voestalpine in Linz
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Voestalpine rutschte in Verlustzone

Der schwächelnde Automarkt, dazu steigende Rohstoffpreise und jetzt auch noch das Coronavirus: All das setzt dem Geschäft der voestalpine zu. Der Konzern schrieb in den ersten drei Quartalen 2019/20 einen Nettoverlust.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 281,3 Millionen Euro erzielt worden. Die voestalpine leidet unter anderem unter der eklatanten Nachfrageschwäche in der Automobilindustrie. Auch steigende Eisenerzpreise bei gleichzeitig sinkenden Stahlpreisen sowie die im Zuge der internationalen Handelsstreitigkeiten eingeführten US-Importzölle auf Stahl und Aluminium machen dem Konzern zu schaffen.

„Eingetrübte“ Konjunktur

Hinzu addieren sich die Konjunktur, die sich in den ersten drei Geschäftsquartalen „zunehmend eingetrübt“ hat, sowie enorme Anlaufprobleme im US-Automotive-Werk in Cartersville (Georgia). Kurz vor Weihnachten musste die voestalpine aus den genannten Gründen einen Bedarf an zusätzlichen Sonderabschreibungen, Vorsorgen und Rückstellungen im Volumen von 360 Millionen Euro bekanntgeben.

Diese Sondereffekte belasteten den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des dritten Quartals den heutigen Angaben zufolge mit etwa 75 Millionen Euro (Vorsorgen) und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit rund 345 Millionen Euro (Abschreibungen und Vorsorgen).

Konzernchef Herbert Eibensteiner
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voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner

Das drückte das EBITDA der ersten neun Monate im Geschäftsjahr 2019/20 von 1,1 Milliarden Euro auf 837,2 Millionen Euro um gut 24 Prozent nach unten. Operativ schlug ein Verlust (EBIT) von 185,2 Millionen Euro zu Buche – im Vergleichszeitraum des Vorjahres schrieb die voestalpine hier noch 525,5 Millionen Euro Gewinn. Der Verlust je Aktie (EPS) beläuft sich im Berichtszeitraum auf 97 Cent, nach einem Gewinn von 1,4 Euro vor einem Jahr.

Der Umsatz verringerte sich von 9,9 auf 9,6 Milliarden Euro um 3,8 Prozent. Das sei auf „reduzierte Gesamtmengen“ zurückzuführen. Die voestalpine beschäftigte per Ende Dezember 49.838 Mitarbeiter (minus 3,2 Prozent).

Management hält an Ergebnisprognose für Gesamtjahr fest

An der in den vergangenen drei Monaten bereits zweimal gekappten Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2019/20 (per Ende März) hält das Management nun fest: Das EBITDA soll 1,2 Milliarden Euro erreichen (nach fast 1,6 Mrd. Euro 2018/19) und das EBIT soll „gerade noch positiv“ sein (Vorjahr: 779,4 Mio. Euro).

Die „Effizienz“ im US-Automobilwerk Cartersville habe durch die eingeleiteten Maßnahmen bereits gesteigert werden können. Für die Erreichung der ursprünglichen Planungsziele seien „jedoch weitere Optimierungsschritte notwendig“, hieß es am Donnerstag.

Sparprogramm soll helfen

„Gleichzeitig beginnen unsere in Umsetzung befindlichen Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme bereits Wirkung zu zeigen und wir sehen erste Anzeichen, dass es in einigen Geschäftsbereichen zu einer Stabilisierung der Nachfrage kommen könnte“, erklärte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner.

In diesen herausfordernden Zeiten erweise sich die breite technologische und regionale Aufstellung der voestalpine „als klare Stärke“, so Eibensteiner in einer Aussendung. Die Konzernbereiche Bahninfrastruktur, Luftfahrtindustrie, die Schweiß- oder Lagertechnik hätten über die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres hinweg „eine durchaus solide Entwicklung“ gezeigt.

Voestalpine-Aktien gewinnen trotz Nettoverlust

Die Aktien der heimischen voestalpine haben am frühen Donnerstagvormittag mit Aufschlägen tendiert, nachdem der heimische Stahlkonzern frische Zahlen vorgelegt hatte. Gegen 9.20 Uhr stiegen die Titel um 2,77 Prozent auf 23,73 Euro. Kurzzeitig waren sie auf über 24 Euro gestiegen.