Brucknerfest Eröffnung 2020
Reinhard Winkler
Reinhard Winkler
Kultur

Brucknerfest mit Appell gegen Rassismus eröffnet

Das Internationale Brucknerfest Linz ist am Sonntag mit einer Rede der Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie eröffnet worden. Sie mahnte die Verantwortung jedes Einzelnen ein, sich gegen Hunger, Umweltzerstörung, Frauenfeindlichkeit und Rassismus einzusetzen.

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) betonte in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung der Kontroverse – so das Thema des diesjährigen Brucknerfestes – als „Motor in eine bessere Welt“. Leider sei die gesellschaftspolitische Debatte etwas aus der Mode gekommen, „Haltungen werden zunehmend durch Narrative ersetzt, der politische Diskurs wird als lähmender Streit diffamiert, aus Argumenten werden Messages, am besten auch kontrollierbar.“

„Gesellschaftlicher Konsens gefährdet“

Nur mehr jene zu hören, „die am lautesten sind“, und „kaum mehr Mitgefühl für andere aufzubringen, nicht einmal für die Kinder von Moria, das gefährdet unseren gesellschaftlichen Konsens“. Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) nahm Bezug auf die Diskussion um die griechischen Flüchtlingslager und appellierte, Haltung zu bewahren – „und Haltung heißt nicht alleine, Geld hinzuschicken“.

Brucknerfest Eröffnung 2020
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Stelzer: „Ein Statement“

Dass das Brucknerfest in diesem Ausmaß heuer stattfinde, sei ein Statement, betonte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bei seiner Eröffnungsrede. Es sei ein Statement, dass Oberösterreich die Krise meistern will und auch meistern werde und: „Dass wir gemeinsam unser Land, unsere Städte und Gemeinden auch wieder stark machen. Und zwar nicht nur, indem wir halt auch Kultur ermöglichen, sondern für mich bedeutet das viel mehr. Es wird nur mit und nur durch die Kultur gelingen, unser Land wieder stark zu machen.“

Luger: „Kontroversen, aber nicht Streit führen“

Bürgermeister Klaus Luger sprach in seiner Rede die coronavirusbedingte Verunsicherung der Bevölkerung an. Es brauche daher klare Maßnahmen, die jeder Einzelne auch versteht und die nicht einmal in die eine und dann doch wieder in die andere Richtung abweichen. Es gehe darum, Kontroversen zu führen, was nicht heißt Streit zu führen, so Luger.

Waris Dirie: „Wir sind alle gleich“

Die Festrede hielt am Vormittag die aus Somalia stammende Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie. Sie mahnte die Verantwortung jedes Einzelnen ein, sich gegen Hunger, Umweltzerstörung, Frauenfeindlichkeit und Rassismus einzusetzen – und berichtete gleich selbst von einem entsprechenden Erlebnis als Farbige in Österreich. Sie berichtete, dass sie nach ihrer Ankunft am Samstag in Österreich beim Check-in im Hotel als einzige aus ihrer Gruppe nach einem Ausweis gefragt worden sei. Zwei Tage zuvor hatte sie – sie sagte nicht wo – versucht, ein Zimmer zu buchen: „Ich wurde abgelehnt, weil sie herausgefunden haben, dass ich schwarz bin.“ Sie appellierte: „Wir sind alle gleich und wir sollten versuchen, einander mit Respekt zu behandeln.“

Brucknerfest Eröffnung 2020
Reinhard Winkler

Sie prangerte in ihrer frei gehaltenen Rede neben Rassismus auch Frauenfeindlichkeit an sowie mangelnden Respekt vor der Natur und Gier. Sie glaube an das Teilen und an helfende Hände für alle, die Hilfe brauchen. „Es gibt genug Reichtum in der Welt“, man müsse ihn nur gerechter verteilen. Dann nahm sie die Politiker weltweit in die Pflicht: „Wir gaben euch unser Vertrauen, wir gaben euch Macht“, so Dirie, „jetzt macht euren Job!“.

„Kontroverse – Bruckner und seine Zeit(genossen)“

Am Abend dirigiert Markus Poschner das Bruckner Orchester Linz. Das musikalische Programm legt den Fokus auf Namensgeber Anton Bruckner und auf Johannes Brahms. Das Brucknerfest steht heuer unter dem Motto „Kontroverse – Bruckner und seine Zeit(genossen)“. Zu Bruckners Geburtstag am 4. September wurde es bereits mit einem Bläserkonzert angeteast. Das Klassik-Festival dauert bis zu Bruckners Todestag am 11. Oktober.