Tibor Foco
Bundeskriminalamt
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Chronik

Tibor Foco seit 25 Jahren verschwunden

Der Fall Tibor Foco zählt zu den spektakulärsten der österreichischen Kriminalgeschichte. 1986 soll er in Linz eine Frau getötet haben, seit seiner Flucht am 27. April vor 25 Jahren ist er spurlos verschwunden.

Im März 1986 war in Linz nahe der Westbahn eine Prostituierte erschossen worden, zuvor hatte man sie schwer misshandelt – nach Ansicht der Ermittler im Rotlichtetablissement von Tibor Foco. Der Ex-Rennfahrer hatte damals gerade versucht, in der Linzer Zuhälterszene Fuß zu fassen.

Mord stets geleugnet

Foco wurde angeklagt, leugnete den Mord aber stets. Eine für ihn arbeitende Prostituierte sagte in der Verhandlung aus, er und sein angeblicher Komplize hätten sie unter Bedrohung ihres eigenen Lebens gezwungen, das Opfer zu erschießen. Foco wurde schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt, sein Komplize zu 18 Jahren. Allerdings blieben immer Zweifel an dem Fall: Die Kronzeugin widerrief ihre Aussage später und behauptete, sie habe sie unter Druck der Polizei gemacht. Auch Geschworene aus dem Verfahren erklärten später öffentlich, sie seien irregeführt worden.

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Flucht während Studienausgangs

Foco selbst sah sich als Justizopfer und nahm unmittelbar nach der Verurteilung 1987 den Kampf um eine Revidierung des Urteils auf. Auch an der Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei gab es erhebliche Zweifel. Er begann im Gefängnis Jus zu studieren. 1995 nutzte er einen Studienausgang an die Linzer Johannes Kepler Universität für die Flucht. Dabei hatte er Hilfe: Insgesamt acht Personen wurden 1998 vom Landesgericht Linz wegen Befreiung eines Gefangenen zu bedingten Haftstrafen zwischen drei und acht Monaten verurteilt, darunter auch die Autorin des nun erschienenen Buchs „Die Wahrheit über die Flucht von Tibor Foco – Ich war dabei“ und die mittlerweile verstorbenen Eltern Focos.

Freispruch für angeblichen Komplizen

Focos angeblicher Komplize hatte – nachdem er bereits fünf von seinen 18 Jahren abgesessen hatte und Foco längst über alle Berge war – mit seinem Wiederaufnahmeantrag Erfolg. Sein Prozess wurde im September 1996 wiederholt und endete mit einem Freispruch. In der Folge wurde auch das Urteil gegen Tibor Foco am 28. Februar 1997 aufgehoben und der gesamte Fall nochmals aufgerollt. Im Juli 2000 erhob die Staatsanwaltschaft Linz neuerlich Anklage gegen ihn. Allerdings gab es keinen Prozess, weil ein Geschworenenprozess ohne Anwesenheit des Angeklagten nicht möglich ist.

„Austria’s Most Wanted“

Tibor Foco zählt weiterhin zu den meistgesuchten Personen bei Europol und teilt sich mit Friedrich Felzmann, der 2017 im steirischen Stiwoll zwei Personen erschossen haben soll, den Titel „Austria’s Most Wanted“.

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So könnte Tibor Foco heute aussehen

Da die letzten Fotos des mittlerweile 63-Jährigen aus der Zeit zwischen 1986 und 1993 – damals war er in den 30ern – stammen, hat das Bundeskriminalamt mittels eines Aging-Programms Bilder erstellt, die zeigen wie Foco heute aussehen könnte.

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Außerdem sind auf der BK-Fahndungsseite Stimm- und Handschriftenproben „als unveränderliche Merkmale einer Person“ abrufbar.