Linz ist Linz
Jürgen Grünwald
Jürgen Grünwald
Wirtschaft

Scharfe Kritik an provokanter Linz-Werbung

„Linz ist grauslich“: Ungewöhnliche Botschaften wie diese sind Teil der neuen, offiziellen Kampagne „Linz ist Linz“ des Tourismusverbandes. Die teilweise irritierenden Texte sorgen für harte Kritik. Der Bürgermeister nennt die Kampagne „total misslungen“.

Die Werbekampagne soll den Linzer Tourismus ankurbeln. Bisher hat sie vor allem für Aufmerksamkeit und scharfe Kritik gesorgt. Linz wird in der Kampagne auch als rassistisch und langweilig verkauft. Der Tourismusverband nennt das eine Kampagne „der neuen Ehrlichkeit“, die die Landeshauptstadt als Ort mit Ecken und Kanten präsentieren soll. „Linz ist eine Stadt für Senioren“, „Linz ist eintönig“ oder „Linz ist ein bisschen rassistisch“, heißt es im Kampagnenvideo. „Das ist nicht mein Linz“, sagt dazu am Donnerstag ein verärgerter Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ).

Imageschaden befürchtet

Der Bürgermeister erfuhr von der Kampagne am Mittwoch aus den Medien. Er habe nicht einmal gewusst, dass so etwas geplant war, sagt er im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Wäre die Kampagne im Einflussbereich der Stadt gelegen, hätte es sie „keinen Tag gegeben“. Seit zwei Jahren gebe es zunehmend Konflikte mit dem Tourismusverband, die „misslungene Kampagne“ sei nur ein weiterer Vorfall in einer Reihe von Auseinandersetzungen. Gastronomen und Hoteliers seien entrüstet, beschreibt Luger die Reaktionen, die ihn seit Mittwoch im Urlaub erreichten. Er selbst sehe eine vertane Chance und befürchte, dass die Botschaften dem Image der Stadt schaden, wie er im Interview mit ORF-Redakteurin Daniela Dahlke sagt.

Dieses Video macht Linz derzeit zum Gesprächsthema:

FPÖ verlangt Kampagnenstopp

Die FPÖ geht noch einen Schritt weiter und droht dem Tourismusverband mit Förderkürzungen. Sollte der Linz Tourismus nicht einlenken und die Kampagne stoppen, werde die FPÖ im Gemeinderat keine Förderungen für den Verband mehr mittragen. Der freiheitliche Stadtrat Markus Hein zeigt sich gegenüber dem ORF Oberösterreich irritiert, er habe noch in keinem anderen Werbevideo so oft den Mittelfinger gezeigt bekommen. Eine Kampagne, die die Stadt als unfreundlich und schmutzig darstelle, spiegle Linz in keiner Weise wider. Hein verlangt volle Transparenz „wie viel Linzer Steuergeld verschwendet wurde“.

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Kampf gegen Klischees

Der Tourismusverband rechtfertigt die Kampagne als Versuch, neue Gästeschichten anzusprechen. Die plakativen Botschaften würden außerdem so nicht stehen bleiben, sondern in Interviews mit Linzerinnen und Linzern thematisiert und mit Humor und Augenzwinkern kommentiert werden, so Tourismusdirektor Georg Steiner. „Linz ist Linz“ nennt sich die neue Kampagne, die auch als kurzer Film in den sozialen Netzwerken, auf Plakaten und als Kinowerbung zu sehen ist.

Man wolle damit die wirklich neugierigen Touristen, die nicht den ausgetrampelten Massentourismuspfaden folgen, ansprechen. Er kämpfe schon lange gegen Klischees und Kitsch und lege Wert darauf, dass die Botschaften vom Charme der Menschen im Video mehr als ausgeglichen werden, so der Linzer Tourismusdirektor weiter. Die Plakate sowie Postkarten werden außerdem ab Mitte August in der Tourist Information auf dem Hauptplatz kostenlos ausgegeben.