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Verkehr

Klima-Ticket startet am 26. Oktober

Das vielzitierte 1-2-3 Ticket wird mit dem Nationalfeiertag am 26. Oktober in Oberösterreich starten, allerdings unter dem neuen Namen „Klimaticket“. Bund und Land haben sich auf die Formalitäten geeinigt und werden die Details am Mittwoch in Oberösterreich präsentieren.

„Man bekommt verdammt viel für sein Geld“, sagte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch in Linz. Sie sieht darin eine „Revolution im öffentlichen Verkehr. Noch nie war Öffi-Fahren so einfach und so günstig. Nach 15 Jahren, in denen dieses Ticket versprochen wurde, ist die Zeit des Wartens jetzt vorbei“, sagte sie.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) betonte, dass man nicht nur rede, sondern tue, was man als Land tun könne und „nach intensiven Verhandlungen zwischen Bund und Land sowie unterschiedlichen politischen Fraktionen – ein günstiges Öffi-Ticket für gesamt Oberösterreich“ präsentieren könne.

Regionalticket für OÖ um 695 Euro

Das Ticket kostet für das ganze Bundesland inklusive der Stadtverkehre in Linz, Wels und Steyr 695 Euro, ohne die drei Städte 365 Euro, nur mit der Linzer Kernzone 621 Euro, jeweils nur mit der Steyrer oder Welser Zone 604 Euro, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Linz.

„Mit dem neuen Ticket schaffen wir eine günstige Netzkarte für unser Bundesland und über seine Grenzen hinaus. Dies ein wichtiger Schritt, aber noch wichtiger ist der Ausbau der Strukturen damit auch all jene, die noch kein gutes Angebot vorfinden, eines erhalten“, sah Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) ein Wahlversprechen seiner Partei von 2015 eingelöst.

v.l.: Klima-Landesrat Stefan Kaineder,  Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner halten Symboltafeln des Klimaticket OÖ
Max Mayrhofer
Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner halten Symboltafeln des Klimaticket OÖ

Klimaticket für vorerst sechs Bundesländer

Unter dem Titel „KlimaTicket Now“ gibt es die Netzkarte ab dem 26. Oktober jedenfalls in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg. „Zusätzlich österreichweit in allen Zügen der ÖBB inklusive S-Bahn in Wien, sowie in den Zügen der Westbahn und Regiojet“, so Gewessler. 40 Verhandlungsrunden mit VOR hat es bereits gegeben. Das Ziel bleibt, bis zum Nationalfeiertag auch mit dem Verkehrsverbund eine Einigung zu erzielen, dahin gehend sei sie „sehr zuversichtlich“, sagte Gewessler.

Sollten die Verhandlungen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, gilt das Ticket in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland auch in den Bussen und Wiener Linien, sobald hier alle Verträge endgültig abgeschlossen wurden. Zum Start wird das Klimaticket ermäßigt angeboten werden.

Ab Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum Nationalfeiertag kostet es 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Der Rabatt gilt auch dann, wenn die Ostregion schon beim Start am 26. Oktober mit an Bord ist, sagte Gewessler. „Das Ticket wird automatisch ein Upgrade bekommen“, erläuterte die Ministerin.

150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt

Die österreichweite Stufe wird zur Gänze vom Bund bezahlt. Im ersten vollen Jahr (2022) sind dafür 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen, für das heurige Jahr sind 96 Millionen Euro budgetiert. Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben bereits Flächentickets für das jeweilige Bundesland eingeführt.

Grüne OÖ: eine „verkehrspolitische Revolution“

Eine „verkehrspolitische Revolution“ und „einen historischen Schub für den Öffentlichen Verkehr in Oberösterreich“ sah LR Stefan Kaineder (Grüne), der von einem „ersten wichtigen Schritt in Richtung Verkehrswende in Oberösterreich“ sprach. „Grün hats angekündigt, Grün machts möglich“, ergänzte oö. Klubobmann und Verkehrssprecher Severin Mayr und rechnete vor, dass sich Pendlerinnen und Pendler „aus Rohrbach mit dem Klimaticket für OÖ inklusive Kernzone Linz jährlich 764 Euro, aus Vöcklabruck 886 Euro und aus Ried im Innkreis sogar satte 1065 Euro“ sparen.

Kritik von der SPÖ

Scharfe Kritik kommt von SPÖ-Verkehrssprecher Alois Stöger. Offenbar in der Hoffnung, im Wahlkampf punkten zu können, hätten Gewessler und Stelzer einen Fleckerlteppich statt eines fertigen Modells präsentiert – zudem seien die kosten für das Ticket deutlich höher als im SPÖ-Modell.

Arbeiterkammer begrüßt Umsetzung

Die Arbeiterkammer Oberösterreich begrüßte die Umsetzung des so angekündigten „1-2-3-Ticket“, Präsident Johann Kalliauer mahnte aber, dass nicht auf jene Personen vergessen werden dürfe, die bereits eine Jahreskarte haben und die auf das neue Produkt umsteigen möchten. „Das muss rasch und unbürokratisch sowie ohne Kosten und Stornogebühren möglich sein.“ Besonders wichtig sei das im Fall der Österreich-Card der ÖBB, wo derzeit bei einer vorzeitigen Vertragsbeendigung erhebliche Stornokosten anfallen können.

Einige NGOs sehen Probleme

Auch zahlreiche NGOs begrüßten am Mittwoch den Start des Klimatickets. Zeitgleich wurde die Teilnahme aller Bundesländer gefordert. Global 2000 sprach etwa von einem „unbefriedigenden Zwischenergebnis“. Problematisch sieht auch Greenpeace das Fehlen des Verkehrsverbunds Ostregion mit der Stadt Wien als „Klimabaustelle Nummer eins“. Der ÖAMTC verlangte eine Attraktivierung und Verdichtung des Angebots für Öffentlichen Verkehr. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht in der Netzkarte einen „starken Anreiz zum Umstieg auf Öffis“.

KPÖ fordert Nulltarif für Öffis

Die KPÖ fordert weiterhin den Nulltarif auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Österreich. Landes- und Verkehrssprecher Michael Schmida kritisierte, dass es kein Jahresticket für die Öffis in ganz Oberösterreich um 365 Euro gebe, wobei im Öffentlichen Verkehr „jeder größere Fortschritt sofort an finanzielle Grenzen stößt, während in den Straßenausbau nicht genug Geld fließen kann.“