Roboterarm als Kunstobjekt bei Ars Electronica
APA/BARBARA GINDL
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Kultur

Viel Neues bei Ars Electronica

„Wenn die Künstlerinnen und Künstler nicht zu uns kommen können, dann kommen wir zu ihnen“, so das Motto der Organisatoren der Ars Electronica, die am Montag eine CoV-bedingt runderneuerte Version des Festivals vorgestellt haben.

„Die Corona-Krise macht eine Linzer Festivalmeile mit 100.000 Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt unmöglich“, so Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica, in einer Pressekonferenz am Montag. Deswegen heiße für die von 9. bis 13. September stattfindende Ars Electronica 2020 neue Wege zu finden, denn das Festival ausfallen lassen sei keine Option gewesen. „Die Ars Electronica ist ja immer ein Diskursort und gerade in dieser großen Verunsicherung, in diesen vielen Umbrüchen brauchen wir genau solche Anlässe, damit wir all die Menschen weltweit, die sich darüber Gedanken machen, für ein paar Tage zusammenbringen können, um zu verhindern, dass in dieser Zeit der Isolierung auch unsere Ideen, Gedanken und unsere Visionen plötzlich isoliert werden und verkümmern.“

Festival an 120 Orten weltweit

Erstmals wird die Ars Electronica in diesem Jahr nicht nur in Linz, unter anderem am Campus der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), sondern an weiteren 120 Orten weltweit und parallel dazu auch im Netz stattfinden. Titel der diesjährigen Ars Electronica: „In Kepler’s gardens“ – eine Reise durch Keplers Gärten, durch die vernetzten Biotope und Ökosysteme, in denen weltweit an der Rettung unserer Zukunft gearbeitet wird, ist damit gemeint.

Dazu kommen eben aber nicht wie all die Jahre zuvor bis zu 100.000 internationale Gäste nach Linz, sondern Künstler, Wissenschafter und Institutionen vernetzen sich digital. Es soll eine Weltreise der Ideen werden, bei der die Ars als Reisebegleiter fungiere, sagte Veronika Liebl, Leiterin der EU-Projekte der Ars. Dabei stehen zwei Spannungsfelder, die sich in der CoV-Krise herauskristallisiert haben, im Vordergrund: Autonomie und Demokratie sowie Technologie und Ökologie.

Post-Komplex beim Bahnhof von oben
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In den vergangenen Jahren war die „Post City“ Ort der Ars Electronica, heuer zieht sie auf das Gelände der JKU .

„Es ist klar, die Pandemie hat unsere Welt verschoben“, so Kulturstadträtin Doris Lang-Mayrhofer (ÖVP). Daher werde in Keplers Gärten die Welt neu vermessen, wie Festivalleiter Martin Honzik ergänzte. Für Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) habe die Krise vor allem eines zutage gebracht: „Die Schwächen unserer Gesellschaft mit der Digitalisierung“. Die Ars Electronica könne hier als Prototyp für „eine Next-Level-Vernetztheit“ von realer und digitaler Welt gesehen werden, antwortete Stocker dem Bürgermeister, um Defizite zu beheben und damit die Ausgrenzung von Teilen der Gesellschaft zu vermeiden.

Das Festival startet am Mittwoch 9. September nur online, am Donnerstag beginnen die Veranstaltungen in Linz und von Freitag bis Sonntag finden Konferenzen und Ausstellungen auf dem Campus statt.

Heuer „alles anders““

Der neue Hausherr Unirektor Meinhard Lukas sprach von einer „immensen Herausforderung“. Nachdem vergangenes Jahr das Festival zum letzten Mal in der PostCity beim Linzer Hauptbahnhof stattgefunden hatte, wurde mit dem Uni-Campus nicht nur eine neue Location gefunden. Mit dem Ortswechsel von einem stillgelegten Postverteilzentrum in eine belebte Hochschule sei für ihn klar gewesen, dass „alles anders wird“.

Sicherheitssystem für Besucher in Linz

Durch das Coronavirus gelte dies zur Premiere erst recht, denn das Festival verlagere sich nicht komplett ins Netz, in Linz selber sind sehr wohl auch eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Daher wurde ein Sicherheitssystem für die Besucher entwickelt. So wird es drei Eingänge geben, an denen die Besucher zu fixen, sogenannten Picknick-Plätzen geführt werden. Von dort werden sie dann abgeholt und in Zehner-Gruppen durch Ausstellungen geführt. Zudem soll ein Contact Tracing für die maximale Aufenthaltsdauer von drei Stunden auf dem Unigelände eingeführt werden. Es werde „soziale verträglich“ sein, noch werde daran laut Stocker gearbeitet.

Große Konzertnacht mit Bruckner Orchester

Die Kunst-Uni wiederum schafft mit „‚Wilde-State‘, Räume, die unreglementiert sind“, wie Rektorin Brigitte Hütterer erklärte. Sie seien der wilde Garten von „Kepler’s Gardens“. Im Offenen Kulturhaus gibt es wie jedes Jahr die Cyber-Arts-Ausstellung und das Bruckner Orchester Linz (BOL) spielt zur „Große Konzertnacht“ auf. Die Aufführung werde laut BOL-Direktor Norbert Trawöger angelehnt an Ludwig van Beethovens „Fidelio-Material“, wo der Gefangenen-Chor singt: „Oh welche Lust, in freier Luft, den Atem leicht zu heben“.