„Wir müssen alles tun, was möglich ist, um die Ausbreitung des Coronavirus wieder zu verlangsamen“, so Haberlander und Gerstorfer in einer gemeinsamen Medienaussendung. Ab Dienstag wird das Besuchsverbot in Spitälern Alten- und Pflegeheimen umgesetzt – vorerst für 14 Tage. Ausgenommen sind lediglich Besuche im Rahmen der Palliativ- und Hospizbewegung, Seelsorge sowie zur Begleitung von kritischen Lebensereignissen. In Spitälern ist auch eine Begleitung von Kindern und bei Geburten möglich, hieß es.
„Die derzeitige Entwicklung der Coronavirus-Infektionen erfordert von uns allen, dass wir Maßnahmen vor allem auch dort setzen, wo wir besonders gefährdete sowie kranke Menschen schützen müssen.“
Bewohner und Bewohnerinnen könnten die Einrichtungen selbstverständlich für Tätigkeiten des alltäglichen Lebens verlassen, bei ihrer Rückkehr müssten sie dann durch eine Gesundheitskontrolle, bei der auch ein Antigentest verlangt werden könnte, so die neue Bestimmung.
OÖ ist Österreichs Hotspot
Oberösterreich ist zum Coronavirus-Hotspot in Österreich geworden. Auch am Sonntag hatte OÖ mit 1.608 Fällen die meisten Neuinfektion im Bundesländervergleich innerhalb von 24 Stunden. Nur zwei Bundesländer sind bei den Neuinfektionen im 24-Stunden-Abgleich laut AGES-Daten am Sonntag (11.00 Uhr) im vierstelligen Bereich gewesen: Oberösterreich (1.608) und Niederösterreich mit 1.370 Fällen. Erstmals gab es am Sonntag mehr als 60.000 aktiv Infizierte in Österreich – laut den Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium waren es insgesamt 60.023. Seit Beginn der Pandemie wurden 153.153 Menschen positiv getestet. 91.719 gelten als genesen.
Die Gesundheitsreferenten der Bundesländer, darunter Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), haben nun gemeinsam die Bevölkerung dazu aufgerufen, die geltenden Maßnahmen einzuhalten. Alle Bundesländer stünden vor der gleichen großen Herausforderung: Unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten, heißt es in dem Appell. Mehr in Appell der Gesundheitsreferenten: Maßnahmen einhalten (news.ORF.at)
27.604 Menschen in Quarantäne
Laut Krisenstab des Landes waren am Sonntag mit Stand 12.00 Uhr in Oberösterreich 12.550 Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. 27.604 Menschen waren in Quarantäne. 694 Patienten wurden in Krankenhäusern behandelt, 91 von ihnen auf Intensivstationen. 202 Personen sind bisher in Oberösterreich im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.
100 Betten für Covid-19-Fälle reserviert
Die Lage in den Spitälern sei angespannt, so der Krisenstab des Landes in einer Aussendung. Aktuell verfügen die Häuser über 250 Intensivbetten, von denen 100 für Covid-19-Fälle reserviert sind. Kommende Woche gibt es eine Aufstockung um 50 Plätze.
Operationen werden verschoben
Die Konzentration gelte jetzt der Versorgung von akuten Krankheitsbildern, sei es Covid-19 oder anderen dringlich zu behandelnder Erkrankungen, hieß es Samstagabend vom Krisenstab des Landes. Somit würden Planleistungen an allen Krankenanstalten ab sofort verschoben werden, die Betroffenen werden diesbezüglich direkt von den Spitälern persönlich informiert.
Gesundheitssystem für alle Patienten erhalten
Während Gesundheitsminister Rudi Anschober von einer dramatisch hohen Zahl spricht und daran glaubt, dass sich viele durch Partys vor dem Lockdown angesteckt haben, sieht der Mikrobiologe Rainer Gattringer vom Klinikum Wels den Anstieg nicht derart beunruhigend. Er sagte Samstagabend in Fernsehsendung „Oberösterreich heute“: „Im Endeffekt ist es ganz egal, wie viele Infizierte beziehungsweise, ob jetzt einmal Oberösterreich vorne liegt oder Wien“, es gelte das Gesundheitssystem zu erhalten – und die Versorgung von Covid-19-Patienten, aber auch von Patienten mit anderen Krankheiten zu gewährleisten.
Mikrobiologe Gattringer zum Infektionsgeschehen
Rainer Gattringer, Leiter Mikrobiologie im Klinikum Wels-Grieskirchen, ist Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie sowie Facharzt für Innere Medizin mit dem Zusatzfach Infektiologie und Tropenmedizin. In „Oberösterreich heute“ spricht er über das aktuelle CoV-Infektionsgeschehen.
Gutes Zeugnis für Stoffmasken
Unsicherheit gibt es bei vielen immer wieder bei der Frage, welche Maske man eigentlich tragen soll. Die Medizin unterscheide mehrere Maskentypen, so der Primar der Abteilung für Lungenheilkunde bei den Elisabethinen in Linz Christopher Lambers. Unter „Community mask“ fallen die Stoffmasken, die auch selbst genäht werden können. Grundsätzlich könne davon ausgegangen werden, dass Stoffmasken zirka 60 Prozent virusgroße Partikel filtern können, „das heißt, auch die Stoffmasken sind sehr effektiv“, so Lambers im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Chirurgische Masken würden ungefähr 78 und die FFP2-/FFP3-Masken ungefähr 98 Prozent filtern.
Gütesiegel für medizinische Masken
Die FFP2-Maske unterliegt restriktiven Prüfkriterien, die in der EN-Norm 149:2001 festlegt sind, erklärte Lambers. Er empfahl, nur MNS mit Gütesiegel zu kaufen. Und er wies in diesem Zusammenhang auch auf eine, erst kürzlich bekannt gewordene Kennzeichnung hin. Masken mit dem Siegel KN95, „das sind die in China produzierten, die ident mit den FFP2-Masken sind – oder zumindest von Standard her vergleichbar sind“. Zu den Medienberichten, dass im Internet viele gefälschte medizinische Masken angeboten würden, die kaum Schutz bieten, sagte der Experte, dass man prinzipiell keine medizinischen Fachprodukte bei großen Onlinehändlern bestellen sollte.