Impfung in Arm
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Impfbeginn für Älteste vorgezogen

Bis Ende Jänner soll laut Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) ein Drittel aller Über-80-Jährigen in Oberösterreich geimpft sein. Die Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sind bereit für die flächendeckende Covid-19-Impfung.

Der Beginn der Impfungen für die Über-80-Jährigen, die nicht in Heimen leben, sei von Anfang Februar auf kommende Woche vorgezogen worden, so Haberlander bei einer Pressekonferenz am späten Montagvormittag. Damit soll bis Ende Jänner ein Drittel aller Oberösterreicher, die älter als 80 sind, geimpft sein.

Gesundheitslandesrätin und LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP)

„Wir werden mit den Über-80-Jährigen beginnen. All jene, die in den Alten- und Pflegeheimen geimpft werden wollen, die werden auch eine Impfung bekommen.“

Mehr ist laut Haberlander nicht möglich, weil zu wenig Impfdosen vorhanden sind. Die Kontingente für die Bezirke werden am Montag fixiert, ab Freitag können sich Impfwillige im Internet und telefonisch anmelden. Wo geimpft wird, soll diese Woche feststehen. Insgesamt sollen 49.000 Menschen bis Ende Jänner in Oberösterreich geimpft werden können – und nicht, wie letzte Woche verlautbart, 27.000.

Auch Ärzte laut Kammer bereit

Wie der Präsident der Ärztekammer Oberösterreich, Peter Niedermoser, betont, laufen bei den niedergelassenen Ärzten die Vorbereitungen auf Hochtouren. Sobald der Impfstoff vom Bund zur Verfügung gestellt wird, stünden die Ärzte für die regionale Versorgung der Bevölkerung bereit. Den Hausärztinnen und Hausärzten komme als Vertrauensperson auch eine wichtige Rolle in der sachlichen Aufklärung zu, so Wolfgang Ziegler von der Ärztekammer.

Die Impfdosen werden auf die Bezirke verteilt, je nachdem wie viele Über-80-Jährige dort wohnen. Die Bezirksverwaltungsbehörden entscheiden, an welchem Standort im Bezirk geimpft wird, dieser soll am Donnerstag kommuniziert werden, erklärte die Impfkoordinatorin des Landes, Christina Pilsl.

Gute Erfahrungen nach Impfstart

Maria Schirl war die erste Person Oberösterreichs, der der neue Impfstoff gegen das Covid-19-Virus verabreicht worden ist. Zwei Wochen später geht es der 90-jährigen Bewohnerin des Bezirksseniorenheims in Sierning laut eigenen Angaben hervorragend.

„Ich war weder müde, noch habe ich mich matschig gefühlt“, sagte Maria Schirl im Interview mit dem ORF Oberösterreich, die von keinerlei Nachwirkungen der Impfung berichten kann. Mittlerweile hätten sich in Sierning fast alle Bewohnerinnen und Bewohner und auch mehr als die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Covid-19-Impfung entschieden, so Betreuerin Nina Mollner. Die Bewohner seien derartig motiviert gewesen, dass auch ihre eigene Entscheidung davon beinflusst worden sei.

Bilanz nach ersten Corona-Impfungen

Knapp zwei Wochen ist es her, daß in Sierning Bezirk Steyr Land erstmals in Oberösterreich jemand gegen Corona geimpft worden ist. Mittlerweile haben der Grossteil der Bewohner und knapp die Hälfte des Pflegepersonals die erste Dosis des Impfstoffs erhalten. Jetzt nach knapp zwei Wochen wird eine mehr als positive Bilanz gezogen.

Detailreiche Planung

Das Ziel sei es, eine möglichst hohe Durchimpfungsrate auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erreichen, so die Pflegedienstleiterin. Ein wichtiger Schritt dafür sei aber die Planung der Impfungen in möglichst allen Details, so Martin König von der Arbeitsgemeinschaft der Alten und Pflegeheime. Aus diesem Grund richten die Verantwortlichen einen Apell an die Mitarbeiter, sich zeitgerecht zu melden um entsprechend viele Impfdosen bestellen zu können.

Generell merke man eine sehr hohe Impfbereitschaft, sagt Gesundheitslandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Haberlander. Das Bewusstsein beginne sich zu drehen, erste Geimpfte seien Multiplikatoren. 985 Personen in Seniorenheimen seien in der ersten Woche des neuen Jahres geimpft worden. Bis Ende des Monates sollen alle, die wollen, an der Reihe gewesen sein. Aber auch Bewohner und Mitarbeiter, die erst nach den Terminen in ihrem Heim auf den Geschmack kommen, „werden selbstverständlich geimpft“. Bis Ende Februar wolle man in den APH mit der Gabe der zweiten Dosis fertig sein.

Impfzentren für Lagerung

Es brauche Impfzentren, wo der Impfstoff gelagert werden könne, derzeit werde nur der von Biontech/Pfizer verabreicht, der „etwas kompliziert in der Anwendung“ sei. Je mehr Stoff – „alsbald hoffentlich auch von Moderna und AstraZeneca“ – man bekomme, desto breiter könne – auch an Hausärzte – verteilt werden. „Wir brauchen mehr Impfdosen“, das sei der Schlüssel, stellte Haberlander klar. Sobald diese in Oberösterreich seien würden sie auch verimpft. Österreich kaufe auf dem Weltmarkt ein und Oberösterreich bekomme ein Sechstel dieser Menge.

In dieser Woche sollen 11.155, kommende Woche 23.400 und in der letzten Jännerwoche 13.400 Menschen im Land geimpft werden, rechnete Haberlander vor. Die Durchimpfung der Über-80-Jährigen werde viele Wochen dauern. „Wir haben Zugriff auf den Großteil der Dosen“, sagte Pilsl, es werde Impfungen aus den laufenden Bestellungen geben und die zweite Dosis sei mitzuberücksichtigen.

SPÖ fordert Anti-Corona-Servicezentren

Die SPÖ Oberösterreich hat für ein „Ende des Corona Chaos“ und für eine „aktive Pandemie-Bekämpfung des Bundeslandes“ die Installation sogenannter Anti-Corona-Servicezentren (ACS) gefordert. Wie Landesparteichefin Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer am Montag in einer Pressekonferenz meinte, sollte pro Bezirk eine derartige Anlaufstelle entstehen, in größeren Bezirken auch mehr. In den ACS solle gratis geimpft und getestet werden, was im Hinblick auf das geplante Freitesten wichtig sei.

Die Stellen müssten solange bestehen bleiben, bis das Virus besiegt sei, waren sich Gerstorfer und Gesundheitssprecher Peter Binder einig. Beide schätzten, dass diese „permanente Dienstleistung“ nicht mehr kosten würde, als das „dauernde Auf- und Zusperren von Teststationen“. Es sei wichtig, dass dezentral fixe Anlaufstellen für alle Themen zu Corona entstehen, begründeten sie ihre Strategie. Dieses „niederschwellige und wohnortnahe Angebot“ solle nach ihren Vorstellungen ab dem Wochenende des geplanten Massentests, also ab 22. Jänner anlaufen.