Abgepacktes Schweinefleisch aus einem Supermarkt
ORF.at/Roland Winkler
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Landwirtschaft

Sorge wegen Preisverfalls bei Fleisch

Die oberösterreichischen Schweine- und Rinderbauern leiden unter einem massiven Verfall der Erzeugerpreise für das Fleisch ihrer Tiere. Hauptgrund seien die vielfältigen Maßnahmen gegen das Coronavirus, sowohl im Inland als auch im Ausland, hieß es am Montag.

Die kurze Verschnaufpause für die Schweinebauern ist schon wieder vorbei, so Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse. Noch vor gar nicht so langer Zeit bekamen sie pro Kilo Schweinefleisch nur 1,30 Euro und mussten sogar noch Geld drauflegen, dann kam die Schweinepest und ließ den Preis zeitweise auf über zwei Euro pro Kilogramm steigen.

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Rieder Messe

Doch durch die Coronavirus-Krise ist das jetzt wieder vorbei, so Schlederer. Denn mit dem Stillstand von Gastronomie, Hotellerie und Kantinen sei die Nachfrage in Österreich drastisch zurückgegangen. Der in der Krise gestiegene Absatz in Privathaushalten sei zwar erfreulich, der Rückgang bei den gewerblichen Abnehmern könne dadurch aber nicht wettgemacht werden. Und zu allem Übel seien jetzt auch in China die Preise dramatisch gesunken, weil die US-amerikanische Schweineindustrie wegen des coronavirus-bedingten Stillstandes zu Hause weniger verkaufe und mit Dumpingpreisen in den chinesischen Markt fahre, so Schlederer. Er appelliert an den Handel, die Spirale nach unten nicht durch Lockangebote mit Schweinefleisch zu verstärken, denn die Zeche dafür hätten die Bauern zu zahlen.

ARGE Rind verschenkt Kochbücher

Bei den Rinderbauern hat die sich die Schließung von Gastronomie, Hotellerie und Kantinen sowie der Wegbruch von Exportmärkten noch schlimmer ausgewirkt, sagte Johannes Minihuber von der Rinderbörse im Interview mit ORF-Redakteur Ronald Meyer. Denn in Privathaushalten würden sich Köchinnen und Köche oft nicht übers Rindfleisch trauen. Um ihnen diese Angst zu nehmen, verschenke die ARGE Rind sogar 30.000 Kochbücher mit Rindfleischrezepten über den Handel.

Unterstützung von Handelsketten und Fleischverarbeiter

Außerdem wurde bereits Anfang April mit drei großen Handelsketten ein Stillhalteabkommen geschlossen, damit die Preise nicht weiter verfallen. Und der Fleischverarbeiter der größten Burgerkette Österreichs, der alleine gut 20 Prozent aller Rindervorderviertel Österreichs verarbeitet, hat trotz vorübergehendem Stillstand zugesagt, weiter den vereinbarten Qualitätsaufschlag zu bezahlen.

Dennoch wäre eine Unterstützung der Privathaushalte und der Gastronomie für heimisches Rindfleisch jetzt besonders wichtig, so Minihuber. Genauso wie eine finanzielle Unterstützung der EU, damit Rindfleisch tiefgefroren eingelagert werden kann, bis sich die Marktsituation wieder entspannt hat.