Der scheidende Voestalpine-Konzernchef Wolfgang Eder
APA/Fotokerschi.at/Werner Kerschbaum
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Wirtschaft

Ära in voestalpine geht zu Ende

In der voestalpine ist am Mittwoch eine Ära zu Ende gegangen. Nach 15 Jahren an der Spitze des Unternehmens übergab Vorstandsvorsitzender Wolfgang Eder bei der Hauptversammlung sein Amt an seinen Nachfolger Herbert Eibensteiner.

2004, als Eder Vorstandsvorsitzender wurde, hatte das Unternehmen knapp 23.000 Beschäftigte, etwas mehr als ein Drittel im Ausland. Heute sind es weltweit knapp 52.000 Beschäftigte, von denen mehr als die Hälfte außerhalb Österreichs arbeitet. Internationalisierung, das war eine der Strategien Eders, um den Standort in Österreich abzusichern.

Der scheidende voestalpine-Konzernchef Wolfgang Eder
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Eder war seit 2004 Vorstandsvorsitzender der voestalpine

Eder kam 1978 als Jungjurist zur voestalpine, begleitet das Unternehmen also seit nunmehr 41 Jahren. 1995 wurde er – nach dem Börsengang der ehemals komplett verstaatlichten Voest – in den Vorstand berufen, ab 1. April 2004 war er Vorstandschef. In dieser Zeit hat er viel erlebt – und viel bewirkt. „Mich drückt nicht der große Abschiedsschmerz“, meinte der Konzernchef im ORF-Interview und im Gespräch mit der APA.

Eder bleibt der voestalpine weiter treu

„Natürlich hilft da auch der Wechsel in den Aufsichtsrat – somit ist nicht jede Nabelschnur durchtrennt, das macht’s sicher einfacher“, relativierte Eder. „Ich gehe als Vorstandsvorsitzender in die Hauptversammlung hinein und, wenn alles kommt wie geplant, gehe ich als Aufsichtsrat heraus – ein doch recht spezielles Gefühl.“ Nach einer „Abkühlphase“ von zwei Jahren soll Eder dem Gremium dann vorstehen.

Zukunftspläne bei Infineon Technologies

Untätig bleibt der Spitzenmanager also auch nach seinem Abgang als Konzernchef nicht. Seit Februar 2018 ist er zudem Mitglied im Aufsichtsrat des Halbleiterherstellers Infineon Technologies mit Sitz in München. „Geplant ist, dass ich dort, wenn ich bei der voestalpine als CEO ausgeschieden bin, relativ zügig den Vorsitz übernehme“, so Eder. Er überlege auch, ob er „neben den zwei Aufsichtsratsfunktionen noch eine dritte oder etwas Vergleichbares“ mache. Ob er in weiterer Zukunft etwa Präsident der Industriellenvereinigung (IV) werden will, entscheidet der Firmenlenker frühestens im Herbst.

Voestalpine-Chef Eder im Interview

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder spricht über die Herausforderungen, die dem Unternehmen in den künftigen Jahren bevorstehen werden.

Zunächst steht aber eine kurze Auszeit auf dem Programm: Eder geht jetzt im Sommer zehn Tage lang segeln nach Griechenland und wird dann auch – erstmals seit fast zwanzig Jahren – Zeit finden, zwei Wochen am Stück in Österreich zu verbringen. Als CEO war er quasi permanent mit dem Flugzeug unterwegs, nur die Wochenenden verbrachte er nach Möglichkeit zu Hause. Das war der Deal mit seiner Familie – Eder ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und eine Enkeltochter.

Anlass zum Reisen gab es zur Genüge. Die voestalpine treibt ihre Internationalisierung voran und ist an weltweit rund 500 Standorten aktiv. Von 2009 bis Mai 2014 war Eder – neben seiner Tätigkeit als Konzernchef – fast fünf Jahre lang Präsident des europäischen Stahlverbands Eurofer. Und von Oktober 2014 bis Oktober 2016 stand er als erster Präsident zwei aufeinanderfolgende Amtsperioden lang dem weltweiten Branchenverband der Stahlindustrie World Steel Association (worldsteel) vor.

Konzern unter Eder kräftig gewachsen

Unter der Führung Eders ist die voestalpine kräftig gewachsen – der Konzernumsatz hat sich von 4,6 Mrd. Euro (im Geschäftsjahr 2003/04) auf zuletzt 13,6 Mrd. Euro fast verdreifacht. Seit dem Börsengang (1995) vergrößerte sich auch der Personalstand wieder deutlich – von 15.000 auf knapp 52.000 Mitarbeiter. Darauf ist Eder seinen eigenen Angaben zufolge „stolz“. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (55 Prozent) ist außerhalb Österreichs tätig.

Wolfgang Eder und der neue voestalpine-Konzernchef Herbert Eibensteiner
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Wolfgang Eder und sein Nachfolger als voestalpine-Konzernchef, Herbert Eibensteiner

Mitte der Achtzigerjahre, als die voestalpine als Staatsbetrieb herbe Verluste schrieb und pleite war, hatte das Unternehmen noch etwa 85.000 Mitarbeiter auf der Payroll. Zurück in Richtung Gewinnzone war zunächst stark Personal abgebaut worden. Der Börsengang leitete die Privatisierung des ehemaligen Flaggschiffs der verstaatlichten Industrie in Österreich ein. Seit 2005 ist die voestalpine AG ein zu 100 Prozent an der Wiener Börse notiertes Unternehmen.

Rat für seinen Nachfolger

Der langjährige CEO gab dem neuen voestalpine-Chef Eibensteiner auch einen persönlichen Rat mit auf den Weg: „Ich hab ihm gesagt: Herbert, das Wichtigste ist, bleib der, der du bist – verändere dich nicht, nur weil das vielleicht jemand von dir erwartet“, so Eder im Gespräch mit der APA. „Man würde da auch an Glaubwürdigkeit verlieren.“ Der 67-Jährige blickt zufrieden auf seine Laufbahn zurück: „Das, was ich erleben durfte, da habe ich nicht zu klagen.“

Auch Nachfolger „Urgestein“ der voestalpine

Wolfgang Eders Nachfolger, Herbert Eibensteiner, ist seit 30 Dienstjahren bei der voestalpine und wie sein Vorgänger ein Urgestein des Konzerns. Sein Plan ist unter anderem, mit neuen Produkten zu punkten. „Zum Beispiel Stahl für die Flugzeugindustrie, aber auch für den Öl- und Gasbereich oder im Eisenbahninfrastrukturbereich“, so Eibensteiner.

Helfen könnte ihm dabei, dass er das Geschäft mit dem Stahl wie kaum ein anderer kennt. Seit 2014 hat Eibensteiner die Stahldivision geführt. Und die ist mit 11.000 Mitarbeitern die umsatzstärkste Divison der voestalpine und – nicht zu vergessen – das historische Herz des Unternehmens.