Probenentnahme Kläranlage
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Coronavirus

Abwasser im Fokus der Forschung

Während der Coronavirus-Pandemie rücken auch Felder in das Augenmerk der Öffentlichkeit, die sonst ohne großes Aufsehen ablaufen – so etwa der Umgang mit dem Abwasser.

Seit Monaten werden bei mehr als 20 Kläranlagen in Österreich Proben des Abwassers entnommen und in Hochschulen untersucht, um so Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu schließen. Denn durch die Ausscheidungen des Menschen gelangen auch Fragmente des Coronavirus in das Abwasser.

Vier Kläranlagen nehmen an Forschungsprojekt teil

In Oberösterreich nehmen vier Kläranlagen an dem Forschungsprojekt teil, so der Leiter des Referats Abwasseranlagenaufsicht beim Land Oberösterreich, Bernhard Nening: „Es sind Kläranlagen aus dem Welser Raum, dem Freistädter Raum, aus dem Raum Steyr und aus dem Raum Bad Ischl. Hier wird versucht, aus den Abwasserproben Virusteilchen zu identifizieren und zu quantifizieren.“

Derzeit gibt es Überlegungen, dass auch die Kläranlage der Linz AG mit Standort in Asten in dieses Forschungsprojekt eingebunden wird. Das in dieser Kläranlage gereinigte Wasser wird in die Donau gespeist. Nicht nur deshalb war es wichtig, zu klären, ob die im Abwasser festzustellenden Fragmente der Coronaviren zu Infektionen führen, sondern auch für den Schutz der Mitarbeiter in den Kläranlagen.

„Virus-Spikes“ im Abwasser rasch inaktiv

Der Chef für den Bereich Abwasser der Linz AG, Peter Schweighofer, sagt: „Es hat sich dann zum Glück sehr, sehr schnell herausgestellt, dass diese Virenreste nicht mehr aktiv sind. Man findet im Abwasser durchaus Virenreste, aber die sogenannten Spikes, die für das Andocken an die menschlichen Zellen verantwortlich sind, werden im Abwasser sehr rasch inaktiv.“

Kläranlagen reduzieren Krankheitserreger

Nening und Schweighofer sprechen davon, dass keine spezielle Entkeimung oder Desinfektion des Abwassers nötig sei. Moderne Kläranlagen würden etwa 99 Prozent der Krankheitserreger reduzieren. Einige Kläranlagenbetrieber in Oberösterreich und anderen europäischen Ländern setzen zur Eliminierung von Krankheitserregern, wie Noroviren oder multiresistenten Keimen, aber dennoch auf eine zusätzliche Entkeimung.

Forschung gegen multiresistente Keime

Da kommt unter anderem ein Produkt eines Umweltunternehmens aus dem oberösterreichischen Rottenbach zum Einsatz. Dort hatte man vor sieben Jahren mit der Forschung begonnen, um gegen multiresistente Keime anzugehen. Der Chef des Unternehmens VTA, Ulrich Kubinger: „Dieses Produkt kann diese Coronavirus-Fragmente unschädlich machen. Es gibt Kläranlagen, da wandert das Coronavirus durch. Mit dem Produkt ist es dann aber restlos weg.“ Kubinger spricht von Anfragen aus der ganzen Welt, etwa aus den USA, Kanada oder dem asiatischen Raum.