Bad Leonfelden
https://www.bad-leonfelden.ooe.gv.at/
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politik

Politische Unruhe in Bad Leonfelden

Interessant könnte am Donnerstag die Gemeinderatssitzung in Bad Leonfelden (Bezirk Urfahr-Umgebung) werden. Denn zur Überraschung aller hat der scheidende ÖVP-Bürgermeister seinen Wunsch-Nachfolger öffentlich gemacht, ohne das vorher in den Parteigremien zu besprechen.

Der Unmut in der Ortspartei ist groß, denn der Nachfolgekandidat war bisher bei der Opposition tätig und hat in den letzten Jahren nicht mit Kritik an der ÖVP gespart. Es war ein Facebook-Eintrag des bisherigen Bürgerlisten-Stadtrates Daniel Hettrich-Keller, der für gehörigen Ärger in der ÖVP gesorgt hat.

Er, so schreibt der Oppositionspolitiker, habe die ÖVP als seine neue politische Heimat erkoren und werde auf Wunsch und mit Unterstützung des scheidenden Bürgermeisters Alfred Hartl nächstes Jahr auch als Bürgermeisterkandidat für die ÖVP ins Rennen gehen.

Damit hat Noch-Bürgermeister Hartl wohl viele seiner Parteikollegen vor den Kopf gestoßen, die jahrelang für die Volkspartei in der Stadt gearbeitet haben. ÖVP Bezirkschef Michael Hammer sagt: „Das ist natürlich nicht üblich, und grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass ein Bürgermeister auch entsprechend eine Mitsprache hat, wenn es um die Nachfolge geht. Aber natürlich haben die Entscheidung die Gremien zu treffen“, so Hammer.

Unmut in der Leonfeldner Volkspartei

Manche Leonfeldner Mandatare haben ihrem Unmut auch öffentlich Luft gemacht, einige sofort ihre Gegenkandidatur gegen den von Hartl im Alleingang ausgesuchten bisherigen Oppositionspolitiker angekündigt. Dass ein Kommunalpolitiker einer Bürgerliste jahrelang die ÖVP kritisiere und dann plötzlich in einer Nacht und Nebelaktion als deren künftiger Spitzenkandidat auftrete, verstehe kaum einer in der der Leonfeldner Volkspartei. Auch für Bezirksparteichef Hammer ist so eine Kandidatur eigentlich undenkbar: „Also für mich persönlich ist das schwer bis nicht vorstellbar, aber es ist eine Entscheidung natürlich der Gremien in Bad Leonfelden“, so Hammer.

Emotionen werden flach gehalten

Derzeit versuche man zwar, die Emotionen und die öffentliche Auseinandersetzung irgendwie flachzuhalten, doch es werde interessant, wo Hettrich-Keller am Donnerstagabend Platz nehmen werde: noch in den Reihen der von ihm mitbegründeten Bürgerliste oder schon in den Reihen der ÖVP, der er vor wenigen Wochen beigetreten ist? Und offen bleibe auch die Frage, ob er nach dem Wechsel zur ÖVP weiter Stadtrat bleiben können wird. Denn der Stadtratssitz steht nicht ihm persönlich, sondern der Bürgerliste aufgrund des Wahlergebnisses zu.

In Bad Leonfelden fragen sich inzwischen viele nach den eigentlichen Absichten hinter der Aktion des scheidenden Bürgermeisters. Einige Gemeinderäte vermuten, dass damit einfach Streit in der Partei erzeugt werden soll. Am Ende könnte sich Hartl dann selbst doch noch einmal als Bürgermeisterkandidat ins Spiel bringen. Andere vermuten, Hartl könnte so abtreten wie er gekommen ist: er hatte 1985 gegen die eigene Partei geputscht und war mit einer Bürgerliste zur Gemeinderatswahl angetreten. Beim ersten Mal scheiterte er, fünf Jahre später wurde er Bürgermeister.