Haltegriffe in Straßenbahn
pixabay/quinntheislander
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Chronik

Scharfe Rechnungshof-Kritik an Traunseetram

So nicht – mit diesen zwei Worten lässt sich der Prüfbericht des Rechnungshofes (RH) in Wien zur Realisierung der Traunseetram von Gmunden nach Vorchdorf zusammenfassen. Potenzialanalyse sowie Kosten-Nutzen-Analyse weisen grobe Mängel lauf.

Deren Objektivität sei zudem zweifelhaft, da der Errichter und Betreiber der Bahn im Auftrag des Landes jene Studien selber durchführte, was für den Rechnungshof „unter Compliance-Gesichtspunkten problematisch“ ist.

RH: Gesamtübersicht über Mitteleinsatz fehlte

2003 fiel der Grundsatzbeschluss, die bestehenden Bahnen – Gmunder Bim und die Lokalbahn nach Vordorf – als Traunseetram zu verbinden. Bund (20 Prozent), Land (62 Prozent) und Stadtgemeinde (10) finanzierten das Projekt fast zur Gänze. Den Rest steuerten der Betreiber sowie der Oberösterreichische Verkehrsverbund bei. Bei allen Beschlüssen der drei Gebietskörperschaften fehlte jedoch eine Gesamtübersicht über den Mitteleinsatz, so gleich der erste Kritikpunkt. Von 2003 bis 2030 kommt der RH auf 169,07 Millionen Euro.

„Fehler schon bei der Planung“

Schon in der Planung wurden offenbar die ersten Fehler begangen. So wurde bei der Potenzialanalyse 2010 keine Alternative zur Bim wie etwa eine Buslinie geprüft. Weiters waren allem Anschein nach die prognostizierten Fahrgastzahlen mit 2.730 Fahrgästen pro Werktag (bis 2025 sogar 3.300 Fahrgäste) zu hoch angesetzt, wie sich nach dem ersten Betriebsjahr 2018 herausstellte: Tatsächlich fuhren nur durchschnittlich 2.260 Fahrgäste, stellten die Prüfer fest. Bereits die Referenzwerte für die Leistungsfähigkeit von Straßenbahnen von 20.000 bis 100.000 Fahrgästen pro Tag allein hätten dafür gesprochen, dass in der Analyse ein Vergleich mit einer Buslinie – Referenzwert zwischen 8.000 bis 15.000 Fahrgästen – hätte gezogen werden sollen.

Auch Kosten-Nutzen-Rechnung stimmte nicht

Wegen der zu optimistischen Fahrgastzahlen stimmt dann offenbar auch die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht. Demnach sollten die Kosten pro Jahr bei 1,66 Mio. Euro liegen, der Nutzen bei 2,15 Mio. Euro. Tatsächlich stehen laut RH jährlichen Kosten von 4,05 Mio. Euro ein Nutzen von lediglich 1,43 Mio. Euro gegenüber. „Die Kosten inkl. Betrieb und Erhalt der Traunseetram übersteigen damit den Nutzen um das Dreifache. Das Verhältnis liegt mit 0,35 klar unter der erforderlichen Wirtschaftlichkeitsgrenze von 1,0“, stellen die Prüfer der Tram ein schlechtes Zeugnis aus.

Die oberste Empfehlung des Rechnungshofes daher: Bund, Land Oberösterreich und Stadtgemeinde Gmunden sollten bei Projekten im öffentlichen Verkehr „nur solche Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen als Grundlage für Realisierungsentscheidungen heranziehen, die auf einer vollständigen – und regelmäßig aktualisierten – Gesamtbetrachtung des erwarteten Mitteleinsatzes sowie auf realistischen Fahrgastpotenzialen aufbauen“.

Reaktionen auf Vorwürfe

Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) verwies darauf, dass er erst seit 2015 das Ressort verantworte. Die Straßenbahn sei da, jetzt gehe es darum, sie langfristig attraktiv zu machen.

Auch Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) betonte, dass er damals noch nicht im Amt gewesen sei. Gmunden profitiere bis heute enorm von dem gesamten Bauprojekt, aber man müsse versuchen, mehr Fahrgäste in die Bahn zu bringen.