Schlägerei unter Rockern in Bayern: Ex-Mitglieder in Linz vor Gericht, von hinten zu sehen
APA/KERSTIN SCHELLER
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CHRONIK

Haftstrafen: Schlägerei unter Rockern

Zwei Ex-Mitglieder der Rockergang United Tribuns sind am Freitag im Landesgericht Linz wegen einer brutalen Schlägerei in Bayern 2017 rechtskräftig zu Haftstrafen verurteilt worden.

Bei einem Streit um die Gründung eines Ablegers der Gang soll der Erstangeklagte mit einem Golfschläger zugeschlagen haben, wofür er für drei Jahre verurteilt wurde, eines unbedingt. Der Mitangeklagte erhielt zwei Jahre bedingt.

Grund: Gründung neuer Unterorganisation

Sah es noch am Vormittag so aus, als würde sich der Prozess in die Länge ziehen, ging es nach der Pause schnell. Letztendlich zeigten sich die beiden dann doch im Sinne der Anklage wegen absichtlich bzw. versuchter absichtlich schwerer Körperverletzung schuldig. Der Hauptangeklagte erhielt Haftaufschub bis April. Im Herbst 2017 wollte eine Gruppe von Männern in Schwabach offenbar eine neue Unterorganisation (Chapter) der United Tribuns gründen.

Im Kellerraum verprügelt

Der Keller eines Tattoo-Studios sollte als Klubheim dienen. Der Europapräsident der Gruppierung gab dem neuen Chapter aber nicht sein Okay. Die Gründer wurden daher – im Glauben, ihr Anliegen werde genehmigt – in den Kellerraum bestellt und dort verprügelt. Die beiden angeklagten Österreicher – mittlerweile nicht mehr United Tribuns-Mitglieder – und zwei weitere Freunde sollten den Deutschen „eine Lektion erteilen“, wie der Hauptangeklagte auch zugab.

Allerdings sei man nicht mit dem Vorsatz nach Schwabach gefahren, die anderen zu verprügeln. Man habe ihnen nur die „Farben“, Embleme und Utensilien der Vereinigung, abnehmen wollen, gab der 27-Jährige an. Doch die Situation sei „eskaliert“, meinte der Verteidiger. Es sei zu einer Massenschlägerei mit mehreren Verletzten gekommen.

Mit Golfschläger zugeschlagen

In dem Rockerclub würden eben „raue Sitten“ herrschen, die United Tribuns seien nun mal „kein Fischerverein“, argumentierte der Anwalt. Leugnete sein Mandant zu Prozessauftakt noch, mit einem Golfschläger zugeschlagen zu haben, gestand er im weiteren Verlauf dann doch mehr oder minder, in der „aufgeheizten Stimmung rundum geschlagen“ zu haben.

Der 23-jährige Mitangeklagte hatte sich ursprünglich nur der fahrlässigen Körperverletzung schuldig erklärt. Er habe lediglich einen Angriff mit einer Glasflasche abwehren wollen und daher zugeschlagen – allerdings nicht nur einmal, wie er zugab. Als eine „Notwehrüberschreitung“, wie es sein Verteidiger bezeichnete, wollte die Richterin diesen Angriff aber nicht werten.

Video zeigte Übergriff

Der muskulöse Mann habe auf den Kopf eines am Boden liegenden Kontrahenten eingetreten, dieser trug Prellungen von Kiefer und Jochbein davon. Der Übergriff war auch auf einem Video zu sehen, dem der Angeklagte nichts entgegenhalten konnte.

Wegen „Unzumutbarkeit“ abgelehnt

In Nürnberg sind im Zusammenhang mit der Causa bereits drei Männer zu Haftstrafen zwischen neun und 20 Monaten verurteilt worden. Teilnehmer der Schlägerei wurden für Freitag auch nach Linz zum Prozess geladen. Doch einige von ihnen hatten bereits im Vorfeld wegen „Unzumutbarkeit“ abgelehnt. Nach den plötzlichen Geständnissen, konnte auf ihr Erscheinen verzichtet werden.