Die Isolation belaste alte, alleinstehende Menschen besonders, weil ihnen nicht mehr sehr viel Zeit bliebe, sie brauchen Kontakte. Abstand zu halten fällt ihnen besonders schwer, sagt der Soziologe und Altersforscher Franz Kolland. „Coronavirus-Einsame halten keinen Abstand, und das zeigt sich in der Forschung. Die Daten zeigen, dass diese Personen wenn das länger dauert, dann draußen keinen Abstand einhalten. Sie müssen Menschen nahe kommen“, so Kolland.
„Einsamkeit kann man lernen“
Der Theologe Paul Zulehner unterscheidet klar zwischen Vereinsamung und Einsamkeit. „Ich würde mich sehr dafür einsetzen, das Lob der Einsamkeit zu singen. Und den Menschen auch zu sagen ‚Wie hältst du es aus mit dir selber?‘ Es ist eine Tugend, eine Kultur. Einsamkeit kann man lernen, es mit sich selber auszuhalten. Nur wer sich selbst hasst, wird das nicht lernen“, so Zulehner.
Unbeschränkter Zutritt für Krankenhausseelsorger
Er fordert als Folge, der meist einsam Verstorbenen in der Coronavirus-Zeit, dass auch in Krisen Krankenhausseelsorger unbeschränkten Zutritt erhalten, um Sterbende begleiten zu können. Seniorenbundchef Josef Pühringer (ÖVP) nimmt den Ball auf, und spielt ihn weiter zur nächsten Landeshauptleutekonferenz im Herbst in Salzburg. „Ich glaube nicht, dass es einen Politiker gibt, der das nicht will. Das ist hald passiert. Und rechtlich war es klar, das sind hausfremde Personen. Dass sie aber sehr wichtig sind, dafür könnten wir eine Fülle von Beispielen nennen. Und es ist rechtlich relativ einfach lösbar“, so Pühringer.
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) verspricht außerdem, dass man künftig behutsamer als bisher, mit weiteren möglichen Zugangsbeschränkungen von Alten- und Pflegeheimen umgehen werde.
Einsamkeit im Alter macht krank
Viele Menschen in Österreich fühlen sich einsam – Jüngere genauso wie Ältere. Die gesundheitlichen Folgen sozialer Isolation sind oftmals gravierend.