Eine Frau sitzt auf einer Fensterbank und sieht aus dem Fenster.
ORF Vorarlberg
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Chronik

Gewalt gegen Kinder hat stark zugenommen

Während des „Lock-down“ wurden deutlich mehr Kinder Opfer von häuslicher Gewalt als im Vergleichszeitraum im Jahr davor. Auch insgesamt stieg die Zahl der Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt.

Mit dem „Lock-down“ in der CoV-Krise nahm in Oberösterreich die häusliche Gewalt vor allem gegen Kinder stark zu. So wurden dem Gewaltschutzzentrum OÖ 64 Fälle zugewiesen, wo ein Elternteil gegen den Nachwuchs rabiat geworden sein soll. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es 26.

472 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt

Im ersten Halbjahr 2020 musste die Polizei 472-mal wegen häuslicher Gewalt wie Nötigung, gefährliche Drohung, Körperverletzung und sexuelle Übergriffe ausrücken, was einer Steigerung zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 18 Prozent war, rechnete die Vorstandsvorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ, Sonja Ablinger, am Montag in einer Pressekonferenz in Linz vor.

Polizeinotruf öfter gewählt

Aber der Zuwachs bei den Betretungsverboten sei nicht allein auf einen Anstieg der Gewalt zurückzuführen. So hätten sich einige Frauen während des „Lock-down“ einfach nicht getraut, telefonisch Rat zu suchen, da der Peiniger daheim war. Auch konnten die Opfer nicht zu Nachbarn flüchten. Es blieb nur der Polizeinotruf, schilderte die Geschäftsführerin vom Gewaltschutzzentrum OÖ, Eva Schuh. „Die ganze Situation, das Ungewisse, die Angst der Existenzsicherung, Arbeitsplatzverlust – das war schon immer so, dass solche Situationen leider, wenn Gewaltbereitschaft da ist, auch zur Gewalt geführt haben“, so Schuh.

Auffällig viele minderjährige Anrufer

Auffällig viele Minderjährige suchten Hilfe und Schutz bei der Einrichtung. Deren Zahl ist von 15. März bis 30. Juni im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent auf 125 gestiegen. Grund für die Eskalationen in den eigenen vier Wänden sei die räumliche Nähe gewesen, so Ablinger.

Frauenhäuser voll

„Derzeit sind in Oberösterreich auch alle fünf Frauenhäuser bis auf den letzten Platz besetzt“, so Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ). Die vor dem „Lock-down“ zur Verfügung gestellten vier zusätzlichen Plätze, die eigentlich nur bis September bereitstehen sollten, werden daher über den Termin hinaus für mindestens ein halbes Jahr bestehen bleiben, so die Landesrätin. Derzeit gibt es 41 Plätze.

Einen generellen besorgniserregenden Trend registriere das Gewaltschutzzentrum seit mehreren Jahren: „Die Hochrisikofälle steigen massiv an, das heißt jene, bei denen Frauen verletzt oder getötet werden“, sagte Schuh.