Polizisten und Polizeiwagen
APA/Hans Punz
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Politik

Anschlag in Wien: Festnahme auch in Linz

Nach dem Terroranschlag in Wien ist es jetzt auch in Linz zu einer Festnahme gekommen. Laut ersten Informationen soll es sich um einen amtsbekannten Islamisten handeln.

Zu Mittag gab es in der Nähe des Bulgariplatzes einen Großeinsatz der Polizei. Ein Mann wurde dort in Handschellen von schwer bewaffneten Polizisten aus einem Haus geführt. Laut ersten Informationen soll der Mann Beziehungen zum Islamismus haben. Ob es einen direkten Zusammenhang mit dem Terror in Wien gibt, ist aber noch nicht bekannt.

Festnahme in Linz

Klaus Obererder (ORF) berichtet von einer Festnahme in Linz

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), LH-Stv. Manfred Haimbuchner (FPÖ), Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ), Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) und Landespolizeidirektor Andreas Pilsl gaben am Dienstagnachmittag eine Pressekonferenz zum Anschlag in Wien und der Festnahme in Linz.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bestätigte bei der Pressekonferenz, dass es in Linz eine Hausdurchsuchung und eine Festnahme gab. Die Festnahme sei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien durch ein Cobra-Kommando in Linz „ohne großes Aufsehen“ vollzogen worden, berichtete Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Die Einvernahmen seien am Laufen. Näheres ist derzeit noch nicht bekannt.

Nach Anschlag in Wien: Betroffenheit und Schock

Betroffen und schockiert haben sich am Dienstag die Spitzen der Landespolitik in Oberösterreich über den Anschlag in Wien gezeigt. In Linz wurde inzwischen die Präsenz der Polizeikräfte verstärkt, die Synagoge unter Polizeischutz gestellt. Wels verstärkt die Überwachung der Innenstadt.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat Dienstagfrüh den Terrorakt in Wien als „Angriff auf unsere Gesellschaft und Demokratie“ bezeichnet. „Unser Herz ist bei den Opfern, bei den Verletzten und bei den Angehörigen“, betonte Stelzer in einer Presseaussendung.

Anschlag in Wien: Festnahmen auch in Linz
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bestätigte die Festnahmen in Linz

„Werden Feinden unseres Rechtsstaates nicht nachgeben“

Tief betroffen zeigte sich auch die SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer „Wir werden einen Angriff auf unser friedliches Zusammenleben nicht akzeptieren, den Feinden unseres demokratischen Rechtsstaates nicht nachgeben und unsere Freiheit wahren.“ Sie sei sich sicher, dass man die Lebenslust und Lebensfreude der Menschen, die in Wien und ganz Österreich leben, nicht besiegen könne, so Gerstorfer.

„Terror zeigt, wie verletzlich offene Gesellschaft ist“

Der Grüne Landessprecher Stefan Kaineder zeigte sich ebenfalls zutiefst erschüttert. Dieser Terroranschlag zeige, wie verletzlich eine offene Gesellschaft sei. Nicht zulassen werde man, dass Terroristen mit Angst, Zwietracht und Hass den Alltag bestimmen, so Kaineder.

„Österreich keine Insel der Seligen“

Betroffen zeigt sich auch Landeshauptmann-Stellvertreter und stellvertretender Bundesparteiobmann der FPÖ Manfred Haimbuchner: „Dieser Anschlag reiht sich ein, in einen seit Jahrzehnten andauernden islamistischen Kampf gegen unsere westliche Welt, gegen unsere abendländische Kultur und gegen unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung. Dieser Terror schwelte lange im Herzen Europas und ist in den letzten Tagen und Wochen in einigen Ländern mit großer Kraft und immenser Wucht neu aufgeflammt. Ich hoffe daher, dass nun langsam die Erkenntnis durchsickert, dass Österreich in der Mitte Europas keine Insel der Seligen ist", so Haimbuchner am Dienstag.

Terroranschlag in Wien: Beratungen des oberösterreichischen Landessicherheitsrates
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
Landesrat Stefan Kaineder (Grüne), Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), LH-Stv. Manfred Haimbuchner (FPÖ) und Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) (v. l. n. r.)

„Minderheit darf gemeinsame Werte nicht unterminieren“

Ähnlich auch der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger, der in einer ersten Reaktion betonte, dass man nicht zulassen dürfe, dass kleine, extremistische Minderheiten ihr Ziel erreichen und gemeinsamen Werte unterminieren.

„Potenziellen Terrorzellen müssen ausgehoben werden“

Tief betroffen zeigt sich der Linzer Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ). Zur Festnahme in Linz sagt er: „Diese Festnahme zeigt, dass auch Linz nicht vor der Gefahr des islamistischen Terrorismus geschützt ist. Ich erwarte mir, dass jegliche Unterstützer dieser Terror-Tat und alle potenziellen Terrorzellen kompromisslos ausgehoben und mit voller Härte bestraft werden. Amtsbekannte Islamisten müssen umgehend abgeschoben werden“, so Vizebürgermeister Hein.

