Angehörige können nur über den Balkon mit einem Altersheim-Bewohner sprechen
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Chronik

Kritik an Einschränkungen in Alters- und Pflegheimen

Seit fast zwei Wochen sind wieder Besuche in den Alten- und Pflegeheimen möglich. Auch wenn die anfängliche Besuchswelle mittlerweile etwas abgeflaut ist, mehrt sich die Kritik von Bewohnern und Angehörigen, die gerne mehr Zeit miteinander hätten oder vor verschlossenen Türen stehen.

Täglich würden neue Beschwerden hinzukommen, heißt es von „Vertretungsnetz“. Diese Organisation setzt sich für die Freiheit und Selbstbestimmung für Menschen in Pflege- und Betreuungseinrichtungen ein. Bereichsleiter Wolfgang Buchegger sagt zu den Beschwerden von Heimbewohnern: „Die Betroffenen sind mobil, sind kognitiv durchaus in der Lage, die Sicherheitsbestimmungen außerhalb der Einrichtung einzuhalten und stehen dann vor verschlossenen Stationstüren bzw. vor verschlossenen Ausgängen.“

„Besuche nur mit Ankündigung und bei Schönwetter“

Auch von Angehörigen kommt Kritik. Obwohl das Besuchsverbot aufgehoben ist, fassen einzelne Heime die neuen Besuchsregeln zu streng, so Buchegger: „Seitens der Angehörigen ist die Situation oft so, dass Besuchszeiten streng limitiert werden. So kommen Besuche oft nur in Gartenbereichen mit telefonischer Vorankündigung und nur bei Schönwetter infrage. Hier gibt es dann auch oft noch Limitierungen auf zwei Angehörige, unter Umständen auch unter Anwesenheit von Pflegekräften.“

„Heimbewohner dürfen nicht eingesperrt werden“

Zwar zeige der Experte Verständnis, dass die Heime ihre Bewohner weiterhin schützen wollen, trotzdem dürfen Heimbewohner nicht eingesperrt werden: „Ich möchte aber auch anfügen, dass es in Oberösterreich durchaus auch andere Beispiele gibt. Es kann ein kontrollierter Ausgang stattfinden, die Leute können die Einrichtung verlassen, und es wird individuell auf mögliche Gefährdungen reagiert.“

Sollte sich die Kritik gegen ein Heim mehren, dann nimmt Vertretungsnetz mit der Heimleitung Kontakt auf, hilft dies nichts, kann es auch zu gerichtlichen Verfahren kommen, so der Experte. Aus einigen Heimen ist hören, dass die große Besuchswelle, nachdem das Verbot aufgehoben wurde, aber ohnehin wieder abflaut.