinen nur mehr 15 Paare.

85 Prozent weniger Braunkehlchen

Bei den Braunkehlchen gibt es auch nur noch 30 Brutpaare im Grenzstreifen zu Südböhmen. Dabei hatte es von ihnen in den siebziger Jahren noch mehr als 1.000 Paare in ganz Oberösterreich gegeben.

Bekassine
Michael Dvorak
Bekassine

Ein Hauptgrund für den Rückgang liegt darin, dass Landwirtschaft inzwischen flächendeckend mit Maschinen durchgeführt wird. Wenn etwa im Frühjahr die Wiesen für Grünfutter gemäht werden, kommen die Vögel sprichwörtlich unter die Räder, so Hans Uhl von Birdlife: „Die Vögel, die im Mai oder Juni auf Wiesen brüten, haben dort kaum Chancen ihre Jungen durchzubringen – und das hat dazu geführt, dass etwa der Braunkehlchenbestand etwa um 85 Prozent abgenommen hat“.

Braunkehlchen
Michael Dvorak
Braunkehlchen

Uhl will mit dieser Feststellung aber gar nicht der Landwirtschaft den schwarzen Peter zuschieben, die ja selbst mit vielen Auflagen und Wettbewerbszwängen zu kämpfen hat: „Es muss uns als Gesellschaft gelingen, den Landwirten bessere Förderungen anzubieten. Wir müssen mehr investieren an Beratungen und Flächenförderung, damit Landwirten überhaupt ermöglicht wird, dass sie Wiesen spät mähen oder auch brach liegen lassen.

Brachvogel: Erfolg in Schutzzonen

So ein gutes Management ist für den großen Brachvogel bereits gelungen. Auch er war vor einigen Jahren in Oberösterreich vom Aussterben bedroht. Auf Flächen beim Irrsee, am Ibmer Moor und vor allem am Flugplatz Welser Heide, wo Schutzzonen eingerichtet wurden, konnte sich der Bestand deutlich erholen und es gibt jetzt wieder rund 55 Brutpaare.

Brachvogel
Manfred Waldinger
Brachvogel

Birdlife fordert zum Schutz der Feld- und Wiesenvögel die Anhebung der maximalen Fördersätze für Spätmähwiesen je Hektar und Jahr von derzeit 900 auf 1.500 Euro, zur Errichtung von Rettungsinseln für die wenigen überlebenden Wiesenvögel. Naturschutzreferent LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) unterstützt das Ziel, die Artenvielfalt im Land durch zielgerichtete Maßnahmen zu erhalten.

Schwerer Start für Rotmilan-Schutzprojekt

Auch bei Greifvögeln gibt es Probleme: Das Schutzprojekt für Rotmilane, das Birdlife gemeinsam mit der europäischen „Eurokite“-Initiative verfolgt, hatte keinen guten Start. Erstmals wurden im Frühjahr sechs junge in Oberösterreich geschlüpfte Rotmilane mit Sendern ausgestattet und ihre Wege wissenschaftlich verfolgt. Inzwischen sind fünf von ihnen bereits tot, so Hans Uhl von Birdlife.

Rotmilan
pixabay/Alexas_Fotos
Rotmilan

Ein Tier wurde in einer Jauchegrube in Nussbach im Bezirk Kirchdorf gefunden, drei sind in Italien und Frankreich aus noch unbekannten Gründen verendet und ein Milan ist mitsamt Sender im Bereich von Waldzell und Schildorn im Innviertel völlig von der Bildfläche verschwunden. Nur einer der großen Greifvögel lebt noch und seine Senderdaten tauchen immer wieder zwischen Norditalien und Südfrankreich auf.

Bauernverband: „volle Unterstützung“

Volle Unterstützung sichert der Unabhängige Bauernverband bei der Rettung aussterbender Vogelarten zu, hieß es am Dienstag. Zur Forderung, die Wiesen später zu mähen, kommt ein grundsätzliches „Ja“ vom Unabhängigen Bauernverband, aber nur bei einem unbürokratischen und freiwilligen Programm zur Erhaltung der Feld- und Wiesenbrüter. Und die finanziellen Belastungen müssten inflationsbereinigt entsprechend abgegolten werden.