Überwachung in Wels wird verstärkt

Schockiert zeigt sich auch der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl, der laut eigener Aussage bereits mit der Polizei vereinbart hat, dass die Überwachung in der Stadt Wels verstärkt wird.

Hilfe via Telefon

  • Notfallpsychologischer Dienst Österreich, 24-Stunden-Hotline: +43 699 188 554 00
  • Telefonseelsorge OÖ: 142

OÖ: „Lage ist dynamisch, Ermittlungen laufen“

Laut Landespolizeidirektor Andreas Pilsl ist die Polizei auch in OÖ verstärkt im Einsatz: „Aufgrund der Anschläge in Wien haben auch wir die Präsenz unserer Kräfte draußen verstärkt. Die Lage ist dynamisch, die Ermittlungen laufen und wir unterstützen soweit wir können auch unsere Kollegen in Wien. Aber ich bitte Sie um Verständnis, dass ich daher noch nicht mehr zum aktuellen Stand der Ermittlungen sagen kann.“ Am Dienstag wurden 80 Beamte aus OÖ „voll ausgerüstet mit Langwaffe“ in die Bundeshauptstadt entsandt. Das könne man auch weiter aufrechterhalten, sollte es nötig sein, so Pilsl.

Oberösterreichern, die am Dienstag Richtung Wien und vor allem Richtung Wiener Innenstadt aufbrechen wollen, rät Pilsl, den ersten Bezirk zu meiden und ansonsten den Anweisungen der Wiener Polizei zu folgen.

Wien: Derzeit kein Hinweis auf zweiten Täter

In Wien hat die Analyse zahlreicher Handyvideos vom Tatort bisher keinen Hinweis auf weitere Attentäter ergeben. Das teilte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Dienstagnachmittag in einer Pressekonferenz mit. Man könne aber „noch nicht genau sagen, wie viele Täter verantwortlich sind“, weswegen die hohe Sicherheitsstufe aufrecht bleibe. Nehammer sagte zudem, dass es im Umfeld des 20-jährigen erschossenen Attentäters 18 Razzien und 14 vorläufige Festnahmen gegeben habe. Mehr…

OÖ: Polizeischutz für Synagoge

Charlotte Herman, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, sagte Dienstagfrüh gegenüber dem ORF Oberösterreich zur Stimmung in ihrer Gemeinde: „Einige Gemeindemitglieder haben sich am Abend schockiert gemeldet. Ich wurde auch vom Verfassungsschutz kontaktiert, und es wurde umgehend Polizeischutz vor der Synagoge bereitgestellt, der jetzt laufend vor Ort ist.“

Auf die Frage, ob dieser Anschlag für sie überraschend komme, sagte Herman: „Überraschend kommt es für mich leider nicht. Ich habe natürlich die Geschehnisse in Europa beobachtet, und für mich war es nur eine Frage der Zeit, wann so etwas leider auch in Österreich passieren wird.“

Einmal pro Woche gebe es einen Gottesdienst in der Synagoge, so Herman. Da würden ohnehin wenig Menschen kommen, jetzt aber vielleicht noch weniger. Aber man werde sich jetzt nicht kleinkriegen lassen und alles zusperren. Zugesperrt werde nur, wenn es angeordnet werden würde, so Herman.

Glaubensgemeinschaften zum Anschlag

Von der evangelischen Kirche in Oberösterreich heißt es, man sei sprachlos, dass eine solche Tat mitten unter uns möglich sei. Die katholische Kirche fordert eine entschiedenere Linie im Umgang mit Radikalismus. Die offiziellen Vertreter der Muslime in Österreich haben einen Krisenstab einberufen. Aber ihnen seien im Umgang mit Radikalisierten oft die Hände gebunden, heißt es.

Bundesregierung beschließt dreitägige Staatstrauer

Die Regierung hat in ihrer Sondersitzung nach dem Terroranschlag in Wien eine dreitägige „Staatstrauer“ beschlossen. Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude mit Trauerbeflaggung versehen – mehr dazu in Regierung beschließt dreitägige Staatstrauer (news.ORF.at).

Trauerflagge
Land OÖ/Max Mayrhofer
Trauerbeflaggung in OÖ

Trauerbeflaggung auch in OÖ

Oberösterreich steht Wien solidarisch zur Seite. Landeshauptmann Thomas Stelzer hat veranlasst, dass beim Linzer Landhaus die Landesfarben am Dachgiebel auf Halbmast gesetzt werden und zusätzlich eine schwarze Fahne gehisst wird. Darüber hinaus sollen die landeseigenen Gebäude für drei Tage mit Trauerbeflaggung versehen werden.